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  4. Jan Lebenstein im Breslauer Nationalmuseum

Ungeheuerliche, fantastische Tiergestalten, geheimnisvolle Figuren, grotesk-makabre Illustrationen zum Roman "Farm der Tiere" von George Orwell – die berühmtesten Arbeiten von Jan Lebenstein sind in der am 2. April eröffneten Ausstellung im Nationalmuseum in Breslau zu sehen.

Das Breslauer Museum besitzt eine der landesweit größten Sammlungen der Werke von Lebenstein. In der Ausstellung bekommen wir sogar 126 Arbeiten zu sehen - Ölgemälde, Zeichnungen, Lithografien und Gouachen. Die Sammlung wurde kontinuierlich von Mariusz Hermansdorfer, dem ehemaligen Direktor des Nationalmuseums aufgebaut. Er war mit Jan Lebenstein befreundet, besuchte ihn in Paris, einige Arbeiten, die er vom Künstler geschenkt bekommen hatte, schmuggelte er im Handgepäck.

- Diese Ausstellung gehört zu den wichtigsten Veranstaltungen in diesem Jahr - betont Piotr Oszczanowski, Direktor des Nationalmuseums. – Ohne das persönliche Engagement von Mariusz Hermansdorfer hätte es weder die Sammlung, noch die Ausstellung gegeben – konstatiert er.

Jan Lebenstein gehört zu den größten polnischen Künstlern der Gegenwart. Er ist 1930 in Brześć Litewski geboren und starb im Jahr 1999 in Krakau. Er studierte an der Warschauer Akademie für Schöne Künste bei Artur Nacht - Samborski. Sein Debüt erlebte er 1955 in der Gesamtpolnischen Ausstellung der Jungen Kunst im Warschauer Arsenal. Er stellte dort Landschaften von Rembertow bei Warschau aus, in denen die Kritiker eine Inspiration an der Kunst von Utrillo zu erkennen glaubten. Ende der 50-er Jahre begann er den Zyklus der "gezeichneten Figuren", versuchte dabei, die menschliche Gestalt in das Rechteck eines Millimeterpapierblatts einzufügen. Die Serie "Achsenfiguren“ versinnbildlichte sein Ego, das Verständnis für das Wesen des Lebens, der Existenz, des Todes und der Erotik. Für diesen Zyklus erhielt er 1959 das Grand Prix auf der 1. Internationalen Biennale der Jungen Malerei in Paris.

1960 lies er sich in Paris nieder, ein Jahr später wurde dort seine große monografische Ausstellung im Museé d' Art Moderne de la Ville de Paris veranstaltet. Der Entschluss, in Frankreich zu bleiben, enge Kontakte mit der Welt der in Paris herausgegebenen polnischsprachigen Zeitschrift "Kultura", sowie zu Schriftstellern, die in Polen mit Publikationsverbot belegt wurden, hatten zu Folge, dass die polnischen Museen und Galerien seine Arbeiten nicht mehr ausgestellt haben, auch der Künstler selbst hat offizielle Kontakte mit Institutionen der Volksrepublik gemieden.

Auch die erste Ausstellung Lebensteins in Polen wurde im Jahr 1977 im Nationalmuseum in Breslau veranstaltet.

Die aktuelle Ausstellung ist eine Retrospektive seines Schaffens. Die Kuratorin Magdalena Szafkowska zeigt die Arbeiten des Künstlers in chronologischer Reihenfolge.

- Wir zeigen die frühesten Arbeiten aus Rembertów, die man für eine Ankündigung des späteren Stils des Künstlers gehalten hat – sagt Magdalena Szafkowska. – Sie waren sein Debüt, er ist ihnen jedoch nicht treu geblieben. Wir wollten einen Schnitt durch die Verzweigungen und Wege seines Talents veranschaulichen. Lebenstein war eigen, einzigartig, einmalig in seiner Art. Er hat niemanden nachgeahmt, hat seine eigene Kunst geschaffen.

In der Ausstellung sehen wir seine berühmtesten Serien: "Landschaften", "Figuren im Inneren", "Gezeichnete Figuren", "Achsenfiguren", "Ungeheuerliche Tiere", Kompositionen, inspiriert durch die griechische und römische Mythologie, durch das Gemälde von Böcklin "Die Toteninsel" sowie das poetische fin de siècle. Die Besucher bekommen außerdem die Illustrationen für die "Farm der Tiere" von Orwell, das "Buch Hiob" und die "Johannes-Apokalypse" zu sehen.

- Zum ersten Mal sehen wir die Illustrationen für die "Farm der Tiere" mit vollständigen Titeln. Früher wurden sie als "Komposition 1", " Komposition 2" beschriftet – erzählt die Kuratorin. In der Ausstellung finden sich auch Lithographien – Illustrationen für das "Tal der Issa" von Czesław Miłosz.

- Seine Bilder mögen auf den ersten Blick monochrom erscheinen, betrachtet man sie allerdings genauer, entdeckt man wunderbare Bronzenuancen, in denen rote oder grüne Akzente erscheinen – erzählt Magdalena Szafkowska.

Lebensteins Bilder offenbaren die Faszinationen des Künstlers – für die Kunst der Sumerer aus dem alten Mesopotamien, für Paläontologie – in seinen Arbeiten rekonstruierte er fantastische, im Felsen abgedrückte Tiere, Ammoniten. Er interessierte sich auch für die dunkle Seite des Menschen, für seine tierische, ursprüngliche Natur. Deshalb erscheinen auf seinen Leinwänden Gestalten mit tierischen Gesichtszügen, Frauen, die an Katzen erinnern. Bunter zeigen sich seine Visionen in Gouachetechnik. Seine Phantasmagorien beruhten auf zwei Apokalypsen. Auf der, die er im Jahr 1939 selbst erlebte und der Johannes-Apokalypse. Indem er sie malte, wurde er unbeabsichtigt zum Epigonen von Dürer und Bosch.

– Es ist nicht die letzte Ausstellung dieses Künstlers im Nationalmuseum - versichert Piotr Oszczanowski. – Die Empfindung für seine Kunst ändert sich, sie selbst bleibt allerdings immer noch lesbar, sowohl für den polnischen als auch einen ausländischen Adressaten. Lebenstein verwendet eine universale Sprache und daher seine Einzigartigkeit.

Agnieszka Kołodyńska

Jan Lebenstein. Gemälde und Gouachen aus der Sammlung des Nationalmuseums in Breslau, Ausstellung bis 10. August geöffnet.

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