Hinter den grauen Wohnhäusern in den Straßen ul. Jedności Narodowej und Roosevelta verbirgt sich ein außergewöhnlicher Innenhof, den die Einwohner unter der Leitung der Künstler von OKAP geschaffen haben. Das Zentrum entstand in der ehemaligen Schreinerei, vor seinem Eingang stehen ein Riesenhund und eine Riesenkatze.
- „Wir sind mit den künstlerischen Aktivitäten vor das Zentrum rausgegangen“- sagt Mariusz Mikołajek, Maler und Animateur. – „Die Einwohner haben bei sich eine künstlerische Begabung entdeckt und sich an der Umgestaltung ihrer Umgebung beteiligt. Das Zentrum OKAP wurde im Oktober 2013 eröffnet.
Sie entdeckten ihre Talente
- „Am Anfang, als die Künstler kamen, gab es noch im Gebäude weder Strom noch Wasser“ – erzählt Maria Żelazna, deren Werke in der Ausstellung in OKAP zu sehen sind. – „Ich glaube, ich bin zuerst zu ihnen rausgegangen, habe Tee mitgebracht. Und so hat es angefangen. Und dann hat sich herausgestellt, dass sie uns in Kunst unterrichtet werden - in Malerei, Skulptur, Keramik und sogar Arbeiten mit Glas. Wir haben angefangen zu malen – zuerst auf dem Papier, dann auf der Leinwand, Skulpturen zu gestalten“ – erinnert sie sich. – „Früher haben wir uns nicht besonders gut gekannt. Dieser Innenhof hat uns zusammengebracht. Wir lernten auch Menschen kennen, die einige Straßen weiter leben. In der ul. Kluczborska wohnt Frau Irena Korzeniewska - erzählt Maria Żelazna. – „Es hat sich herausgestellt, dass die Malerei ihr Hobby ist. Mit ihrer "Landschaft" entstand auch der erste Teil des Projekts des Wandgemäldes.
Viele Einwohner entdeckten bei sich künstlerische Talente, von denen sie vorher nichts wussten. Eine der Einwohnerinnen - Laura besucht ein Kunstlyzeum, Herr Zenon Dębowski wiederum entdeckte bei sich die Leidenschaft für Bildhauerei. Er ist der Autor von außergewöhnlichen Keramikskulpturen, die in einen Teil des Wandgemäldes eingemauert wurden und den Zyklus "Paradiesgarten" bilden. Im Gemälde, in welches die Skulpturen, Reliefs und sogar ein Gedicht einkomponiert wurden, befinden sich Portraits der Hausbewohner und ihrer Vierbeiner – Katzen und Hunde. – „Oh, da ist meine Hündin Szeidi“ – zeigt ein Bewohner. – „Und dort mit ihrem Kater Franek wurde Frau Kazimiera Rusińska gemalt.
Das „Nicht-Mural“ verbindet
An dem Malen des „Nicht-Mural“ , denn das Werk, das über 1200 Quadratmeter umfasst, ist eine Verbindung aus Malerei, Skulptur und Keramik, beteiligten sich alle Einwohner – von den Kindern, über die Jugendlichen, die Roma-Minderheit, die Fußballfans von Śląsk bis hin zu den Senioren. – „Es ist nicht so, dass wir etwas verbessern oder umarbeiten. Jede Spur, jedes Werk bliebt, jeder ist ein Autor“ – bemerkt Mariusz Mikołajek.
- „Das Wandgemälde lässt sich in Abschnitte aufteilen, doch überall sind die Einwohner die Protagonisten“ – betont der Maler Witold Liszkowski. – „Als ihre Konterfeis gemalt wurden, gab es Gespräche, die denen ähnlich klangen, die zwischen den königlichen Hofkünstlern geführt wurden“ – lacht er. – „Der Ehemann machte sich Gedanken, ob seine Gattin gut aussieht, ob nicht allzu alt, realistisch genug. Wir mussten uns auch dem stellen, wie jeder Einzelne sich selbst betrachtet.
Es entstand ein beeindruckendes Werk – bunt, schön, erstaunlich, eindrucksvoll, das durch die Vielfalt der Farben und Details die Aufmerksamkeit auf sich zieht. – „Andere Bewohner der Innenhöfe von Nadodrze möchten auch ihre eigenen Gemälde schaffen, nach unserem Vorbild“ – sagen stolz die Häuserbewohner in der ul. Roosevelta.
Der glückliche Vizepräsident
Am Mittwoch, den 28. Oktober wurde anlässlich des zweiten Jahrestags der Aktivitäten von OKAP und der offiziellen Enthüllung der Wandmalerei in die Hausfassade eine Zeitkapsel eingemauert, mit Unterschriften der Einwohner, Künstler und Gäste sowie dem gemeinsamen Foto, auf dem alle gleichzeitig "ogórek" (dt. Gurke) sagen. – „Sie kann sogar zweihundert oder dreihundert Jahre bestehen“ – versichern die Einwohner. Die Kapsel wurde unter dem Rumpf einer Wespe eingemauert, die von Herrn Zenon Dębowski geschaffen wurde.
- „Sie sehen einen glücklichen Vizepräsidenten, der für die Revitalisierung des Stadtteils Nadodrze arbeitet“ - sagt Adam Grehl, Vizepräsident Wroclaws – „und der gerade die Effekte dieser Arbeit sieht. Es gibt keine bessere Sache als zu sehen, dass das, was man macht, einen Sinn hat. Man kann Konferenzen über Revitalisierung organisieren, Artikel schreiben, jedoch ohne die Einwohner und Künstler wäre dies nicht entstanden. Und daraus besteht das ganze Wesen dieses Prozesses“ - meint der Vizepräsident. – „Hier sieht man die Kraft Wroclaws, die Kraft seiner Einwohner und den Enthusiasmus und Energie von Mariusz Mikołajek, ohne den all das nicht gewesen wäre. Dieses Projekt läuft, befreit und entdeckt die Begabung der Einwohner. Es lohnt sich zu träumen, denn in Wroclaw gehen Träume in Erfüllung.
Während der Einmauerung der Kapsel fand auch die Eröffung der Ausstellung der Künstler statt, die bei OKAP tätig sind: Irena Korzeniewska, Maria Kabza, Maria Żelazna und Renata Konopelna. OKAP – Zentrum für Kulturelle Animation der Innenhöfe (Ośrodek Kulturalnej Animacji Podwórkowej) in der ul. Roosevelta 5A leitet die Stiftung OK, ART. und die Stadt Wroclaw. Das Zentrum gehört zu den Verwaltunggstrukturen des Kulturzemtrums ODT Światowid.