50. Festival – Es lebe Wratislavia!
Im August 1966 fand das erste Konzert des neuen Festivals Vratislavia Cantans (so war die damalige Schreibweise des Namens) statt, und wohl niemand, einschließlich des Ideengebers der Veranstaltung – des Dirigenten Andrzej Markowski - vermutete, dass das Projekt gleich ein halbes Jahrhundert dauern wird. Und sich zu einem der wichtigsten polnischen Festivals der ernsten Musik entwickelt. Das diesjährige Programm des Festivals wird ein Andenken an die Geschichte des Festivals (am 6 und 15. September sind zwei Konzerte mit gleichem Programm, wie für die Eröffnung und Abschluss 1966), aber auch ein attraktives Angebot für das Publikum von heute, das gerne nicht nur Klassik, sondern auch Experimente hört.
Ticketverkauf ab Freitag 20. März
Der genaue Plan der Konzerte ist schon bekannt (Sie finden ihn am 20. März auf der Seite des Festivals). – „Wir wollten das Programm lange im Voraus bekanntgeben, damit die Musikliebhaber aus Wroclaw sowie Gäste aus Polen und dem Ausland die Tickets rechtzeitig kaufen können“- erklärt Andrzej Kosendiak, Direktor des Festivals Wratislavia Cantans. Das ist eine wichtige Information, denn im Vorverkauf (also ab 20. März bis 1. Juli oder bis das Kontingent ausgeschöpft ist) sind die Konzerttickets sogar um die Hälfte billiger. Die meisten Veranstaltungen finden im Gebäude des Nationalen Musikforums statt – im Saal mit 1800 Plätzen und einem kleineren Kammersaal, es sind aber auch Konzerte in den Kirchen geplant (u.a. in der Kathedrale Hl. Maria Magdalena, der Hl. Kreuz-Stiftskirche) und historischen Sälen (an der Universität Wroclaw und im Rathaus).
Chor des Moskauer Patriarchats
Die Stimme in der Hauptrolle
Wie immer wird die menschliche Stimme bei Wratislavia Cantans die Hauptrolle spielen (im Namen des Festivals ist das Wort "Singend" wichtig), und im Programm finden sich Werke, die sie auf besondere Weise arrangieren. Eine große Sensation könnte der Auftritt des Chors des Moskauer Patriarchats werden (10. September), der für seine Interpretationen der sakralen Musik und die Pflege der umfangreichen Musiktradition des Ostens berühmt ist. Es ist bekannt, dass in Wroclaw die Künstler Werke großer russischen Meister, sowie populäre russische Nationallieder und Kosakenlieder singen werden.
Empfehlenswert für die Musikliebhaber ist auch das erste Oratorium von Georg Friedrich Händel - das Alexander-Fest mit Solisten, dem Chor aus Dresden und dem Barockorchester aus Wroclaw unter der Leitung von Paul Goodwin (8. September).
Es ist großartig, dass in Wroclaw auch Marcel Pérès auftreten wird, denn es gibt weltweit nur wenige Spezialisten für gregorianische Gesänge, die ihm gleichen. Während des Festivalkonzerts (12. September) stellt er zusammen mit seinem berühmten Ensemble Organum ein außergewöhnliches Programm mit Renaissancewerken in der byzantinischen und korsischen Tradition vor.
Mozartfans sollten unbedingt die Messe C-Moll unter der Leitung von Giovanni Antonini hören (13. September).
Der englische Dirigent Trevor Pinnock leitet die Deutsche Kammerphilharmonie aus Bremen/Fot. Tomasz Walków
Chopin regte für den Gesang an
In eine etwas andere Erlebniswelt entführt uns Olga Pasiecznik. Berühmte ukrainische Sopranistin, für die Polen seit Jahren die zweite Heimat ist, singt Arien aus Mozartopern während des Konzerts am 10. September mit der geschätzten Deutschen Kammerphilharmonie aus Bremen unter der Leitung des englischen Dirigenten Trevor Pinnock, weltberühmten Spezialisten für die alte Musik.
Exzellente portugiesische Pianistin Maria João Pires/fot. Felix Broede
Während desselben Konzerts hören wir auch (zum ersten Mal in Wroclaw) die berühmte portugiesische Pianistin Maria João Pires, deren Chopinaufnahmen in der Musikwelt besonders geschätzt sind (sie spielt auch das II Klavierkonzert von Chopin). Und das vokale Motiv? Selbstverständlich! Chopin regte doch seine Schüler an, dass sie besonders auf den Gesang achten (italienisches Cantabile).
Agata Zubel und Grammy-Spezialisten aus Chicago
Gesang wird auch das Leitmotiv des gemeinsamen Konzerts der Sängerin und Komponistin Agata Zubel und der Gruppe eighth blackbird – die sogar dreimal den Grammy-Preis gewonnen hat. Angeblich träumten die Musiker von eighth blackbird (es sind, anders als der Name vermuten lässt, nur sechs) von der Arbeit mit der Künstlerin aus Wroclaw.
Musiker von eighth blackbird verbinden Musik mit Theater
Das könnte einer der überraschenden Abende im Wratislavia Cantans werden (11. September), denn die amerikanischen Musiker sind für originelle Projekte und verrückte Ideen berühmt (mittels Instrumentenklänge die Tierwelt nachzuahmen, wofür sie Grammy bekamen).
Musiker von eighth blackbird brechen gerne die Konventionen
Einfach Zubin Mehta
Dieser Name sagt alles – kann man einfach über den indischen Dirigenten sagen, den die Musikfans auf der ganzen Welt lieben. In Wroclaw tritt er mit dem Israelischen Symphonieorchester auf, das am 7. September die monumentale IX Symphonie von Gustav Mahler spielt (auf der Bühne von NFM nehmen über 100 Musiker Platz!). Mit dem Ensemble aus Tel Aviv arbeitete Zubin Mehta fast 50 Jahre zusammen (jetzt trägt er den Ehrentitel des Maestro auf Lebenszeit dieser Gruppe). Die Übereinstimmung zwischen dem Dirigenten und dem Orchester ist absolut, so wird auch das Werk (das Mahler selbst nicht mehr vollständig hören konnte) erklingt mit der richtigen Kraft und Stil. Das ist nicht das Ende der Mahlermotive. Zum Abschluss von Wratislavia Cantans (19. September) erklingt die VIII Symphonie, genannt die Symphonie der Tausend. Auf der Bühne des Nationalen Musikforums erscheinen über 200 Künstler (neben dem Dirigenten, den Solisten und dem Orchester noch vier vereinigte Chöre).
Zubin Mehta dirigiert die Israelischen Symphoniker in Adagio aus der V Symphonie von Gustav Mahler
50. Festival Wratislavia Cantans dauert von 6 bis 19. September 2015. Die Tickets (die Preise schwanken zwischen 15 PLN und 300 PLN) u.a. über Internet auf der Seite www.bilety.nfm.wroclaw.pl, der Vorverkauf dauert vom 20. März bis 1. Juli, dann steigen die Preise.
