Am 18. November 2015 feiern wir den 50. Jahrestag des "Hirtenbriefes der polnischen Bischöfe an ihre deutschen Amtsbrüder", der den berühmten Satz enthielt: "Wir gewähren Vergebung und bitten um Vergebung".
Die Hauptveranstaltung der Feierlichkeiten beginnt um 12 Uhr im Rathaus mit der Eröffnung der Ausstellung "Pojednanie / Versöhnung in Progres Katholische Kirche und die deutsch-polnischen Beziehungen nach 1945". – „Die Ausstellung eröffnet genau am Jahrestag des Hirtenbriefes gleichzeitig in Wroclaw und in Berlin“ - bemerkt Marek Mutor, Direktor des Zentrums Erinnerung und Zukunft (Pamięć i Przyszłość). – „Es gibt nur wenige solche deutsch-polnische Initiativen, deshalb stellte die Vorbereitung dieser Ausstellung für uns einen Praxisunterricht in Dialog dar“- fügt er hinzu. Die Ausstellung veranschaulicht die Meilensteine in den Beziehungen unserer beiden Völker in der Nachkriegszeit, betont zugleich, dass dieser Prozess immer noch anhält. – „Wir betonen in dieser Ausstellung, dass der Hirtenbrief der polnischen Bischöfe an ihre deutschen Amtsbrüder das wichtigste Dokument dieser Art in der Geschichte war, ein Stein, der die Lawine zum Laufen brachte“ – fügt Dr. Robert Żurek, der Autor der Ausstellung hinzu.
Die Ausstellung ist bis zum 17. Januar 2016 im Rathaus von Wroclaw und in Berlin zu sehen. Anschließend wird in weiteren Städten eine Wanderausstellung gezeigt. Ihre Veranstalter sind das Zentrum Erinnerung und Zukunft und die Maximilian-Kolbe-Stiftung.
Am 18. November 1965 verfassten die beim 2. Vatikanischen Konzil anwesenden polnischen Bischöfe einen Brief, der als der Hirtenbrief der polnischen Bischöfe an ihre deutschen Amtsbrüder in die Geschichte einging. In diesem Dokument schildern die polnischen Würdenträger die schwierige Geschichte der polnisch-deutschen Beziehungen, laden das deutsche Episkopat zu Feierlichkeiten anlässlich des 1000jährigen Jubiläums des Christentums in Polen im Jahr 1966 ein und rufen zur Versöhnung: "In diesem allerchristlichsten und zugleich sehr menschlichen Geist strecken wir unsere Hände zu Ihnen hin in den Bänken des zu Ende gehenden Konzils, gewähren Vergebung und bitten um Vergebung". Die Verfassung des „Hirtenbriefes…” stieß auf scharfen Widerstand der Machthaber und führte zu Repressionen gegenüber der Kirche in Polen. Diese Worte haben die deutsch-polnischen Beziehungen der Nachkriegszeit nachhaltig geprägt und ihr Autor, der Metropolit Wroclaws Kardinal Bolesław Kominek, kann als einer der Gründerväter Europas bezeichnet werden.
Kardinal Bolesław Kominek kam im Oktober 1956 nach Wroclaw Die Ernennung zum Bischof und das Amt des Administrators in Wroclaw hatte er allerdings schon fünf Jahre früher erhalten. Er durfte damals noch nicht nach Niederschlesien kommen und empfing die Bischofsweihe heimlich am 10. Oktober 1954 in Przemyśl. Erst am 28. Juni 1972 wurde er zum rechtmäßigen Erzbischof von Wroclaw, dem ersten seit dem Tod Adolf Bertrams im Jahr 1945.Er starb am 10. März 1974 in Wroclaw und wurde in der Gruft der Erzkathedrale von Wroclaw bestattet.