Witkacy sah sie zum ersten Mal in Warszawa, in der Straße Nowy Świat. Es war das Jahr 1933 und der berühmte Künstler verzeichnete bald darauf die Worte: "Ich sehne mich danach, ihre Asymmetrie zu zeichnen". Dieser Sehnsucht ist er sofort nachgegangen, denn noch auf der Straße bot er der überraschten Frau an, ihr Portrait zu malen. Dass er sich ausgerechnet für dieses Model entschied, war kein Zufall, wenn man bedenkt, dass sie Jadwiga Janczewska sehr ähnlich sah, der Verlobten des Künstlers, die 1914 Suizid begangen hatte. Eugenia Wyszomirska (geborene Sikora) wurde in den nächsten Jahren von Witkacy gleich 100 Mal gemalt, doch bis in unsere Zeit haben sich nur 26 Werke erhalten. Wir sehen 12 davon, die eigens aus dem Museum für Geschichte der Stadt Katowice ausgeliehen wurden. Es ist eine einmalige Gelegenheit nicht nur für Fans von Witkacy, sondern für alle Kunstinteressierte. – „Pastellzeichnungen sind für Wetterverhältnisse besonders empfindlich, deshalb verreisen sie selten und werden nicht so oft in anderen Museen gezeigt“ - bemerkt Anna Baster, Kuratorin der Ausstellung "Asymmetrische Dame". Neben Pastellen kann man in der Ausstellung 10 Fotos sehen, die Witkacy von Eugenia Wyszomirska angefertigt hatte oder die sie mit ihren Freunden zeigen, mit denen sie Spaziergänge durch Zakopane unternahmen.

"Asymmetrische Dame".: Ausstellung der Werke von Witkacy
Vernissage / Ausstellung Kulturzentrum "Zamek"
Denn wegen der Bekanntschaft mit Witkacy verliebte sich Eugenia Wyszomirska nicht nur in die Winterhauptstadt Polens, sondern änderte vollkommen ihren Lebensstil, sie freundete sich mit der dort ansässigen Boheme an (sie ließ sich von Władysław Wyszomirski scheiden und vermählte sich in Zakopane mit Józef Stopka, später heiratete sie erneut, diesmal Walerian Kuźnicki). Nach dem Krieg ging sie weiterhin ihrer Leidenschaft nach. Sie betrieb ein Fotoatelier, stellte die Kunst von Witkacy aus, d.h. die Werke, die sich in ihrem Besitz befanden. Nach ihrem Tod vermachte sie die Sammlung dem Museum für Geschichte der Stadt Katowice (26 Portraits), ein Teil von ihnen (12 Werke) bekommen wir im Kulturzentrum Zamek zu sehen. Neben der Pastellen und Fotos kann man dort auch 12 Potkarten bewundern, die Witkacy an Eugenia geschrieben hatte.
Die Ausstellung wird von zahlreichen Veranstaltungen begleitet, zu den wichtigsten gehört der Vortrag eines exzellenten polnischen Spezialisten für die Kunst von Witkacy, Professor Janusz Degler, gewidmet den Frauen im Leben und Schaffen von Witkacy (16. September um 18.00 Uhr).