Eine solide Vorführung der Barockmusik, Konzert des charismatischen Cellisten, oder vielleicht ein Recital eines Pianofortekünstlers bzw. eine vollblutige sinfonische Vision der Weltschöpfung. Zur Eröffnung des diesjährigen 49. Festivals Wratislavia Cantans bleiben noch fast zwei Monate (Start 5. September, Finale am 14. September), man kann allerdings schon jetzt planen, was eher nicht verpasst werden sollte.
Unumstrittene Hits
Auf jeden Fall die Eröffnung (5. September in der Kirche Hl. Maria Magdalena). Nicht nur deshalb, weil unter der Leitung des neuen künstlerischen Chefs des Festivals - Giovanni Antonini (es spielt auch seine Band Il Giardino Armonico), sondern vor allem aufgrund des Repertoires – es gibt zwei Magnificats zweier Barockgiganten – Bach und Vivaldi. Und es wird interessant sein, das ist schon mehr als sicher.
Möglicherweise wird sich das Konzert des Cellisten Giovanni Sollima als eines the best of des Festivals herausstellen. Den gebürtigen Sizilianer (geboren in Palermo) kann man entweder nicht ausstehen, oder sich in sein Spiel und Temperament verlieben. Eines von beiden. Wie es im Zisterzienserkloster in Lubiąż (dt. Leubus, 6. September) sein wird, weiß man nicht, er ruft allerdings das Konzert von Cecilia Bartoli vor einem Jahrzehnt in Erinnerung. Angeblich sang sie nicht in der Kirche, weil ihre Stimme zu sinnlich klang. Werden die Leubuser Gemäuer den leidenschaftlichen Sollima verkraften? Wir werden es sehen und hören.
Wir sind stolz auf Herrn GGG
Ihr lobt das Fremde, könnt doch auch das Einheimische loben. Vor allem, wenn es wirklich gut ist, und für die Kompositionen des polnischen Barockmeisters Grzegorz Gerwazy Gorczycki braucht man sich in der Tat nicht zu schämen, zumal sie in Europa, wo solche Neuigkeiten besonders willkommen sind, schon jetzt mit großem Interesse gehört werden. Es wäre schön, wenn es auch in der Heimat von GGG der Fall sein wird. Eine willkommene Stütze bietet dabei Andrzej Kosendiak, der bereits ein großartiges Album mit Gorczyckis Werken aufgenommen hat und am 9. September im Dom wird er zusammen mit Musikern und Sängern das Material der Platte präsentieren.
Die Welt besteht nicht nur aus dem Klavier. Denn früher schätzte man auch seine Vorfahren, wie etwa das Pianoforte, von Bartolomeo Christofori um die Wende des 17. und 18. Jahrhunderts konstruiert. Kristian Bezuidenhout gilt heute als der größte Botschafter dieses außergewöhnlichen Zeitvehikels, das uns die Möglichkeit gibt, Werke von Haydn und Mozart (12. September im Gebäude der Alten Börse) in ähnlichen Klängen zu hören, wie zu den Lebzeiten der großen Komponisten.
Ein Mystiker, ein Mensch, in die Töne vertieft und gleichzeitig außergewöhnlich organisiert und konkret. Die Rede ist von Philippe Herreweghe. Der belgische Dirigent gastierte in Breslau noch im Winter dieses Jahres während der Bachakademie, kommt diesmal mit einem Programm des englischen Barden der Barockzeit - Henry Purcell. Unter den Raritäten Ode an den Tag der Hl. Cäcilia (Schutzheilige der Musik) "Hail, bright Cecilia". Beginn 13. September in der Kirche Hl. Maria Magdalena.
McMaestro erschafft die Welt in (mehr als) zwei Stunden
Paul McCreesh muss man einfach mögen. Vor allem, wenn er die "Schöpfung", das umfangreiche Oratorium von Joseph Haydn in englischer Version (es gibt auch eine deutsche) leitet. Er hat sie bereits als Platte publiziert und schon ein Mal in Breslau dirigiert, jedoch von dieser Aufführung kann man nie genug haben. Insbesondere, wenn der englische Dirigent erklärt, wie bei Haydn die Erde unter der Last der Tiere seufzt oder wie die majestätische Sonne auf dem Himmel erscheint. Unter den Künstlern gibt es Solisten, das Orchester Gabrieli Players und den Chor der Breslauer Philharmonie. Und das alles in der Kirche Hl. Maria Magdalena am 14. September zum Abschluss des Festivals.
Wratislavia momentan ohne günstiges Ticketkontingent
Durch die gesamten Sommerferien bis September bleiben die Preise für die Festivaltickets gleich, leider gleich hoch (Eintrittskarten in die für das Publikum am meisten begehrten Konzerte in der Kirche Hl. Maria Magdalena kosten 110 PLN - normal, und 90 PLN - ermäßigt, für die günstigeren dementsprechend 70 PLN bis 50 PLN). Die Veranstalter planen vorerst kein Kontingent von Billigtickets, jedoch eine günstigere Möglichkeit, die Konzerte zu besuchen, wird es mit Sicherheit noch geben. Dies gehört mittlerweile zur Tradition des Festivals, obwohl wir heute immer weniger Musikliebhaber finden, die günstige Tickets für mehrere Konzerte kaufen. Viele Menschen werden eher maximal zwei, drei Konzerte besuchen. Denn immer öfters wird das Geldbeutel nach den Sommerferien deutlich schlanker.
Information über Konzerttermine und Programmdetails unter www.wratislaviacantans.pl
Magdalena Talik