Der Schriftsteller findet in Wroclaw ein Zuhause
- „Ich hoffe, dass wir mit dem heutigen Tag eine fantastische Arbeit beginnen und schließen uns somit den Städten an, die Kultur und kulturelles Erbe schützen“ – versichert die Vizepräsidentin Anna Szarycz. – „Es ist für uns sehr nützlich, Erfahrungen dieser Art zu sammeln und guten Willen zu zeigen, und dabei auch konkreten Menschen helfen“- bemerkt der Präsident Rafał Dutkiewicz. In der nächsten Zeit wird er entscheiden, wer von den Schriftstellern nach Wroclaw kommt. Der Literat bleibt in der Stadt für zwei Jahre.
ICORN für Verfolgte
Die Hauptstadt von Niederschlesien schließt sich den 50 Städten Europas an, die schon heute ein Zuhause für Schriftsteller oder Journalisten bieten. ICORN (Internationales Netzwerk der Städte der Zuflucht) ist eine unabhängige Organisation mit dem Sitz im norwegischen Stavanger, die sich für verfolgte Schriftsteller einsetzt und somit für die Meinungsfreiheit und Idee der Solidarität tätig ist. Sie vereinigt Partnerstädte. – „Die Stärke des ICORN-Netzwerkes besteht darin, dass jede unserer Mitgliedstädte einzigartig ist und das ist gleichzeitig eine große Herausforderung und große Kraft“- bemerkt Helge Lunde. – „Bei der Wahl des Schriftstellers ist es wichtig, dass er zum jeweiligen Ort passt, an dem er tätig sein wird“ - fügt Helge Lunde hinzu. Der Chef von ICORN hat keine Zweifel, dass Wroclaw als eine internationale Stadt, in der die Bezüge u.a. zur Idee der Solidarität stark sind, eine fantastische Wahl darstellt.
Swetlana Alexijewitsch, das berühmteste Schützling
Die berühmteste Schriftstellerin, die in den letzten Jahren von ICORN unterstützt wurde, ist die diesjährige Nobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch, die zwischen 2006 und 2008 im schwedischen Göteborg lebte und schrieb. – „Wir sind immer noch mit ihr im Kontakt“ – sagt Helge Lunde, Geschäftsführer von ICORN und fügt hinzu, dass nicht alle, wie die Weißrussin die Möglichkeit haben, nach Hause zurückzukehren. Dier Organisation kümmert sich auch um die Marokkanerin Zineb el Rhazoui, Herausgeberin der bekannten Zeitschrift "Charlie Hebdo", die während des dramatischen Vorfalls im Januar 2015 (als 12 Mitarbeiter der Redaktion ermordet wurden) im Urlaub war. – „Anschließend konnte sie an keinem Ort länger als einen Tag wohnen“ – erklärt Helge Lunde. Auf der Internetseite von ICORN finden wir viele schriftstellerisch tätige Menschen, die durch politische Begebenheiten zur Immigration gezwungen wurden. Unter ihnen ist u.a. die afghanische Dichterin Norwan (es ist ein Pseudonym), die seit 2011 im norwegischen Stavanger lebt, oder Mamon Ali Jabari aus Syrien (sein Aufenthaltsort wird aus Sicherheitsgründen nicht genannt).