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  3. Geheimnisse des Breslauer Wappens [VIDEO]

Was kann man kurz über das Breslauer Wappen sagen? Zwei heilige Johannesse, ein Adler, ein Löwe und der Buchstabe "W". Man kann es an vielen Orten finden, natürlich am Rathaus, auf Schachtdeckeln der Abwässerkanälen oder Laternenpfosten. Was bedeuten seine Elemente, wie sind sie entstanden und was symbolisieren sie? Wir schreiben davon nicht zufällig, denn gerade hat Breslaus Stadtfest angefangen.

- Über unser Wappen kann man stundenlang sprechen. Es ist eines der wenigen, vielleicht sogar das einzige in diesem Teil Europas, das so oft sein Aussehen verändert hat. Es gibt Städte, die ihre Wappen überhaupt nicht modifiziert haben. Es war ein Zeichen der Selbstverwaltung und Herrscher sollten sich darin nicht einmischen - sagt Prof. Rościsław Żerelik, Mediävist an der Breslauer Universität und fügt hinzu, dass die Änderungen in der Symbolik auch Spezialisten irreführen können. Jede Epoche, Herrscher oder Bürger haben irgendwas ergänzt oder verändert.

Es begann mit einem Siegel aus dem 13. Jahrhundert

Zum ersten Mal erschien ein Wappen, das als Stadtwappen bezeichnet werden kann, während der Herrschaftszeit des Herzogs Heinrichs III. des Weißen auf dem Stadtsiegel aus den Jahren 1261-1262. Es war ein zweiköpfiger Adler. Ein Dokument mit diesem Siegel ist in Dresden erhalten geblieben. Interessanterweise stellte nach dem Zweiten Weltkrieg Prof. Karol Maleczyński, ein berühmter Breslauer Mediävist fest, dass es sich dabei um zwei Halbadler handelt, und im Jahr 1948 wurde ein Wappen aus dem halben polnischen weißen Adler und einem halben schwarzen Adler der schlesischen Piasten gestaltet. Es sollte die Rückkehr der Piastenstadt Breslau an das Vaterland symbolisieren. Andere Historiker meinten wiederum, es sei ein Fehler, denn der Adler aus dem 13. Jh. bestand nicht aus zwei Halbadlern, sondern es war ein Adler mit zwei Köpfen. Jedoch damals assoziierte man einen solchen Adler mit den Wappen der Besatzungsmächte.

Das erste Wappen

Allerdings schon bald verschwindet der zweiköpfige Adler aus den städtischen Siegeln und an seiner Stelle erscheint ein einköpfiger Adler, das Wappen der schlesischen Piasten, der dann zu einem festen Symbol Breslaus werden soll. Der Piastenadler wurde von der Schöffenbank und vom Vogt verwendet. Die gerade sich entwickelnde städtische Selbstverwaltung allerdings benutzte vom Beginn des 14. Jh. auf ihren Siegeln hl. Johannes den Täufer unter einem Tor (mit der Wahl der Darstellung gab es kein Problem, denn hl. Johannes der Täufer war der Schutzheilige der Kathedrale und des Breslauer Bistums). Mit der Zeit begann man auf den städtischen Siegeln nur das Haupt des hl. Johannes auf einer Schüssel darzustellen.

Gleichzeitig, im Jahr 1345 wurde im Rathaus die Kapelle des Evangelisten Johannes gestiftet, der gerade zum Schutzheiligen der Ratsherren geworden war, während hl. Johannes der Täufer zum Patron der Stadt erklärt wurde. Zur Symbolik der Stadt gehörten also zwei Heilige und ein Adler. Im 15. wurde noch der Buchstabe "W" hinzugefügt. Man nimmt an, dass er sich auf den Namen des Stadtgründers, des Herzogs Wratislav bezieht. Den Buchstaben "W" verwendeten städtische Beamten, die für die Verteidigung verantwortlich waren (er wurde auf den Schilden angebracht), sowie Stadtknechte, die für Ordnung sorgten. Mitte des 14. Jh. gelangte das Herzogtum Breslau unter böhmische Herrschaft und auch aus Böhmen kam der doppeltgeschwänzte Löwe zu uns.

Hl. Johannes Evangelist für die hl. Dorothea und eine Herde von über 200 Pferden

Anfangs lenkten die Böhmen ihre Aufmerksamkeit auf den Hauptschutzheiligen der Stadt sowie auf ihren Löwen . Das erste Wappen Breslaus aus dam 14. Jh. wurde vermutlich am Hof des Kaisers Karl IV. festgelegt. In den schräg gegenüberliegenden Feldern befindet sich das Haupt des hl. Johannes des Täufers, in zwei weiteren - der gekrönte böhmische Löwe. Zu sehen ist es nur an einem einzigen Ort der Welt – im Wappensaal der Burg Lauf bei Nürnberg.

Im Jahr 1526 kam Schlesien zusammen mit dem Königreich Böhmen unter die Herrschaft der Habsburger.

- Man kam damals auf die Idee, ein Wappen zu gestalten, das einer Großstadt, die Breslau damals war, würdig wäre. Entworfen wurde darauf ein Wappen mit fünf Feldern, mit zwei Heiligen, dem Piastenadler, dem Löwen und dem Buchstaben "W" – zählt Prof. Rościsław Żerelik auf.

Es ist allerdings ein Fehler unterlaufen. In der Wappenbeschreibung wurde der Evangelist Johannes irrtümlicherweise durch die hl. Dorothea ersetzt.

- Wie kam es zu diesem Fehler? Vielleicht, weil damals der alte und erfahrene Stadtschreiber von einem jungen und unerfahrenen ersetzt wurde und im Rathaus befand sich auch eine Herme mit Reliquien der hl. Dorothea - erzählt Prof. Rościsław Żerelik.

Was sollte man tun. Der Professor erzählt, dass die verärgerten Ratsherren, ihre Stadtkasse nahmen und nach Augsburg zum Vizekanzler des Kaisers Karl V. fuhren, wo der Fehler gegen Bares beseitigt wurde. Eines ist sicher, im Jahr 1530 kostete das Irrtum die Ratsherren ein Vermögen, für das man eine Herde von mehr als 200 Pferden kaufen konnte.

Zwischen 1530 und 1938 passiert mit dem Wappen gar nichts

In dieser Zeit wird das Wappen an vielen Orten in der Stadt benutzt. Es wird auf öffentlichen Gebäuden geschmiedet und gemeißelt. Es befindet sich auf Siegeln und wird in Büchern gedruckt. Im Laufe der Zeit verändert es sich leicht. Gegen Ende des 19. Jh. vereinheitlicht auf die Bitte der Stadtverwaltung der berühmte deutsche Heraldiker Otto Hupp die Wappenfelder.

- Allerdings in den 20er -30er Jahren des 20. Jh. begann man in Folge von diversen Modernismen mit dem Wappen zu experimentieren und manchmal sieht man noch so seltsame moderne Wappen aus der deutschen Zeit – sagt Prof. Rościsław Żerelik mit einem Lächeln.

Zu viele Heilige für die Nazis

Im Jahr 1938 stellten die Deutschen fest, im Wappen gäbe es zu viele slawische Motive und christliche Heilige. Es nervte sie der böhmische Löwe, da er ein Staat symbolisierte, den es im Prinzip nicht mehr gab. Lediglich der Piastenadler sorgte für keine Einwände, denn die Piasten hielt man für Landsleute, sprich für Deutsche, denn seit der Zeit Heinrichs des Bärtigen benutzte ein Teil der Piasten die deutsche Sprache.

Das neue nationalsozialistische Wappen Breslaus bestand aus zwei Feldern. Im oberen Teil wurde der Adler der schlesischen Piasten angebracht, in der preußischen, breit ausgelegten Variante. Im unteren Feld wiederum das Eiserne Kreuz, das 1813 in Breslau während der Befreiungskriege gegen Napoleon gestiftet wurde. Sein Autor war ein bekannter Propagandist des Nazideutschlands Hans Herbert Schweitzer-Mjölnir, deshalb ähnelte seine Struktur dem Wappen des Dritten Reiches – einem Adler mit dem Hackenkreuz in den Krallen.

Rückkehr zur Tradition

Interessanterweise gab es direkt nach dem Krieg einen kurzen Versuch, zum nationalistischen Wappen zurückzukehren, man hat lediglich den Namen Breslau in Wrocław geändert [das war ein einmaliger Einfall eines Krakauer Autors und wurde niemals in Breslau eingeführt]. Das traditionelle Fünffelderwappen kehrte nach Breslau bereits 1945 zurück. Da sich allerdings die Kommunisten von den Heiligen und dem böhmischen Löwen gestört fühlten, wurde das Wappen 1948 erneut geändert. Bis 1990 hatten wir im Wappen zwei Halbadler – den polnischen weißen sowie den schlesischen schwarzen.

Vorher hatte Breslau nach Warschau ein Fünffelderwappen geschickt, in dem der böhmische Löwe durch den polnischen Adler ersetzt wurde, jedoch auf Antrag des Stadtrates in einer Variante des Lubliner Komitees für Nationale Befreiung, der mit dem Staatsadler wenig gemeinsam hatte. Dieser Vorschlag fand jedoch in der Hauptstadt keine Zustimmung – erklärt der Professor.

1989, noch vor der Wahl wurde in Breslau eine Heraldische Kommission ins Leben berufen, die für die Stadt ein neues Wappen ausarbeiten sollte. Der neue Stadtrat entschied über das Wappen im Juni 1990. Ursprünglich blickte hl. Johannes der Täufer nach Vorne (en face). 1995 wurde dieses Wappen verändert und jetzt erscheint und der Heilige im Profil (manche sagen, es sei ein sog. Tatarenkopf).

Ist es heute leicht, an den Wappen "herumzubasteln", wenn die Breslauer z.B. etwas ergänzen oder ändern wollten?

- Es gibt keinen Grund, das Wappen zu ändern. Änderungen werden vom Stadtrat vorgeschlagen. Sie müssen von einer speziellen Kommission beim Ministerium für Verwaltung bestätigt werden. Leicht ist es nicht, denn die Kommission ist ziemlich streng und nur sehr selten ihre Zustimmung gibt - bemerkt Prof. Rościsław Żerelik.

 

Text und Bilder Jarek Ratajczak

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