Die Teilnehmer des Workshops arbeiten gemeinsam an einem Film, in dem sie die Kultur von Island und Polen bzw. von Breslau und Reykjavik vorstellen werden. Der Workshop besteht aus Vorträgen, verbunden mit praktischen Übungen. Der Film wird mit Audiodeskription in polnischer, englischer und isländischer Sprache ausgestattet.
Der erste Zyklus der Workshops fand Mitte November in Island statt, die Breslauer Kurse dauern bis 5. Dezember.
"Island und Polen gegen kulturellen Ausschluss" ist ein Projekt, das letztes Jahr begann und bis 2016 dauern soll. Es ist ein internationaler künstlerischer Austausch, beruhend auf der Idee der Audiodeskription – einem zusätzlichen Kommentar für Filme, Theaterstücke oder andere kulturelle Veranstaltungen, in dem alles erklärt wird, was eine sehbehinderte Person nicht sehen kann.
Kein Besucher soll ausgeschlossen werden
- Die Integrationsworkshops sind sehr beliebt - sagt Agnieszka Durejko vom Kulturzentrum Breslau West. – Die Teilnehmer sind sowohl Personen mit Sehbehinderung als auch gesunde Menschen. Immer mehr Mitarbeiter kultureller Institutionen interessieren sich dafür. Sie sind sich dessen bewusst, dass sie keinen Besucher ausschließen dürfen und die Audiodeskription den Behinderten die Teilnahme an der Kultur ermöglicht. Bei Filmen mit Audiodeskription ist der Saal immer ausgebucht - 280 Besucher – fügt Agnieszka Durejko hinzu. – Es kommen zu uns Menschen aus ganz Niederschlesien: aus Kamienna Góra, Jelenia Góra, Bolesławiec, Luban, Świdnica. Es ist für sie die einzige Gelegenheit, trotz Behinderung einen Film sehen zu können. Wir möchten unser Angebot um Filmaufnahmen der Theaterstücke sowie um live Theater mit Audiodeskription erweitern.
Das Projekt eröffnete letztes Jahr Agnieszka Holland, deren Film "In der Finsternis" in Reykjavik gezeigt wurde, eben mit Audiodeskription. Im Rahmen des Projekts konnten die Breslauer Zuschauer Audiodeskription für isländische Filme sehen und hören, wie z.B. "The Deep" ("Djúpið"/ 2012) in der Regie von Balthasar Kormàkur, einem der bekanntesten isländischen Regisseure. Der Film erzählt eine Geschichte, die sich im März 1984 abspielte, als an der Südküste Islands der eiskalte Ozean zum Schauort des dramatischen Kräftemessens der einheimischen Fischer wurde, deren Boot gekentert war. Das isländische Publikum wiederum konnte ein Konzert der blinden Künstlerin Katarzyna Nowak besuchen sowie den Film von Andrzej Wajda "Wałęsa. Mann der Hoffnung" mit Audiodeskription und das Monodrama von Bogusław Kierc "Mój trup/Meine Leiche" in Anlehnung an die Gedichte von Adam Mickiewicz sehen. Zu diesem Anlass wurden die Werke des polnischen Nationaldichters zum ersten Mal ins Isländische übertragen.
Audiodeskription für Museumsleute
In weiteren Kursen werden die Projektteilnehmer lernen, Audiodeskriptionen für Theaterstücke und Ausstellungen zu gestalten. Es wird auch polnische und isländische Theatervorführungen und Ausstellungen geben.
- Wir werden Audiodeskriptionskurse für Mitarbeiter der Museen anbieten – erzählt Agnieszka Durejko. – Das Interesse ist schon sehr groß, denn es fehlen immer noch Audiodeskripteure, Spezialisten für die Beschreibung der Ausstellungen. Langsam fangen wir an – sowohl wir als auch die Isländer - die Versäumnisse im Bereich der Audiodeskription einzuholen, obwohl wir noch weit entfernt sind von den europäischen Standards. In Großbritannien gehört die Audiodeskription in den Kinos mittlerweile zum Standard. Den Behinderten stehen dort über 600 Kinos zur Verfügung.
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