Premiere unter Hochspannung
Diese Premiere kann gleich aus mehreren Gründen zum Phänomen werden. Erstens, die letzte Inszenierung der "Madame Butterfly" in Wroclaw fand vor fast einem Vierteljahrhundert statt und war ungewöhnlich klassisch und sentimental. Zweitens, der Regisseur der neuen Fassung, Giancarlo del Monaco kündigt an, die moderne Oper brauche einen Schock und erinnert zugleich, dass die ursprüngliche Version des Libretto zahlreiche rassistische Versen enthielt und, was das Publikum oft vergisst, bei der Hauptfigur der Oper handelte sich nicht um eine erwachsene Frau, sondern um ein Mädchen, das von einem amerikanischen Offizier gekauft wurde. – „Neben der bunten und schönen Musik möchte ich auch die dunkle Seite der Geschichte zeigen, vor allem den Kauf einer Frau sowie die Oberflächlichkeit des Protagonisten, des Amerikaners Pinkerton“ - bemerkt Giancarlo del Monaco.
Der Regisseur, ein Nachfahre eines großen Tenors
Der italienische Künstler ist in einer berühmten Familie geboren und aufgewachsen. Sein Vater war der legendäre Tenor Mario del Monaco, die Muter – die Sopranistin Rina Filippini. Die Karriere seines Vaters dauerte lange genug, dass Giancarlo sein erstes Stück - "Samson und Dalila" von Camille Saint-Saëns mit ihm in der Titelrolle des geblendeten Kraftprotzes besetzen könnte. Auf seinem Konto hat del Monaco junior bereits 120 verschiedener Stücke, darunter 5 Premieren, die auf den Brettern der berühmten Metropolitan Opera von New York aufgeführt wurden (darunter auch "Madame Butterfly"). Wie die Fassung von Wroclaw sein wird, wissen wir noch nicht, sicherlich wird sie jedoch die Zuschauer zur Reflexion bewegen. Del Monaco erinnert, dass das Libretto ursprünglich rassistische Inhalte aufwies, in ihrer Aufzeichnung fehlte eine Arie für den Tenor, was auch einer der Gründe war, dass die Oper bei der Premiere in der legendären La Scala eine Niederlage erlitt. Erst die zweite Fassung (schon mit der berühmten Arie "Addio fiorito asil") wurde zum unumstrittenen Erfolg und eroberte die Herzen der Musikliebhaber auf der ganzen Welt.
Puccini und dessen Begeisterung für Japan
Ewa Michnik bemerkt, dass vieles davon den Studien zu verdanken ist, die Giacomo Puccini in Bezug auf die Musik und Kunst Japans betrieb. – „Der Komponist hat sich sogar Aufnahmen aus Tokio liefern lassen“ – erklärt die Direktorin der Oper von Wroclaw. In der Partitur finden wir 7 deutliche Musikzitate aus dem Land der Kirschenblüte, darunter aus der Kaiserhymne (bei der Ankunft des Beamten, der die Trauung von Butterfly und Pinkerton vollzieht), es kommt auch die amerikanische Hymne vor (die früher bei der Marine benutzt wurde - Pinkerton war Bordoffizier). Puccini, ein Meister der Dramaturgie, sorgte auch dafür, die Stimmung vor dem Auftritt der Hauptheldin auf die Bühne möglichst hoch zu treiben. Ihre Erscheinung bildet einen der Höhepunkte der Oper.
Liebesgeschichte ohne Happyend
Die Geschichte, die Puccini durch seine Musik erzählt (wen auch der Kunst entnommen) handelt vom Japanaufenthalt des amerikanischen Offiziers Pinkerton, der eine Zeitehe mit einer blutjungen Japanerin eingehen will. Er bezahlt einen örtlichen Vermittler (genauer gesagt, Zuhälter), der ihm ein Mädchen, die Cio-Cio-San findet. Die junge Frau ist von der Liebe des Amerikaners überzeugt und als dieser wegfährt (in den Staaten wartet auf ihn seine echte Verlobte), beschließt sie, auf die Rückkehr des Geliebten treu zu warten. Sie bringt einen Sohn zur Welt und zieht ihn groß, als dann Pinkerton nach Japan zurückkehrt (schon mit seiner amerikanischen Ehefrau), begeht die verzweifelte Cio-Cio-San Harakiri.
Die Premiere "Madame Butterfly" am 19 und 20. Dezember auf der Bühne der Oper Wroclaw findet um 19.00 Uhr statt. Die Tickets kosten 50-250 PLN. Die Titelpartie singen Ermonela Jaho, Eliza Kruszczyńska und Anna Lichorowicz, als Pinkerton hören wir James Valenti, Nikołaj Dorożkin und Igor Stroin.