Wir sprechen mit Robert Golba, dem Vorstand von Alex Stern, dem für die Produktion des Films in Polen zuständigen Auftragnehmer, darüber, wie die Filmproduzenten versuchen, den Bewohnern der in unmittelbarer Nähe des Filmsets befindlichen Häuser die Unannehmlichkeiten im Zusammenhang mit den Dreharbeiten zu den „Breslauer“ Szenen des Steven Spielbergs Films "St. James Place" zu minimieren bzw. zu ersetzen.
www.wroclaw.pl: Es ist klar, dass bevor die Dreharbeiten zum Steven Spielbergs Film begonnen haben, mussten Sie ein Gelände begutachten und vorzubereiten, das doch großteils von Privatpersonen bewohnt wird. Wie sind Sie mit ihnen in Kontakt gekommen?
Robert Golba: - Ich möchte vorab anmerken, dass das, was uns von anderen Filmproduktionen unterscheidet und worum wir uns vorrangig bemühen haben, war es, die Zusammenarbeit mit den Einwohnern aus der Nachbarschaft so zu gestalten, dass wir auf ihre Vorbehalte und Bedürfnisse sofort reagieren können. Schon an dem Moment, an dem sich Steven Spielberg entschlossen hat, in diesem Teil Breslaus seinen Film zu drehen, beschlossen wir, an den zwei Drehorten – in den Straßen ul. Ptasia und Kurkowa – eine Art Wachposten aufzustellen, die ausschließlich für den Kontakt mit den Einwohnern zuständig sind. Łukasz Stępień und Łukasz Zięba – ihre einzige Aufgabe ist eben der Kontakt mit den Einwohnern. Zwei Monate vor dem ersten Klappenschlag am Set besuchten sie jeden Einwohner in den unmittelbar an den Filmset angrenzenden Häusern und informierten sie darüber, was wir machen werden, gaben ihnen ihre Handynummer, machten auch Aushänge mit Infos für die Hausbewohner. Diese Aushänge versuchten wir, jede Woche bzw. alle zwei Wochen zu aktualisieren. Ich denke, dass wir die Beziehung zu den Einwohnern sehr solide und verantwortungsbewusst eingegangen sind, sie konnten ihre Zweifel bezüglich der Anwesenheit des Filmteams eben über die beiden Herren Łukasz übermitteln und können das übrigens immer noch tun, auch später, wenn die ausländische Filmcrew Breslau schon verlassen hat. Ich denke, wir sind mit größter Sorgfalt vorgegangen und mit ebenso viel Rücksicht, um sowohl den Anforderungen der Stadtverwaltung als auch den Erwartungen der Einwohner entgegen zu kommen, denen wir zugleich auch für ihr Verständnis sehr dankbar sind.
Sie haben mit den Einwohner, deren Fenster auf den Filmset gerichtet sind, Verträge abgeschlossen, in denen Ihre Wünsche enthalten sind, die sich aber auch auf finanzielle Entschädigung beziehen. Was heißt es in der Praxis?
- Wenn wir in einer Wohnung die Fenster streichen – wird es mit einem Betrag X entschädigt, wenn wir die Antenne abbauen – bezahlen wir den Betrag X, wenn wir in die Wohnung einen Statisten "hinstellen" – geschieht das für einen Betrag X etc.
Metamorphosen, und auch Schäden, die bei einer Produktion wie der Spielberg-Film entstehen können, sind nichts Außergewöhnliches. Wie sind Sie darauf vorbereitet?
- In der Tat, das ist sehr wichtig. Im Filmbudget haben wir einen Posten, der für die sog. Wiederherstellung vorgesehen ist. Das bedeutet, wir verlassen den Drehort in dem Zustand, wie wir ihn betreten haben, bzw. im besseren.
Irgendwas Konkretes?
- Zum Beispiel ein Mehrfamilienhaus, dessen Fassade vor drei Jahren renoviert und gestrichen wurde. Wir mussten sie jetzt mit sog. Farbstaub verschmutzen, denn das Haus war einfach zu schön für unsere Bedürfnisse (Lachen). Allerdings nach den Dreharbeiten wird dieselbe Firma, die dieses Haus bereits renoviert hat, es wieder neu streichen. Das heißt, die Einwohner werden ihr Haus wieder wie neu haben und zudem erneut mit Garantie.
Wie schnell kommt diese Renovierung zustande?
- Im Vertrag steht, dass unmittelbar nach dem Ende der Dreharbeiten, das heißt sogar am 25. November die Bauarbeiten beginnen können, natürlich vorausgesetzt, dass das Wetter es zulässt und wir z.B. keine Minustemperaturen haben werden. Wir haben nämlich auch daran gedacht, dass sich unsere Reparaturen nicht als Pfusch erweisen und durch schlechtes Wetter kann es durchaus der Fall werden. Es ist nämlich keine allzu große Kunst, das Haus zum Beispiel neu zu streichen und die Arbeiten so abzunehmen und in einem Jahr geht die Farbe ab, weil sie bei Frosttemperaturen aufgetragen wurde.
Welche Beschwerden haben Sie bekommen?
- Als das Treppenhaus gestrichen wurde, haben wir vergessen, ein Zettel für die Einwohner auszuhängen und eine Dame hat sich ihre Jacke mit Farbe verschmutzt. Die Jacke haben wir sofort reinigen lassen und sich auch bereit erklärt, die Jacke zu ersetzen, sollten die Flecken nach der Reinigung nicht beseitigt werden. Wir haben auch ein Auto in die Waschanlage gebracht, nachdem dieses durch Farbstaub bei der "Verschmutzung" des Hauses in der ul. Ptasia beschmutzt worden war. Wir reagieren also sofort auf verschiedene, sogar sehr kleine "Missgeschicke" unsererseits. Viel mehr noch, wir, die polnischen Produzenten, bleiben hier nach dem Ende der Dreharbeiten. Es wird nicht so aussehen, dass das ausländische Team mit Herrn Spielberg an der Spitze zufrieden nach dem Abschluss der Arbeiten plötzlich Breslau verlässt und die Einwohner bleiben mit irgendwelchen Problemen da.
Haben Sie keine Angst, dass es bei der Gelegenheit zu Betrugsversuchen kommen kann, sagen wir von Leuten, die sich zum Beispiel eben auf diese Weise ihre Wohnungen kostenlos renovieren lassen wollen?
- Ein bisschen schon, wir rechnen aber mit dem guten Willen der Einwohner, zu denen wir bisher – was ich noch mal ausdrücklich betonen möchte – sehr guten Kontakt haben und ich hoffe, dass es bis zum Schluss so bleibt.
Und ist es mittlerweile zu irgendwelchen größeren Schäden am Set gekommen?
- Doch, "gerade eben" in der ul. Miernicza standen Panzer und einer von ihnen hat beim Manövrieren den Gehweg beschädigt. Das werden wir mit Sicherheit renovieren müssen. Wenn das amerikanische Team weg ist, steht für uns am Sonntag, den 23.11. eine Begehung aller Orte mit dem lokalen, für den Bau der Filmkulissen zuständigen Bauleiter bevor, bei der wir alle Schäden aufschreiben und schätzen werden, und dann reparieren.
Sie haben die guten Nachbarschaftsbeziehungen zu den Bewohnern der umliegenden Häuser erwähnt, uns ist aber zu Ohren gekommen, dass angeblich Blumentöpfe aus den Fenstern auf den Filmset geflogen sind?
- Das war leider während der Vorbereitungsarbeiten der Fall. Zum Glück ist es während der Dreharbeiten nicht passiert und wir glauben, dass es nicht wieder vorkommt. Wir möchten ohne Zwischenfälle die Arbeiten zu Ende bringen und diese auch nicht unnötig verlängern und es liegt gewissermaßen auch im Interesse der Einwohner, die damit rechnen, dass die Filmleute so schnell wie möglich "abziehen".
Wie es scheint, auf diesen Moment warten ungeduldig die Kaufleute vom Markt in der ul. Ptasia, denn wie wir gehört haben, gerade sie fühlen sich von Ihren Aktivitäten in ihrer Arbeit sehr gestört. Wie sehen Sie das?
- Ich möchte hier erklären, dass es zu dem Zeitpunkt, als sich Steven Spielberg für den Drehort in Breslau entschieden hat, die Baustelle noch nicht gab, die sich jetzt direkt neben dem Markt in der ul. Ptasia befindet. Die Filmleitung hat diesen Platz besichtigt und festgestellt, dass die Marktleute ungestört an der anderen Straßenseite arbeiten können. Das Problem ist nur, dass es diese andere Seite nicht mehr gibt, weil sie eben von der Baustelle besetzt ist, die kurz vor unseren Dreharbeiten begonnen wurde. Wir haben einen entsprechenden Vertrag unterzeichnet, der zugleich die Drehgenehmigung enthält. Bedenken Sie aber, dass wir momentan im Bereich des Marktes nichts gesperrt haben. Es ist nur ein Tag geplant, an dem wir den relativ freien Zugang zur Straße einschränken. Außerdem kann man dort mit dem Auto hinfahren, hineingehen, einkaufen. Und obwohl wir eine Genehmigung für die Sperrung der ul. Ptasia direkt an der ul. Pomorska bekommen haben, haben wir es nicht getan, da wir meinten, dass dies eben ein großes Problem für die Marktleute und ihre Kunden sein könnte.
Ist es auch noch nie passiert, dass jemand mit dem Auto zur Arbeit gefahren ist und am Nachmittag nicht mehr am selben Platz vor dem Haus parken konnte, weil die Straße wegen Dreharbeiten gesperrt wurde?
- Nein, dass ist nicht möglich. Laut Gesetz muss das Verbotszeichen fünf Tage früher aufgestellt werden. Außerdem haben wir acht Phasen für die Sperrung der Straßen vorbereitet und die Karten, die sie veranschaulichen, wurden ausgehängt, um die Einwohner zu informieren.
Manche meinen vielleicht, wir sind wegen der Dreharbeiten in die Stadtverwaltung mit einer großen ausländischen Produktion gekommen, haben gesagt, dass wir in diesem Zusammenhang die Straßen gesperrt haben wollen und hatten sofort alle Genehmigungen in der Tasche. Das erste, was wir seitens der städtischen Beamten gehört haben, waren die Fragen, wie bei all dem die Einwohner zurecht kommen sollen und ob sie dadurch nicht mit Beeinträchtigungen zu rechnen haben. Niemand hat uns irgendwas ohne vorherige Prüfung zugesagt, obwohl man gewiss damit rechnen musste, dass sich der Frust der Einwohner im Zusammenhang mit ihren zeitweiligen Unannehmlichkeiten gegen die Stadt richten wird. Unserer Meinung nach bemüht sich die Stadt optimal, die Erwartungen beider Seiten – der Filmemacher und der Einwohner – zu erfüllen.
Wir danken für das Gespräch.
Fotos: Tomasz Walków, Janusz Krzeszowski