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Die vergessene Richter-Promenade von Krzyki

– Spaziergänger erforschten die Umgebung der Stadt auf der Suche nach interessanten Orten oder einfach nach schönen Aussichten. 

Von den Hügeln an der Richter-Promenade bewunderte man das Zobtengebirge, das Riesengebirge, das Eulengebirge und sogar das tschechische Gesenke – erzählt Jacek Kuśmierski, Absolvent des Studiengangs Landschaftsarchitektur an der Naturwissenschaftlichen Universität in Wrocław, über die Hugo Richter-Promenade in Krzyki, einem beliebten Ort für Spaziergänge und Erholung im frühen 20. Jh.

Wir sollten am Anfang unserer Erzählung kurz erwähnen, von wo - nach wo die Richter-Promenade verlief.

Der historische Hugo-Richter-Weg war ca. 5 km lang und verlief entlang des Eisenbahndamms der Güterumgehungsbahnstrecke Wrocławs im heutigen Stadtteil Krzyki.

Der Weg begann an der Überführung in der ul. Grabiszyńska, auf der Höhe der heutigen Platzanlage Srebrny. Anschließend verlief er nach Süden, an der Innenseite des Bahndamms, kreuzte die heutigen Straßen al. Hallera und ul. Racławicka, an der er unter der Überführung auf die Außenseite des Damms wechselte.

Von dort aus konnte man den Hügel Mała Sobótka besteigen oder dem Weg weiter in Richtung Süden – bis zur al. Karkonoska und dem Jahrhundertstein folgen. Wenn man unter der benachbarten Überführung weiterging, gelangte man in den Südpark. Wenn man dem Weg weiter folgte – erreichte man den Hügel Górka Partynicka. Der Weg endete an der Überführung in der ul. Borowska, in der Nähe des akademischen Krankenhauses. Von dort ging er nach Wojszyce, wo er auch endete.

War das eigentlich eine befestigte, breite Allee für Fußgänger?

Auf verschiedenen Abschnitten sah er anders aus. Er war zwischen einem Meter und drei Metern breit. Manchmal war es einfach nur ein schmaler Gehweg. Beispielsweise an der heutigen Endschleife der Straßenbahnlinie in Krzyki war es ein Erdweg, der von Baumreihen gesäumt war. Man hat mehr Wert auf die Bepflanzung und die Landschaftsgestaltung gelegt, als auf den Weg selbst.

War es in Bezug auf die Pflanzen ein besonders origineller Ort?

Es wurden vor allem Baumarten verwendet, die dem Charakter der Umgebung entsprachen, das heißt Gemeine Ahorne, Stieleichen, Winterlinden, Kastanienbäume. Auf manchen Abschnitten gab es Alleen aus Roteichen, überwiegend auf der Außenseite des Damms. In meiner Arbeit vertrete ich die These, dass dies mit der doppelten Funktion des Damms in Verbindung stand, denn dieser diente nämlich nicht nur dem Bahntransport, sondern war auch ein Element der Befestigungssystems des 19. Jh. Bei solchen Anlagen wurden die Pflanzen taktisch eingesetzt, um die Befestigungen zu tarnen, damit der Feind sie nicht erkennen konnte. Bäume und Sträucher sollten den Damm verdecken.

Gegen Ende des 19. Jh. bestand Krzyki aus Feldern mit wenigen Häuserkolonien. Die Stadt begann erst auf der Höhe der heutigen Straße ul. Wielka. Wie kam es zu der Idee, eine Spazierpromenade vor der Stadt zu errichten?

Wir müssen an dieser Stelle auf die Geschichte und die große Politik hinweisen. Die zweite Hälfte des 19. Jh. ist eine Epoche, in der Deutschland vereinigt wurde und die beiden miteinander rivalisierenden Allianzen – die Mittelmächte und die Entente entstanden. Das Zweite Reich wurde mit der Gefahr konfrontiert, von Frankreich und dem Russischen Imperium angegriffen zu werden. Als eine der Reaktionen auf diese Situation war der Oberste Regierungsbefehl von 1889, in dem Wrocław zu einer der siebzehn Festungen erklärt wurde, die ausgebaut werden sollen.

 Hugo-Richter-Weg, Abb. Eduard van Delden, Anf. 20. Jh. 

Ein Jahr darauf begann der Bau der Befestigungen um die Stadt herum. Auf den unbebauten, landwirtschaftlichen Gebieten der südlichen Vorstadt wurde ein mächtiger Damm errichtet, der als Artilleriewall und zugleich als ein wichtiger Eisenbahnübergang dienen sollte. Aus dem überschussigen, nach dem Bau übriggebliebenen Erdschutt entstanden zufällige Hügel, die heute unter dem Namen Mała Sobótka, Wzgórze Bendera im Südpark und Górka Partynicka bekannt sind. Ein derart großer Eingriff in die Landschaft führte zu deren sichtbarer Degradierung. Es wurde beschlossen, die negative Wirkung des Damms auf die Umgebung zu reduzieren.

Und die Richter-Promenade?

Die gesamte Anlage entstand auf Initiative der Gesellschaft zur Verschönerung Breslaus, dessen Vorsitzender damals der Oberbürgermeister der Stadt Georg Bender war. Die Gesellschaft fungierte als Hilfsorganisation der Stadtverwaltung in Bezug auf die Grünflächen und Verschönerung des Stadtbildes. In seinen Reihen wirkten Eliten der Stadt – Unternehmer, Politiker, Militär, Architekten, darunter auch die Ideengeber des Weges, Garteninspekteur Hugo Richter und Baurat Richard Plüddemann. Anhand der Protokolle der Gesellschaft kann man vermuten, dass der erste von ihnen für die Gestaltung der Grünflächen verantwortlich war, während der zweite, unter Mitarbeit von Carl Klimm, den architektonischen Rahmen schuf.

Das wichtigste Element des Weges bildete der Abschnitt zwischen der heutigen al. Hallera und ul. Powstańców Śląskich. Es war ein Gehweg – Bindeglied zwischen dem Südpark und Park Grabiszyński. Die Gesamtanlage bildete die Grundlage für den grünen innenstädtischen Ring von Wrocław. Der Hugo-Richter-Weg war das Rückgrat dieses Systems.

Haben sich noch andere Teile dieses Rings bis heute erhalten?

Im Norden entstand eine ganze Spazierwegroute, die über die Oderwälle verlief. Sie verband den Zoologischen Garten und Park Szczytnicki mit dem Waldstück Las Osobowicki. Bis heute können wir die prachtvoll erhaltenen Eichenalleen entlang von ul. Pasterska bewundern.

Im Osten entstand ein kurzer Weg durch das Waldstück Las Rakowiecki zwischen ul. Wilcza und ul. Na Grobli. All diese Strecken sind bis heute erhalten geblieben, sind jedoch meistens nicht mehr als solche erkennbar. Bis zum 2. Weltkrieg füllten sich die Gebiete um sie herum mit Gartensiedlungen, Aussichtspunkten, Sportplätzen und Schrebergärten, die bis heute von den Einwohnern Wrocław benutzt werden.

Und wie hat diese Freizeitinfrastruktur im Fall der Richter-Promenade ausgesehen?

Die Infrastruktur war ziemlich vielschichtig. Ihre größte Attraktion bildeten die Aussichtspunkte. Ende der 1930er Jahre gab es direkt am Weg vier davon: Hardenberg-Hügel (Wzgórze Gajowickie), Mała Sobótka, Bender- Hügel im Südpark und Riemann-Hügel (Górka Partynicka) in der ul. Koszycka, heute eine kleine, dicht bewachsene Anhöhe. Von dort erstreckten sich fantastische Ausblicke auf die Südvorstädte Wrocławs und auf die Berge.

Hugo Richter, Quelle: Bińkowska I. 2006. Natura i miasto. Publiczna zieleń miejska we Wrocławiu od schyłku XVIII do początku XX wieku (Natur und die Stadt. Öffentliche Grünflächen in Wrocław ab dem ausgehenden 19. bis frühen 20. Jh.)

Am Weg entlang befanden sich auch Sportanlagen. Zum Beispiel dort, wo seit Kurzem die Siedlung Ogrody Hallera steht, befand sich der Schlesische Sportverein, nach dem Krieg der Sportklub von PaFaWag.

Entlang des gesamten Weges erstreckten sich Schrebergärten, es gab mehrere Sport-und Freizeitplätze, Spielplätze für Kinder. Es wurden Gedenksteine aufgestellt, Symbolplätze markiert, an der heutigen al. Karkonoska steht z.B. bis heute der sog. Jahrhundertstein. Im heutigen Ołtaszyn gab es den Bismarckplatz mit zwei Sportplätzen. Dort, wo sich heute Schrebergärten an der ul. Koszycka befinden, lag das sog. Körnerfeld, ebenfalls eine typische Freizeitanlage.

Es wurden auch Freizeit- und Vergnügungslokale errichtet. Am Weg entlang entstanden Restaurants, Establishments, Gaststätten. Am bekanntesten war natürlich das Restaurant Hasse im Südpark. Doch es gab mehr solche Orte, an denen man beim Bier und Musik feiern konnte.

Haben die damaligen Bewohner Wrocławs diesen Weg gemocht?

Ja, sogar sehr. Anfang des 20. Jh. erwähnt der Schriftsteller Hugo Kretschmer aus Wrocław, dass der Weg von tausenden Menschen besucht wurde. Für die Einwohner war ein Spaziergang durch den Weg wie eine Fahrt ins Grüne. An der ul. Grabiszyńska war die Endschleife der Straßenbahn, ebenso am Südpark. Dank dem öffentlichen Nahverkehr war er relativ einfach erreichbar. 

Dieser Ort kam den Bedürfnissen des damals überaus beliebten Regionaltourismus entgegen. Die Spaziergänger erforschten die Umgebung der Stadt auf der Suche nach interessanten Orten, besonders wertvollen Objekten oder einfach nach schönen Aussichten. Nicht alle konnten sich Reisen an entlegene Orte leisten. Man versuchte hier, wenigstens das notwendige Minimum in Form von befestigten Spazierwegen und Aussichtspunkten bereitzustellen.

Von den Hügeln, die ich erwähnt habe, eröffnete sich ein traumhaftes Bergpanorama. Man konnte dabei das Zobtengebirge, das Riesengebirge, das Eulengebirge und sogar das von Wrocław 140 km entfernte tschechische Gesenke bewundern! Auf Górka Skarbowców gab es eine Laube und eine Tafel mit einer Beschreibung der von dort sichtbaren Berge. Das war für die damaligen Bewohner Wrocławs eine große Attraktion. Interessant ist zudem, dass das Gelände von Südpark, das an den Damm grenzte, mit Bergpflanzen bewachsen war und die Architektur im schweizerischen Stil gehalten wurde. Der ganze Hugo-Richter-Weg war somit eine Art Huldigung an die Berglandschaft Niederschlesiens.

Wie lange hat man an der Promenade gebaut?

Eine so große Anlage entstand natürlich nicht sofort. Ihre Gestaltung dauerte fast ein halbes Jahrhundert. Der Bau bestand aus zwei deutlich abgegrenzten Phasen. Ab dem Ende des 19. Jh., als die Arbeiten am Bau des Südparks begannen, bis zum Ausbruch des 1. Weltkriegs kann man von einem direkten Einfluss Richters auf die Gestaltung des Weges sprechen. Die zweite, sog. „modernistische” Phase, umfasst die 1920er und 30er Jahre, als die modernen Sportanlagen sowie die großen Siedlungen in Grabiszyn, Borek und Krzyki erbaut wurden. Hugo Richter war damals schon pensioniert und die Gesellschaft zur Verschönerung der Stadt beendete ihre Tätigkeit 1933, nach Hitlers Machtübernahme.

Dennoch wurde Richters Idee quasi auf natürliche Weise vom Magistrats Wrocławs und den privaten Investoren fortgesetzt, die ihre Umgebung so umgestalteten, dass sie einen städtischen Charakter bekam.

Was ist bis heute von diesem Weg erhalten geblieben?

Ich muss zugeben, dass seine einzelnen Abschnitte heute unterschiedlichen Erhaltungszustand aufweisen: von der vollständigen Zerstörung bis hin zu geringer Vernachlässigung.

Vor allem musste der Weg seine Kontinuität einbüßen, da er durch mehrere verkehrsreiche Straßen durchgeschnitten wurde. Die Aussichtspunkte sind mittlerweile wild bewachsen, so dass wir heute das Bergpanorama nur vom Wzgórze Gajowickiego bewundern können. Der dendrologischen Inventarisierung zufolge haben sich lediglich kurze Abschnitte der historischen Baumreihen erhalten. Alle deutschen Gedenkstätten, bis auf den Jahrhundertstein, wurden zerstört. Ähnlich geschah es mit der Kleinarchitektur. Bis heute hat sich nur der Pavillon auf dem Bender-Hügel erhalten.

Trotz all diesen negativen Veränderungen verfügt der Weg immer noch über hohes Potenzial. Wir haben prachtvoll erhaltene Platzanlagen: Lipowy, Dębowy und Bismarcka, die vom alten Baumbestand umgeben sind. Darunter finden sich zahlreiche kostbare Exemplare mit Naturdenkmalmaßen, von denen wir entlang des ganzen Wegs rund 50 gezählt haben. Man kann zwar nicht den Weg in den Zustand aus den Jahren seiner Blütezeit zurückversetzen, jedoch das, was erhalten ist, ermöglicht schrittweise seine Revitalisierung.

Werden die Reste von Richter-Weg immer noch von Spaziergängern benutzt?

Ja, an sonnigen Wochenenden traf ich auf dem Weg Dutzende von ihnen. Diese Strecke ist auch sehr attraktiv für Jogger und Radfahrer. An normalen Tagen dient sie den Einwohnern als Abkürzung auf dem Weg in die Arbeit oder zur Schule, ein praktisches Bindeglied zwischen den Siedlungen. Leider weiß wohl niemand, dass es sich dabei um einen historischen Spazierweg handelt.

Was sollte Ihrer Meinung nach auf diesem Weg gemacht werden, was nicht besonders teuer wäre, damit man seine Funktionalität deutlich verbessert?

Man sollte vor allem damit anfangen, die Zugänglichkeit und bequeme Verbindungen zwischen den einzelnen Abschnitten des Wegs zu verbessern. Bei kleineren Straßen ist es kein Problem, zum nächsten Abschnitt zu wechseln, denn es gibt dort Zebrastreifen. Am schlimmsten ist die Situation an der al. Hallera, denn dort gibt es einen sehr großen Geländeunterschied und man muss leider einen Umweg machen. In der Nähe befindet sich eine Fußgängerbrücke, doch keine Einfahrt für die Radfahrer.

Synchron dazu sollte man mit der Restaurierung und der historischen Auffüllung der Alleen beginnen und die kostbarsten Exemplare der Bäume besser pflegen, auf die die städtische Umgebung schädlich wirkt. An vielen Stellen, insbesondere in Grabiszyn, sollte man auch neue Baumreihen einpflanzen, damit man nicht zwischen den Garagen spazieren muss.

Blick auf den Riemann-Hügel in Richtung S-O, Abb. Eduard van Delden, Anf. 20. Jh.

Wichtig ist es zudem, eine Grundinfrastruktur für die Fußgänger und Radfahrer bereitzustellen: befestigte Belage, Bänke, Abfalleimer, Beleuchtung. Wünschenswert wäre außerdem die Wiederherstellung der Aussichtspunkte auf den Hügeln, dies wäre jedoch wohl mit starker Abholzung verbunden und würde zu Protesten seitens der Einwohner führen. Die Spaziergänger würden sicherlich auch damit zufrieden sein, wenn man die angrenzenden Schrebergärten für sie zugänglich macht, auch der Zugang zum Teich Staw Racławicki sollte ermöglicht werden.

Ich möchte jedoch darauf hinweisen, dass nicht alle Wünsche unrealistisch sind. Seit Jahren sind die Stadtplaner der Stadtverwaltung unter der Leitung von Monika Kozłowska-Święconek mit einem Konzept für die Revalorisierung des Wegs als der zukünftigen „Promenade von Krzyki” beschäftigt. Es gibt Pläne für einen Radweg und Beleuchtung am wertvollsten Abschnitt des Wegs zwischen dem Südpark und Mała Sobótka, es ist somit durchaus möglich, dass der Hugo Richter-Weg schon bald in neuem Glanz erstrahlt.

*

Jacek Kuśmierski studierte Landschaftsarchitektur an der Naturwissenschaftlichen Universität Wrocław. Seine Magisterarbeit „Hugo Richter-Promenade als Element des Systems der Spazierwege in Wrocław” gewann den 3. Preis im Wettbewerb „Wrocławska Magnolia”, Grand Prix der Gesellschaft der Polnischen Stadtplaner, Abteilung Wrocław sowie Preise bei den Wettbewerben des Verbandes der Polnischen Landschaftsarchitekten und PKN ICOMOS.

Heute arbeitet er bei der Gartenabteilung am Schlossmuseum von Wilanów.

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