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Wroclaw hat einen Stadtschreiber

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Marko Martin, deutscher Schriftsteller und Publizist, hat am 19. April das Amt des Stadtschreibers von Wroclaw übernommen. Bis Ende August nimmt er an einem Residenzstipendium teil, während dessen er seine Eindrücke und Beobachtungen aus der Stadt auf seinem Blog teilen wird. Seine Amtszeit fällt in die Zeit der Welthauptstadt des Buches UNESCO in Wroclaw.

Die Beiträge von Marko Martin kann man auf seinem Blog lesen. Der Schriftsteller wird sie auf Deutsch veröffentlichen und zwei Tage später werden sie ins Polnische übersetzt und ebenfalls publiziert.

Das Stipendium "Stadtschreiber ohne Grenzen" wird seit sieben Jahren durch das Deutsche Kulturforum Mittel- und Osteuropa verliehen. Das Stipendium soll das Wissen über das gemeinsame Kulturerbe der Deutschen und ihrer Nachbarn in den Regionen Mittel- und Osteuropas, in denen die Deutschen früher lebten und heute immer noch leben, verbreiten. Es ist zugleich eine Idee des gemeinsamen Engagements am Prozess der gegenseitigen Verständigung und des interkulturellen Dialogs. Das Stipendienprogramm wird jedes Jahr in einer anderen Stadt durchgeführt. Bisher residierten die Stadtschreiber in Städten wie Gdańsk (2009), Pec (2010) Tallin (2011), Maribor (2012), Koszyce (2013), Riga (2014) und Pilsen (2015). Das Stipendium wird durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien dotiert und vom Deutschen Kulturforum Mittel- und Osteuropa unter Mitarbeit der Stadt Wroclaw und des Festivalbüros Impart 2016 durchgeführt.

Der Schriftsteller und Journalist über Wroclaw

Marko Martin (1970) kam in der ehemaligen DDR auf die Welt. Er verließ Ostdeutschland im Jahr 1989, studierte Philosophie, Politologie und Geschichte in Berlin. Mehrere Jahre lebte er in Marokko und Paris. Er ist als Schriftsteller und Journalist tätig. Arbeitete u.a. als Auslandskorrespondent der Zeitschrift "Kommune". Er interessiert sich für Themen, die mit Migranten, Totalitarismus und Menschenrechten im Zeitalter der Globalisierung in Verbindung stehen. Marko Martin ist Autor zahlreicher Essays, Berichte und Korrespondenz aus Israel, Lateinamerika und Südostasien. Er arbeitete außerdem als Korrespondent in Birma, wo er über die blutige Niederschlagung der friedlichen Proteste der Mönche über das Regime berichtete. Seine Artikel werden u.a. in der Welt, Neuen Zürcher Zeitung, Jüdischen Allgemeinen, internationalen Politik veröffentlicht.

- „Bis auf das Wort "tak" (Ja), kenne ich keine anderen polnischen Wörter“- gibt Marko Martin zu. – „Ich werde allerdings daran arbeiten, meine Polnischkenntnisse zu verbessern. Ich freue mich sehr, dass ich hier bin, dass ich eine lebendige Stadt beobachten werde“ – bemerkt er. – „Viele junge Menschen sprechen Englisch, die älteren kennen Deutsch und Französisch, also werde ich mit Sicherheit keine Probleme haben, mich mit den Stadtbewohnern zu verständigen.

Er gibt zu, dass er noch keinen Plan hat, wie er seinen Blog führen wird und zitiert dabei die Worte von Witold Gombrowicz aus "Pornografie": "Pläne? Ich habe keine Pläne. Ich folge dem, was mich verführt". – „Ich werde die Stadt beim Spazierengehen beobachten. Ich rechne mit der Aufgeschlossenheit der Menschen. Das erste, was mir in Wroclaw aufgefallen ist, waren die Zwerge und die Geschichte, die hinter ihnen steckt“- sagt er. – „Ich interessiere mich auch für die deutsch-jüdische Vergangenheit Wroclaws und die multinationale Gesellschaft, die hier lebte.

Marko Martin ist außerdem Autor des Romans "Der Prinz von Berlin" (2009), in dem er die deutsche Hauptstadt aus der Perspektive eines jungen libanesischen Migranten beschreibt, sowie u.a. von "Die Nacht von San Salvador. Ein Fahrtenbuch", "Treffpunkt '89. Von der Gegenwart einer Epochenzäsur", "Kosmos Tel Aviv. Streifzüge durch die israelische Literatur und Lebenswelt". Seine Bücher wurden noch nicht ins Polnische übersetzt. Mithilfe des Blogs kann man ab Mitte April 2016 mit dem Autor Kontakt aufnehmen. Es ist außerdem geplant, den Blog ins Polnische zu übersetzen.

- „Jeder Einwohner Wroclaws kann dem Stadtschreiber schreiben, oder ihn einfach zu sich einladen, um ihm die Stadt zu zeigen“- versichert Stanisław Abramik, der im Rahmen der KHE die Künstlerresidenzen betreut. – „Man muss nur über die Seite http://www.wroclaw2016.pl/rezydencje mit uns Kontakt aufnehmen“.

- „Ich hoffe, dass bei der Überfülle der Veranstaltungen der Stadtschreiber die Sachen festhalten kann, die wir selbst in Wroclaw nicht wahrhaben“ - meint Krzysztof Maj, Direktor KHE 2016. – „Bei seinem Blog wird sich um eine Art Chronik der KHE handeln, um die Beobachtungen einer Person, die an der Organisation nicht beteiligt ist und auch nicht in Wroclaw lebt.

Der Schreiber am Rathaus

Der Stadtschreiber ist eine Anknüpfung an eine alte Tradition der deutschen Städte. Wroclaw hatte ebenfalls seinen Stadtschreiber, seine Darstellung befindet sich an der Rathausfassade.

- „Der Stadtschreiber war ein Chronist, der die Geschichte der Stadt verfasste. Er gab wahrheitsgetreu alles weiter, was dort geschah“ - sagt Dr. Maciej Łagiewski, Direktor des Museums der Stadt Wroclaw. – „Der berühmteste war Bartholomäus Stein, der zwischen dem 15. und 16. Jh. lebte, Leiter der Domschule von Wroclaw. Er ist der Autor der Beschreibung der Stadt Wroclaw "Descriptio Totius Silesiae et Civitatis Regiae Vratislaviensis" (Beschreibung von ganz Schlesien und der Königlichen Stadt Wroclaw). Es gab auch spätere Chronisten wie etwa Karl Adolf Menzel oder Herman Markgraf.

Neben den Chronisten gab es auch Stadtschreiber, die an dem Stadtrat tätig waren. Zu ihren Aufgaben gehörte das Führen der städtischen Bücher. Die Schreiber verfügten über juristische Ausbildung, kannten Latein und Deutsch, führten die städtischen Bücher, fertigten Dokumente an und nahmen sogar an diplomatischen Missionen teil. Eins Schreiber musste über bestimmte Charakterzüge verfügen "sich fern vom nachbarschaftlichem Streit und Neid halten, gegen Schmeicheleien unempfindlich, dem Trinken abgeneigt, unparteiisch und nicht käuflich sein sowie keine Amtsgeheimnisse verraten". Er war verpflichtet, folgenden Schwur abzulegen", [...] ich schwöre Gott, dem Allmächtigen, den Ratsherren und allem Gesindel dieser Stadt in meinem Amt als Schriftsteller, in das ich gewählt wurde, treu zu sein und die Geheimnisse der Stadträte, die ich erfahren werde oder die sie mir anvertrauen, niemanden zu offenbaren. Dinge, die vor dem Gericht vor sich gehen, getreu nach bestem Verstand niederschreiben und sowohl den Armen als auch den Reichen vorzulesen. Und will dieses weder wegen der Liebe noch der Furcht, des Hasses, des Zornes, der Freundschaft, Geschenke oder anderer Dinge verlassen. So wahr mir Gott helfe".

Im Fall von Gesetzbruch in diesem Amt drohten strenge Straffen, denn sollte er "einen unwahren Eintrag oder Brief verfassen, so wird derjenige, der ihn verfasste, eine Hand verlieren. Und sollte er die Stadtbücher fälschen, so wird er zum Schändlichen und Meineidigen, der mit dem Feuer bestrafft werden könne".

- „Ich denke, dass der Blick eines zeitgenössischen deutschen Schriftsteller auf den heutigen Wroclaw durchaus interessant sein kann“ - meint Dr. Maciej Łagiewski. – „Sein Blog wird sich in die umfangreiche Liste der Chroniken Wroclaws einfügen.

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