Ein perfektes Atelier? Viel Licht
Wie wichtig das Atelier für einen Maler oder Bildhauer das Atelier ist, wissen alle, die mühsame Stunden an der Staffelei, mit der Meißel oder Reißbrett. erwarten. Man arbeitet dann am besten, wenn man seine Ruhe hat. Und wie ein perfektes Atelier aussehen sollte? -Um zu leben brauche ich Licht, Raum und Ordnung- der Architekt Jean-Claude Delorme wiederholt diese Worte im gewissen Sinne nach Le Corbusier, einem genialen Architekten des 20. Jh. In seinem Buch "Pariser Künstlerateliers" entführt Delorme die Leser auf einen Spaziergang und erzählt dabei, wie das Atelier zur Entwicklung der Kunst beigetragen hat - seit dem 18. Jh. (als die ersten am Louvre gelegenen Ateliers entstanden sind) bis Ende des 20. Jh.
Zu diesem Buch wurde er vom Verleger überredet, hauptsächlich deshalb, weil Delorme schon Reiseführer veröffentlicht hatte, die viel Anerkennung fanden (u.a. über überdachte Passagen). Diesmal hat er sich ebenfalls ein ambitioniertes Ziel gesetzt. Orte zu beschreiben, mit deren Hilfe große Kunstwerke entstanden (wie "Les Demoiselles d'Avignon" von Pablo Picasso), Orte, die prunkvoll oder schlicht eingerichtet waren, doch immer inspirierend. In der Ausstellung des Architekturmuseums sehen wir nur einige davon, jedoch selbst eine im Vergleich zum Buch reduzierte Vorführung vermittelt sehr gut das Phänomen, mit dem wir in Paris zu tun haben.
Paris zu teuer für Künstler
Heute trifft man in der Stadtmitte kaum Künstler, die sich dort ein Atelier leisten könnten. Man kann entweder von der Stadt eine Werkstatt bekommen, oder in die Vororte ziehen, wo die Mieten nicht in den Wahnsinn treiben. - "Man trifft heute auch kaum solche Förderer oder Investoren wie vor Jahren" - die Journalistin Anne-Marie Dubois erklärt die Tatsache, dass noch vor hundert Jahren reichere Künstler ihre Ateliers bei berühmten Architekten in Auftrag gaben und das Ergebnis waren außergewöhnliche Lösungen, die bis heute für Begeisterung sorgen.
Prunkvolles Atelier, wiedergewonnene Werkstätten
Wenn man sich in das 19. Jh. zurückversetzt, kann man sehen, dass die prunkvollsten Residenzen mit Ateliers den Malern des akademischen Stils, des Klassizismus gehört haben (Jacques-Louis David, William-Adolphe Bouguereau). Sie wohnten in der Regel im IX oder XVII arrondissement. Die Polen würde sicherlich das Atelier von Ara Scheffer interessieren, der mehrmals Fryderyk Chopin und die polnischen Adligen portraitierte (Delfina Potocka, Eliza z Branickich Krasińska).
Ende des 19 und zum Beginn des 20. Jh. wurden die Ateliers meistens aus Architekturteilen der Pavillons gebaut, mit denen die berühmten Weltausstellungen ausgestattet waren. Auf diese Weise entstand die berühmte Villa des Arts von Montmartre, ein großes Komplex von Werkstätten, die u.a. von Paul Cézanne, Henri Rousseau, oder Francis Picabia geehrt wurden. Auf ähnliche Weise entstand das legendäre "Ul" La Ruche von 1902, in dem man noch immer den Geist von Marc Chagall, Amedeo Modigliani oder Marie Laurencin spürt. - "Das Gebäude wurde von Alfred Boucher entworfen, der seiner eigenen schweren Anfänge bewusst, den Maler bessere Arbeitsbedingungen gestalten wollte" - erzählt Jean-Claude Delorme.
Nicht minder berühmt waren andere Plätze in Montmartre, vor allem Bateau-Lavoir (das seinen Namen - Waschschiff - der Existenz von nur einem einzigem Wasseranschluss verdankt).Dort malte auch 1907 Picasso die berühmten "Les Demoiselles d'Avignon", obwohl die Verhältnisse, in denen er lebte, wohl manchen schlicht vorkommen würden. - "Wichtig war, dass die Künstler ein Dach über dem Kopf für relativ wenig Geld finden" - bemerkt Delorme. - "Und als sie berühmt wurden, ließen sie sich ein echtes Atelier bei großen Architekten bauen" - fügt er hinzu. In den 20 Jahren des 20. Jh. wurden ganze Straßenzüge modernistisch für die Bedürfnisse der Künstler entworfen. Ein Beispiel ist die Villa Seurat im XIV arrondissement, wo u.a. Henry Miller eines seiner Skandalromane geschrieben hat.
Die Ausstellung "Pariser Künstlerateliers" sehen wir im Architekturmuseum bis 23. August. Einzelheiten finden Sie hier.