Das Modell gehört zum Besitz des Ossoliński-Nationalinstituts. Dort auch beendete ein Team von Restauratoren im Oktober letzten Jahres seine Renovierung. Ihre Aufgabe war in der Tat nicht einfach – sie mussten eine Stadt aus dem 18. Jh. erneuern und zusammenbauen, die aus 300 Miniaturbauten - Bürgerhäusern, Kirchen, Toren, Wehrmauern besteht. Die Arbeiten an dem Panorama begann im Jahre 1928 von einem Team unter der Leitung des Architekten Janusz Witwicki.
Aus Lemberg über Warszawa nach Wroclaw
Das Panorama wurde auf sechs Platten errichtet, jede von ihnen 2 auf 1,2 m groß. Lemberg wurde im Maßstab 1:200 dargestellt. Die Gebäude wurden aus Pappe, Bristolkarton und Sperrholz errichtet und mit Kupfer- und Bleiblech verkleidet. Seine Erbauer verwendeten auch Draht und sogar Celluloid. Alle wurden sehr präzise ausgeführt, unter Beibehaltung der Architekturdetails. Jeder Schornstein, jedes Fenster wurde sehr genau wiedergegeben. Zudem bemühten sich die Modellbauer, die Altersspuren wie Wasserflecken oder Löcher im Putz auf den Gebäuden nachzumachen, um auf diese Weise den wahren Charakter der Stadt zu veranschaulichen.
Die Bewohner Lembergs hatten niemals die Gelegenheit, das Panorama ihrer Stadt zu bewundern. Außerdem wollten die sowjetischen Machthaber nach dem Zweiten Weltkrieg keine Erlaubnis erteilen, das Werk von Witwicki außer Landes zu bringen. Dem Architekten ist es schließlich gelungen, die Zustimmung für die Ausfuhr zu bekommen, er hat jedoch nicht mehr geschafft, nach Polen auszureisen. Im Jahr 1946 wurde er unter dubiosen Umständen ermordet. Das Werk wurde schließlich von der Ehefrau des Architekten ausgefahren. Lemberg in Miniatur kam zuerst nach Warszawa und gelang schließlich in das Architekturmuseum von Wroclaw. Dort wurde das Modell auch zum ersten Mal in den 90er Jahren der Öffentlichkeit präsentiert. Im Jahr 2006 entschloss sich die Familie von Janusz Witwicki, das Panorama dem Ossoliński-Nationalinstitut zu überlassen.
- „Viele Gebäude sind verloren gegangen, einige wurden beschädigt und mussten rekonstruiert werden“ - erzählt Adam Grocholski, Künstler, der bei der Restaurierung des Panoramas beschäftigt war. Es fehlten u.a. die barocke Dominikanerkirche und die Synagoge zur Goldenen Rose. Es wurden außerdem der Turm und die Kapelle der Franziskanerkirche ergänzt und die lateinische und walachische Kathedrale wiederhergestellt. Die Arbeiten wurden vom Ministerium für Kultur und Nationales Erbe mit 100 Tsd. PLN bezuschusst. Das Modell wurde, entsprechend den Plänen von Witwicki, mit Beleuchtung ausgestattet. Der Wunsch des Architekten war, das Panorama von Lemberg in verschiedenen Lichtverhältnissen zu zeigen – von der aufgehenden Sonne bestrahlt, in den Mittagsstunden, bei Sonnenuntergang und sogar beim Mondschein.
Lernen Sie die Geheimnisse von Lemberg kennen
In der Jahrhunderthalle wird gerade das Panorama von Lemberg zusammengebaut. Die Besucher können es bald in einem speziell dafür vorbereiteten Raum bewundern. Sie werden dabei auch die Geschichte seines Schöpfers Janusz Witwicki kennenlernen. – „Wir bauen alles zusammen, führen auch kleine malerische Schönheitsreparaturen durch“ - sagt Adam Grocholski. – Wir werden noch Tests mit der Beleuchtung durchführen.
- „Wir verfügen immer noch über 100 zusätzliche Bauten, die nicht in das Panorama aufgenommen werden, aus dem Grund, weil sie sich dort niemals befanden“ - erklärt Tomasz Fronczek, Künstler, der ebenfalls bei der Restaurierung des Werks beschäftigt war. – Witwickis Team verwendete sie für Werbefotos, mit denen sie Finanzierung für weitere Arbeiten ermöglichen konnten. Einige Gebäude stellten sich dennoch als Teile des Modells heraus. Sie waren unbeschriftet und nur dank der mühsamen Detektivarbeit der Restauratoren kehrten sie auf ihren alten Platz zurück.
- „Das historische Zentrum Lembergs hat sich nur ein wenig verändert. Die Wehrmauer gibt es nicht mehr, jedoch ca. 75 Prozent der Bürgerhäuser sind noch vorhanden, erhalten haben sich die Kirchen und Klöster“ - sagt Adam Grocholski.
Das Modell wird so beleuchtet, wie es sich sein Schöpfer gewünscht hat. Ein spezieller Projektor wird die Art der Bestrahlung ändern, die Besucher werden auch Lemberg bei Nacht sehen können.
Die Präsentation wird durch Multimedia ergänzt. In den sog. Wissensboxen wird ein Film über Janusz Witwicki und sein Werk gezeigt, vorbereitet von Dr. Łukasz Koniark aus Ossolineum.
- „In den Vitrinen zeigen wir die Werkzeuge von Janusz Witwicki, die er für den Bau des Panoramas benutzte. Sie wurden uns von seiner Enkelin Ewa Chrzanowska-Parsons überlassen“ - kündigt Paweł Romaszkan von der Jahrhunderthalle an. – „Die Multimedia beziehen sich auch auf das Lemberg von heute, deshalb möchten wir auf einem Bildschirm Werbefilme über Lemberg zeigen. Es ändert sich der Umgang der Ukrainer mit der Geschichte. In einem Film sehen wir ein älteres Paar, das Lemberg – die Stadt seiner Kindheit besucht“ - fügt Paweł Romaszkan hinzu. – „Wir vergessen dabei auch nicht die Geschichte der Stadt selbst. Einblicke in die Geschichte liefern weitere Materialien, die auf den Wänden im Raum mit dem Panorama ausgestrahlt werden.
Die Besucher werden die Möglichkeit haben, einen virtuellen Spaziergang durch die Gassen von alt Lemberg zu machen. – „Der Spaziergang beginnt am Krakauer Tor und wird so gestaltet, dass die Besucher einen Einblick in die Multikulturalität Lembergs bekommen. Es wurde nämlich als die Stadt der vier Bistümer bezeichnet“ - erklärt Paweł Romaszkan. Wir besuchen u.a. die armenische, die lateinische und die Uspenski-Kathedrale. Auf dem Modell fehlt die Sankt-Georgs-Kathedrale, die sich außerhalb der Stadtmitte befindet, sie wird jedoch als Hologramm wiedergegeben. Man wird auch das Panorama mithilfe einer kleinen, im Modell installierten Digitalkamera betrachten können. – „Witwicki wünschte sich, dass die Besucher es durch Periskope betrachten. Wir benutzen dafür die moderne Technik.
Das plastische Panorama von alt Lemberg wird ab dem 25. September zu sehen sein. Zur Eröffnung kommt die Familie von Janusz Witwicki – Töchter und Enkelin. Die Ausstellung wird täglich geöffnet sein, auch sonntags. Die Tickets kosten 10 PLN - normal, 5 PLN - ermäßigt.
Mehr Informationen auf der Seite des plastischen Panoramas des alten Lembergsvon alt Lemberg