Liebe im Folk-Stil
Wie die Chefin des Chors des Nationalen Musikforums (Narodowe Forum Muzyki, NFM) bemerkt, ist der Titel der Publikation irreführend, denn "Folk Love" bedeutet nicht nur "Liebe nach volkstümlicher Art", sondern auch "Liebe zur Volksmusik". Nach dem Hörgenuss des zwei Stunden langen Musikmaterials kann man staunend die Augen und Ohren reiben, denn in Regionen, die über die ganze Landkarte Polens verteilt sind, steckt ein riesiges Musikpotential. Schade, dass es von den Interpreten der Unterhaltungsmusik in stark errangierten Varianten entdeckt wird. Vielleicht soll man endlich den Klassikern ihre Chance geben?
Agnieszka Franków-Żelazny, Chefin des Chors des NMF / fot. Łukasz Rajchert
Folk Love belauscht
Auf die Platte kamen Zyklen von Liedern, die Agnieszka Franków-Żelazny seit Jahren "belauscht" hat, oft kannte sie nur einzelne Stücke. "Ich habe mich für solche entschieden, die von alten Melodien inspiriert sind, oft weit entfernt vom klassischen Stil liegen, obwohl ihr Text, Rhythmus oder die für die jeweilige Region typische Musikskala beibehalten wurden," erzählt die Chormeisterin. Zu diesen Regionen gehören u.a. Warmia, Kaszuby, Kurpie, Wielkopolska, Śląsk, Podhale. Unter den Komponistennamen sind große Meister des 20. Jh. Vor allem Henryk Mikołaj Górecki und seine "5 Lieder aus Kurpien." "Wir beobachten darin einen für Górecki typischen Stil und zugleich eine auf triftige Weise dargelegte Volkstümlichkeit," erklärt Agnieszka Franków-Żelazny. Eine große Attraktion bildet auch die "Suite der Goralenlieder" von Bolesław Wallk-Walewski. "Der Komponist schuf eine Kompilation aus 14 Melodien, einen besonderen Ton verleiht dabei dem Werk die Stimme des Sängers des NFM – Bass von Maciej Adamczyk, der ein Gorale ist. – Die Solofragmente singt er mit der charakteristischen Volksstimme," betont die Dirigentin. Bemerkenswert sind aber auch die "Die 4 Hochzeitslieder aus der Lublin-Region" von Tadeusz Szeligowski oder "Suite von Warmia" von Romuald Twardowski.
Romantische, dramatische, frivole Liebe
Wie ist die Liebe nach volkstümlicher Art? Eine Antwort finden wir nicht nur in Musik, sondern auch in den Texten. "Alle Handeln von Liebe, jedoch mal direkter, mal weniger direkt," sagt offen Agnieszka Franków-Żelazny. "Das Gefühl kann sehr romantisch, dramatisch jedoch mitunter frivol sein," überzeugt sie. Die Liedertexte finden wir im Booklet, einen großen Vorzug bilden auch die englischen Übersetzungen der Reimen, die viel Arbeit und nahezu ethnographischer Recherche. "Denn wie erklärt man z.B. ein Vers wie "Spadnie robok, spadnie mucha/Jasiu powie, Kasia plucha," lacht die Chormeisterin. Übersetzt lauten sie "Falls bug and fly at drop of hat/Jasio says Kasia's slut."
Die Platte "Folk Love" erhalten wir und in der Philharmonie Wrocław. Man sollte sich überreden lassen, nicht nur anlässlich des Valentinstags, sondern der Liebe wegen. Der Liebe zu unserer Volksmusik natürlich.
Magdalena Talik
