Eine Renaissance erleben gerade Bildbände über Wroclaw, in denen schwarz-weiße Fotos aus Breslau der Vorkriegszeit neben Abbildungen der Nachkriegszeit, bzw. aktuellen Fotos vorgeführt werden, um zu zeigen, wie sehr sich die Stadt in den letzten Jahrzehnten verändert hat. Eine ausgezeichnete Gelegenheit für die Liebhaber der Geschichte Niederschlesiens bietet sich dabei gerade im Nationalmuseum, mit zwei parallel laufenden Ausstellungen. Die erste - "Erinnerungscodes" – veranschaulicht die Ikonographie Schlesiens in grafischen Werken und Zeichnungen vom 18. bis Anfang des 20. Jh., die zweite wiederum - "Petit Tour. Ansichten Schlesiens" – Porzellanstücke (mit Ansichten schlesischer Orte) aus den Beständen des Nationalmuseums.
Schlesien, erzählt in schönen Bildern
Die Ausstellung "Erinnerungscodes" wird nicht nur Fremdenführer erfreuen, die Ausflüge durch Niederschlesien begleiten, sondern auch Menschen, die selbst gerne die Ortschaften der Region besichtigen. Auf den 400 Zeichnungen und Grafiken, die wir zu sehen bekommen, findet man Veduten (d.h. Stadtansichten) u.a. von Legnica, Racibórz, Głogówek, Paczków, Grodkowo, aber auch Gebirgszüge (vor allem Riesengebirge, Schneekoppe, Wasserfälle auf den Flüssen Kochel und Zackerle), Schlösser im Hirschberger Tal und die heute überaus beliebte Industriearchitektur, jedoch in diesem Fall aus Oberschlesien.
- „Verfolgt man die Entstehung der Schlösser, Burgen und Kurhotels und dann ihre Ruin oder den langsamen Verfall, so sind vor allem die Bauten bemerkenswert, die in den letzten Jahren ihre zweite Chance bekommen haben. Sie bekommen ihren alten Glanz wieder, fügen sich erneut in die Landschaft ein und bilden somit neue "Erinnerungscodes" für die nächsten Generationen“- bemerkt Ewa Halawa, Kuratorin der Ausstellung "Erinnerungscodes".
Die Ausstellung der Grafiken, die selten der Öffentlichkeit gezeigt werden, sehen wir ab Dienstag, den 8. Dezember bis Ende Januar.
Porzellanlandschaften
Die Zwillingsausstellung zu den "Erinnerungscodes" bildet "Petit Tour. Ansichten Schlesiens ". Woher kam der Name "Kleine Tour"? Im 18. und noch bis Mitte des 19. Jh. veranstalteten die Jugend aus gutem Hause eine Tour - bzw. Bildungsreise, um die eigene Region besser kennenzulernen. Während dieser landeskundlichen Ausflüge wurden nicht nur die Bauwerke und die Schönheit der Natur bewundert, sondern auch Einkäufe betätigt. Die Souvenirs würden sicherlich die Sammler von heute begeistern, die über den allgegenwärtigen Überfluss des chinesischen Schnickschnacks schimpfen. Denn von den Fahrten in die Kurorte und den Bergwanderungen brachte man Porzellan aus Meißen oder Berlin, reich verziert mit den Ansichten der besuchten Orte. In der Ausstellung sehen wir mehrere Dutzend Geschirrstücke (die meisten sind Tassen und Teller) mit den berühmtesten schlesischen Motiven, wie etwa die Schneekoppe.
Die Ausstellung ist ab Dienstag, 8. September bis Ende Januar 2016 geöffnet.
Die Tickets kosten ab 1 PLN (Sondertickets für Studentengruppen) bis 15 PLN (normal).