Letztes Jahr kam auf den Markt das exzellente und zugleich subversive Buch des Grafikers Marcin Wicha "Jak przestałem kochać design" (Wie ich damit aufgehört habe, das Design zu lieben). Der Autor betrachtet darin die letzten vier Jahrzehnte der polnischen Gebrauchskunst und vermerkt mehrere triftige Beobachtungen. Leider oft durchaus traurige. "Design soll einschüchtern. Disziplinieren. Den Menschen auf den richtigen Platz zuweisen. Die Hierarchie beschützen." Bemerkt der Autor und behält in vielen Fällen Recht. Was soll man also machen, damit Design nicht mit Lancieren, Luxus oder Kunst für Kunst assoziiert wird?
Auf diese und viele andere Fragen antworten mit Sicherheit (mittels Ausstellungen, Treffen und Workshops) die Veranstalter der mittlerweile dritten Folge von Wroclove Design, dem Internationalen Festival der Guten Entwürfe, das am 18. Mai beginnt und bis zum 22. Mai an einem neuen Ort stattfindet – auf der noch unbenutzten Fläche des Einkaufszentrums Bielany Wrocławskie. Das diesjährige Motto lautet: "For sale: Design" und rückt die Aufmerksamkeit auf die echten Bedürfnisse der Menschen und darauf, wie man diesen entgegenkommt. In vielen Fällen entspricht die schöne Verpackung keinesfalls dem Wert des Produkts, dies trifft auch beim Essen zu. Eines der Themen, die bei Wroclove Design aufgegriffen werden, ist deshalb auch Food Design, es gibt allerdings auch spannende Angebote für Kinder (z.B. Workshops), Vorführungen von Design in der Technik (wir sehen u.a. das Mickyfon, das durch das polnische Kollektiv Pan Generator für Disney bereitgestellt wurde) und natürlich von Design in der Kunst.
Unter den mehreren geplanten Ausstellungen gehört wohl zu den attraktivsten die Ausstellung, die 150 Jahre Design in Österreich veranschaulicht (man denke nur an die geniale Wiener Sezession!). Für Interesse sorgen mit Sicherheit auch Treffen mit geladenen Gästen, darunter mit Robert Majkut, der als polnischer Philip Starck bezeichnet wird und für dessen Entwurf für das Interieur eines Luxuskinos die Chinesen ohne mit den Wimpern zu zucken 100 Tsd. Euro bezahlten. Heute ist das Kino in Peking ein richtiges Publikumsmagnet.