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Kardinal Kominek in Rom [FOTOS]

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Vor fünfzig Jahren, im Jahr 1965 verfasste der Metropolit von Wroclaw Bolesław Kominek den "Hirtenbrief der polnischen Bischöfe an ihre deutschen Amtsbrüder", mit den berühmten Worten "wir gewähren Vergebung und bitten um Vergebung". Es war der erste Versuch der Versöhnung der Völker nach dem 2. Weltkrieg. Die Ausstellung, die in Rom besichtigt werden kann, erinnert an dieses Ereignis im Kontext des Weges zur deutsch-polnischer Versöhnung. Die Ausstellungseröffnung erfolgte am Freitag Abend in den Vatikanischen Museen unter Anwesenheit s. Em. Piotr Nowina-Konopka, außerordentlichen und bevollmächtigten Botschafter der Republik Polen beim Heiligen Stuhl und dem Malteserorden.

Der erste Metropolit Wroclaws der Nachkriegszeit wird vielleicht schon in wenigen Jahren in den Kreis der Gründerväter Europas aufgenommen. Die Initiative, diesen außergewöhnlichen Würdenträger aus Wroclaw in ganz Europa vorzustellen, stammt vom Präsidenten der Stadt Wroclaws. Es entstand darauf die Ausstellung "Verzeihung und Versöhnung. Kardinal Kominek. Der unbekannte Gründervater Europas". Sie kann in Rom, in den Vatikanischen Museen vom 23. Oktober bis 7. Dezember besichtigt werden. Anschließend wird die Ausstellung in Berlin, Wroclaw und Brüssel gezeigt. Die Regierung von Wroclaw wünscht sich, dass das Europaparlament ihre Idee aufgreifen würde, Kardinal Kominek in den Kreis der Gründerväter Europas aufzunehmen. Im Jahr 2015 feiern wir den fünfzigsten Jahrestag des berühmten Hirtenbriefes, nächstes Jahr wird Wroclaw die Europäische Kulturhauptstadt, es ist somit die beste Gelegenheit, an den Beitrag Kardinals Kominek für den Bau der europäischen Gemeinschaft zu erinnern.

Die Ausstellung wurde gemeinsam mit dem Europa-Museum vorbereitet, das sich bereits u.a. an den Vorbereitungen der Ausstellung „Europa – das ist unsere Geschichte” beteiligt hatte. In ihrem ersten Teil sehen die Besucher Kunstwerke, die das Thema des Krieges und der Versöhnung rezipieren Es handelt sich dabei um Skulpturen des deutschen Künstlers Alexander Polzins "Requiem" über den "Doppelten Engel". Weitere Folgen sind dem 2. Weltkrieg und den Erfahrungen Kardinals Kominek, der stalinistischen Ära und dem Weg zur Versöhnung gewidmet.

Der wiederentdeckte Gründervater Europas

Kardinal Bolesław Kominek kam im Oktober 1956 in Wroclaw an. Die Ernennung zum Bischof und das Amt des Administrators in Wroclaw erhielt er allerdings schon fünf Jahre früher. Er durfte damals noch nicht nach Niederschlesien reisen und erhielt die Bischofsweihe heimlich am 10. Oktober 1954 in Przemyśl. Erst am 28. Juni 1972 wurde er zum rechtmäßigen Erzbischof von Wroclaw, dem ersten seit dem Tod Adolf Bertrams im Jahr 1945.

Er nahm an der ersten und vierten Sitzung des des Zweiten Vatikanischen Konzils teil. Er war Hauptverfasser und einer der Ideengeber des „Hirtenbriefes der polnischen Bischöfe an ihre deutschen Amtsbrüder”, der am 18. November 1965 geschrieben wurde und den polnischen und deutschen Bischöfen die erste Möglichkeit zur Annäherung bot. In diesem Dokument schildern die polnischen Würdenträger die schwierige Geschichte der polnisch-deutschen Beziehungen, laden das deutsche Episkopat zu Feierlichkeiten anlässlich des 1000jährigen Jubiläums des Christentums in Polen im Jahr 1966 ein und rufen zur Versöhnung: "In diesem allerchristlichsten und zugleich sehr menschlichen Geist strecken wir unsere Hände zu Ihnen hin in den Bänken des zu Ende gehenden Konzils, gewähren Vergebung und bitten um Vergebung". Die Verfassung des „Hirtenbriefes…” stieß auf scharfen Widerstand seitens der kommunistischen Machthaber und führte zu Repressionen gegenüber der Kirche in Polen. Die deutschen Bischöffe haben auf den Hirtenbrief am 5. Dezember 1965 geantwortet.

Der Hirtenbrief erwies sich als besonders wichtig im Prozess der Rückkehr Polens nach Europa. Dies bestätigt u.a. eine Notiz Kardinals Kominek an den Kardinal Wyszyński: " Die Redensart darf nicht nationalistisch sein, sondern europäisch im tiefsten Sinne dieses Begriffs. Europa bedeutet Zukunft – die Nationalismen sind von gestern. (...) Die Vertiefung der Diskussion über die Gestaltung einer föderalen Lösung für alle Völker Europas, u.a. durch langsamen Verzicht auf nationale Souveränität in Fragen der Sicherheit, Wirtschaft und Auslandspolitik” (nach: B. Kerski, T. Kycia, R. Żurek, "Przebaczamy und prosimy o przebaczenie"” [Wir vergeben und bitten um Vergebung], Olsztyn 2006, S. 52- 53).

In den Jahren 1971–1974 bekleidete Kardinal Bolesław Kominek das Amt des Vize-Vorsitzenden des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE). Vom Papst Paul VI. wurde er am 5. März 1973 zum Kardinal ernannt. Er starb in Wroclaw ein Jahr später. Bestattet wurde er in der Erzkathedrale von Wroclaw.

Kardinal Bolesław Kominek kann im Jahr 2015 in den Kreis der Gründerväter Europas aufgenommen werden, zu denen auch Konrad Adenauer, Joseph Bech, Johan Willem Beyen, Winston Churchill, Alcide De Gasperi, Walter Hallstein, Sicco Mansholt, Jean Monnet, Robert Schuman, Paul-Henri Spaak und Altiero Spinelli zählen.

Fotos: UM Wroclaw

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