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  3. Arbeit an der Pforte zu Kaiser Leopold

Besucht man die Aula Leopoldina der Breslauer Universität – die kostbarste barocke Sehenswürdigkeit der Region – kann man ihn schlecht übersehen. Der grauhaarige, ältere Herr mit gutmütigem Lächeln im Gesicht ist eine wahre Fundgrube der Informationen über Breslau, über die Malerei und die Touristen.

- Ich gehe in die Arbeit mit der Hoffnung, dass ich interessante Menschen treffe und seit gut über zwanzig Jahren bin ich nicht enttäuscht worden – sagt Ryszard Nałęcz-Jawecki, der im Gang, direkt vor den Türen der Aula Leopoldina einen Stand mit Souvenirs betreibt.

Zu einem Gespräch lädt er zu sich ein, hinter den Ladentisch seines Standes, an dem Landkarten, Pläne, Reiseführer, Ansichtskarten, Alben und Publikationen der Universität ausgebreitet sind. Elegant gekleidet, immer mit Krawatte, Sakko und Weste. Er ist 73 Jahre alt, und wenn man ihn nach seinem Alter fragt, lacht er, dass in seiner Familie fast niemand so lange gelebt hat.

Er arbeitet sechs Tage in der Woche. Am Mittwoch nimmt er sich frei, um verschiedene Sachen zu erledigen. Sein Stand ist geöffnet, wenn die Aula geöffnet ist. Die größten Massen kommen immer samstags und sonntags.

- Herr Ryszard ist für mich das Symbol des Hauptgebäudes. Wenn ich an der Universität bin und sein Stand geschlossen ist, ist es hier irgendwie leer - sagt Prof. Marek Bojarski, Rektor der Breslauer Universität.

Hinter Alben und Karten versteckt, beobachtet er aufmerksam die Touristen. Er sieht, wie sich im Laufe der Jahre diejenigen ändern, die Breslau und die Universität besichtigen. Vor Jahren waren die Deutschen die meisten unter ihnen, sie kamen hierher, wie einige Polen nach Lemberg oder Vilnius reisen – voll von Sehnsucht nach der verlorenen Heimat. Heute kommen die Besucher aus der ganzen Welt – aus Argentinien, Mexiko oder Australien. Herr Ryszard bemerkt lächelnd, dass ihn die Österreicher ein bisschen nerven.

- Einige sagen herablassend, dass all das, was in der Stadt am schönsten sei, eigentlich ihnen gehöre, da es doch habsburgisch ist – konstatiert er.

OEr erzählt, dass manche Menschen nach dem Betreten der Aula Leopoldina niederknien und sich bekreuzigen. So beeindruckt sind sie von der Ausstattung, dass sie denken, sie sind in der Kirche. Die Reiseführer müssen erklären, dass es die Universität ist und die Kirche gleich nebenan.

In den Zeiten des Internets und der Handyfotos verliert ein Stand mit Publikationen und Alben immer mehr an Bedeutung. Es gibt weniger Käufer. Er hilft dennoch den Touristen. Manchmal leiht er eine Sicherheitsnadel oder sagt, wo die Toilette ist. Es kommt vor, dass an heißen Sommertagen eine ältere Person um ein Glas Wasser bittet.

- Manche bekommen Atembeschwerden, denn die Aula liegt zwar im ersten Stock, allerdings auf der Höhe des dritten Geschosses und man muss eine ganze Menge Stufen bewältigen – sagt Herr Ryszard.

Seine Arbeiten signiert er Najary

In der Volksrepublik Polen durfte er den Namen seiner Vorfahren nicht benutzen. Er war also Ryszard Jawecki. Später gab es keine Probleme mehr und er kehrte zum vollständigen Namen Nałęcz-Jawecki zurück.

- Die Vorfahren gehörten zum Ritterstand und das Adelswappen erkämpften sie sich auf dem Schlachtfeld im 14. Jahrhundert – erzählt er.

Er ist in Modzele bei Płońsk auf die Welt gekommen. Zu malen begann er in der Grundschule in Breslau, die er 1945 besuchte, nachdem er zusammen mit seinen Eltern aus der Nähe von Warschau hierher umgezogen war. Aus Breslau ging er für 15 Jahre nach Warschau, wo er an der Akademie für Schöne Künste studierte und promovierte. Er arbeitete in der Werbebranche, war Schriftdesigner. Seit 44 Jahren ist er Mitglied beim Verband der Polnischen Bildenden Künstler. Den ganzen Kriegszustand verbrachte er in einem Holzhaus in der Kaschubei, wo er das tat, was er am liebsten macht – er malte. In der Malerei beeindruckt ihn am meisten die Authentizität. Er mag Serien, zuletzt malte er einen Zyklus von interessanten Orten in Breslau. Er arbeitet gerne in Tusche, Lasur, mit geschöpftem Papier. Seine Arbeiten werden in vielen Privatsammlungen aufbewahrt.

Jarek Ratajczak

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