Ein Peruaner in Wroclaw ist für Spanien zuständig

04.07.2016 00:00 |

Redakcja www.wroclaw.pl

Erik Maita steht stellvertretend für Ausländer, die nach Wroclaw kommen, um in einem internationalen Konzern zu arbeiten. Menschen wie er gibt es immer mehr. Einige haben eine andere Hautfarbe, sprechen nur wenige Worte Polnisch und versuchen, sich in Wroclaw einzuleben. Für Menschen wie Erik, ihre Familien und Arbeitgeber bereiten wir eine Art Ratgeber vor.

Erik Maita arbeitet seit 2016 bei der Google-Niederlassung in Wroclaw. Er ist 27 Jahre alt und stammt aus der peruanischen Hauptstadt Lima. Am meisten verbunden ist er mit den drei Städten, in denen er bereits gelebt hat - Cuzco in Süden Perus sowie an der Pazifikküste - Piura und Trujillo. Wenn er von seinem Land erzählt, sagt er, er kennt es wie seine Westentasche, denn seine Arbeit umfasste die Gründung von Startups. Im Ausland ist er seit 2013. Zuerst arbeitete er u.a. auf Costa Rica, dann ging er nach Frankreich, wo er neben der Arbeit auch studierte und sein Magisterstudium in Management und Markteting abgeschlossen hat.

"Peruanische" Beratung für Spanien

Erik Maita ist als Firmenberater für spanische Klein- und mittlere Unternehmen tätig, die über Google Werbung betreiben. Wenn er in eine neue Stadt, bzw. ein neues Land kommt, versucht er, einiges über die Geschichte zu erfahren. Er weiß, dass Wroclaw früher eine deutsche Stadt war. – „Es bringt mir viel, dass meine Freundin aus der Ukraine kommt. Sie erzählt mir über die Geschichte Mittel- Osteuropas“ - sagt Erik und fügt hinzu, dass er früher über Polen nur so viel wusste, dass das Land eine ähnliche Flagge hat, nämlich mit weiß-roten Farben. Im Juni 2016 hat die zweite Runde der Präsidentschaftswahl in Peru Pedro Pablo Kuczynski gewonnen, ein Geschäftsmann polnischer Abstammung (seine Großeltern waren polnische Juden aus Großpolen), der 2005-2006 als Prämierminister tätig war.

Er vermisst seine Freunde und das Essen

Zum ersten Mal kam er nach Wroclaw zum Vorstellungsgespräch im November 2015. Er wurde eingestellt, also kam er im Dezember wieder, um den Mietvertrag für seine Wohnung zu unterzeichnen. Dann kehrte er nach Peru zurück, machte 3 Wochen Urlaub und meldete sich am 15. Februar 2016 einsatzbereit in der Google-Niederlassung von Wroclaw. Als meine Eltern und Großeltern hörten, dass ich zum Arbeiten nach Wroclaw gehe, wussten sie gar nicht, wo das ist. – „Meine Mama fragte nur, ob ich mir wirklich keinen ferneren Arbeitsort aussuchen konnte [lacht]. Sie war überrascht, doch sie meinte, dass wenn mir das passt, dann soll ich auch fahren. Wir haben ausgemacht, dass ich ihr alles erzähle, wenn ich wieder da bin." Nach vier Monaten fehlen ihm am meisten die Freunde und das spezifische peruanische Essen. - />>Seit ich viel reise, kann ich schneller Freundschaften und Bekanntschaften knüpfen. Das kann man an neuen Orten gut brauchen. Was das Essen betrifft, da ich hier keine peruanischen Spezialitäten habe, schmecken mir mittlerweile die ruthensichen Piroggen und żurek (Mehlsuppe), im Brot serviert“ - fügt Erik hinzu. Ein Tag in Wroclaw Informationen über die Stadt bekam er von seinen Arbeitskollegen bei Google, die hier schon länger tätig sind. Die Firma half ihm außerdem bei den Formalitäten im Zusammenhang mit dem Visum und der Arbeitserlaubnis. Er wusste, dass es am wichtigsten ist, eine Wohnung zu finden. Die Angebote suchte er sich im Internet aus. Da er kein Polnisch kannte, benutzte er Google Translate. Erik beginnt seinen Tag um ca. 7.30 Uhr. Zu seinem Arbeitsplatz hat er von seiner Wohnung am pl. św. Macieja ca. 8 min Fußweg. In der Firma bleibt er bis 18.00. Frühstück und Mittagessen macht er in der Arbeit. Nach Feierabend geht er ins Fitnessstudio, das Abendessen isst er in der Stadt. Er wohnt in Nadodrze, in einem Haus, dessen Bewohner sich seit Jahren kennen. - />>Ich fühle mich sicher in Wroclaw. Ich bin noch nie in eine Situation geraten, in der mir wegen der Sprache oder meines Aussehens etwas Unangenehmes passieren würde. Mit der Vermieterin in Zeichensprache Die Dame, von der er die Wohnung mietet, spricht nur Polnisch, die Gespräche erfordern deshalb eine gewisse Mühe und Kreativität. - />>Wir helfen uns mit den Händen und irgendwie verständigen wir uns. Ich fand es so nett, weil sie mich zum Osternfrühstück zu sich nach Hause eingeladen hat“- erzählt Erik und fügt hinzu, dass er vorhat, einen Polnischkurs zu besuchen, weil er zurzeit nur wenige Wörter wie bitte, danke etc. kennt. - />>Wenn jemand so wie ich die Sprache nicht kennt und zum ersten Mal nach Wroclaw kommt, kommt er hier relativ schnell gut zurecht. Es gefällt mir, dass die Stadt nicht besonders groß ist und man alles gut mit dem Fahrrad erreichen kann. Etwas kompliziert finde ich das Fahren mit den Straßenbahnen, doch mit Bussen hatte ich keine Probleme. Mit den Taxifahrern kann man sich gut auf Englisch verständigen“- zählt Erik auf. Er erkündigt die Stadt Immer, wenn er Zeit und Lust hat, nimmt er das kulturelle Angebot der Stadt in Anspruch. Er war schon im Kino und beim Filmfestival. - "Ich weiß, dass Wroclaw grade die Europäische Kulturhauptstadt ist und in der Stadt viel los ist. Bei der Suche nach passenden Angeboten hilft ein Mitarbeiter von Google, der dafür zuständig ist. Ich gehe viel spazieren und lese die Plakate in den Straßen, das ist auch eine gute Informationsquelle" - fügt er hinzu. Was bringt ihm der Aufenthalt in Polen? - "Ich werde es wohl bis zum Schluss nicht wissen, was ich hier alles lernen kann. - Es war genauso, als ich in Frankreich war, ich konnte die dortige Kultur und die Leute kennenlernen, so ist es auch jetzt. Ich kenne Spanisch und Englisch und wenn ich Polnischgrundkenntnisse habe, kann ich leichter andere slawische Länder kennenlernen wie Russland oder Tschechien". Geld ist nicht alles Auf die Frage, ob Geld der Grund sei, Peru zu verlassen und sich einen Job in Europa zu suchen, sagt Erik, dass es nicht so ist. - />>Ich würde genauso viel in Südamerika verdienen. Ich bin ins Ausland gegangen, weil ich etwas Anderes, etwas Neues kennenlernen wollte. Reich zu sein bedeutet für mich, den Horizont zu erweitern, neue Menschen kennenzulernen und neue Orte für sich zu entdecken". Ausländische Mitarbeiter in Wroclaw [RATGEBER]

Immer mehr ausländische Spezialisten arbeiten in Wroclaw. Für sie, ihre Familien und Arbeitgeber bereiten wir eine Art Ratgeber vor. Die nächsten Artikel beschäftigen sich mit Themen wie der Umzug der ausländischen Mitarbeiter in der Praxis vom Standpunkt des Arbeitgebers, der Nachzug der Familienangehörigen eines ausländischen Mitarbeiters, Anfangskosten der Ausländer im Zusammenhang mit einem Umzug nach Wroclaw, Anmeldung einer Firma in Polen durch einen Ausländer sowie Mini-Ratgeber des Expaten - wie komme ich in Wroclaw zurecht.