Grafiken im Herzen von Wrocław und Kommentare von
Professor Przemysław Tyszkiewicz sind jedem bekannt, der exzellente Grafik zu schätzen weiß. Der Künstler lehrt an der Akademie der Schönen Künste in Wrocław und an der Universität SWPS und ist der Begründer der Grafikschule von Wrocław. Wie er selbst betont, hat er seinem geliebten Fachgebiet sein ganzes Leben gewidmet und weiß absolut alles darüber.
Nun möchte er sein Wissen, seine Fähigkeiten und seinen Geschmack mit anderen teilen und der Grafik zu mehr Anerkennung verhelfen.
– „Ich bin ein orthodoxer Wrocław-Patriot. Hier bin ich geboren und habe hier fast mein ganzes Leben gelebt und gearbeitet. Jetzt bin ich auf der Mission, die außergewöhnliche Grafik, für die wir weltweit bekannt sind, zu einem Produkt zu machen, das für Wrocław wirbt“ – argumentiert Prof. Przemysław Tyszkiewicz.
Deshalb hat der Künstler zusammen mit seiner Frau Magdalena vor Kurzem Oficyna Graficzna Tyszkiewicz eröffnet, einen Ort für Kunst mitten im Zentrum der Stadt, in der ul. Antoniego 8, genau gegenüber dem Kino Neue Horizonte.
Es soll nicht nur ein Ausstellungsraum sein, sondern auch ein Atelier. – „Oficyna Graficzna Tyszkiewicz ist der Grafik gewidmet; wir wollen die Werke junger und bereits etablierter Künstler zeigen. Es ist mir auch wichtig, dass man Oficyna Graficzna Tyszkiewicz mit einem Atelier in Verbindung bringt, in dem man den Künstlern bei der Arbeit zusehen kann, aber auch Kurse besuchen und sehen kann, wie Grafiken hergestellt werden“ – sagt Prof. Tyszkiewicz.
Wer braucht im 21. Jahrhundert noch die Grafik?
– „Und warum müssen Bergsteiger Achttausender besteigen?“ – antwortet Prof. Tyszkiewicz und fügt hinzu: – „Es ist eine Herausforderung und eine Mission, die alten Techniken zu pflegen und sie an die nächste Generation weiterzugeben, um es den alten Meistern gleichzutun, damit die Werke auf dem richtigen Niveau bleiben“ – bemerkt der Künstler aus Wrocław.
Und er weist sofort darauf hin, dass, obwohl sich der Druck in rasantem Tempo entwickelt und auch die künstliche Intelligenz aggressiv in diesen Bereich eindringt, die Druckgrafik, deren Ausführung sich seit dem 16. Jahrhundert nicht wesentlich verändert hat, für das Publikum immer noch faszinierend und einzigartig ist.
– „An der Technologie hat sich nichts wesentlich geändert“ – erklärt Prof. Tyszkiewicz und zeigt das wertvollste Gerät in Oficyna Graficzna Tyszkiewicz - eine Druckpresse, die er von einem privaten Grafiker in der Nähe von München gekauft hat.
– „Diese Presse ist ein Mercedes unter den Pressen, präzise, schwer, wie ein deutscher Panzer, mit einem Druck von 200 kg pro Quadratzentimeter, obwohl sie unter häuslichen Bedingungen von einem deutschen Ingenieur gebaut wurde, übrigens aus Liebe zu seiner Frau“ – erzählt der Künstler.
Er passte seine Erwerbung an die eigenen Bedürfnisse an - die massiven Beine für die Presse wurden von Vinicius Libardoni entworfen, einem Brasilianer, der beim Professor promovierte. Das Rad, das den Druck auf die Presse erzeugt, hat Przemyslaw Tyszkiewicz selbst entworfen. – „Früher gab es eine kleine Kurbel, aber das Rad ist bequemer, und meine Wirbelsäule hat sich auch eine Pause verdient“ – fügt er hinzu.
Auf der Druckpresse werden Drucke gefertigt. Pro Exemplar sind bis zu 40 Minuten harte Arbeit nötig, bei der sowohl körperliche Kraft, Geschicklichkeit, Präzision der Ausrüstung, aber auch die Qualität des Papiers eine Rolle spielen.
Für die Drucke wird Papier aus Baumwollhadern verwendet. Der Professor verwendet Papier von verschiedenen Firmen, u.a. der italienischen Firma Fabriano (seit 1264 auf dem Markt), der deutschen Unternehmen Zerkall und Hahnemühle (gegründet 1584). Das letztgenannte Unternehmen war sowohl für seine hervorragende Qualität als auch für seine berüchtigten Aktivitäten während des Zweiten Weltkriegs bekannt.
– „Das Unternehmen finanzierte die Fälschung von Wertpapieren und Pfund im Lager Sachsenhausen. Die Nazis wollten massenweise Fälschungen in England vertreiben, taten dies aber – aus unbekannten Gründen – nicht, obwohl sie im Lager ein Team von Fälschern aufstellten, was übrigens in dem 2007 mit dem Oscar ausgezeichneten Film „Die Fälscher“ thematisiert wurde“ – erklärt Prof. Tyszkiewicz.
Wrocław - Grafik mit Tradition
Wie Professor Tyszkiewicz betont, werden die Arbeiten der Grafikdesigner aus Wrocław überall auf der Welt hoch geschätzt und erkannt - von Australien bis China, Korea, Indien, Südamerika und sogar Iran. – „Überall werden wir mit offenen Armen und einem leichten Beugen der Knie empfangen. Sie schätzen die Grafikschule von Wrocław“ – bemerkt Prof. Przemysław Tyszkiewicz.
Dies ist auch der Tradition und dem Rückgriff auf die besten Vorbilder zu verdanken. In den Beständen des Ossoliński-Instituts befinden sich unschätzbare Radierungen von Rembrandt und das einzige Werk des bedeutenden Kupferstechers Albrecht Dürer in den polnischen Sammlungen.
Nach dem Krieg arbeitete im Kupferstecherhaus Eugeniusz Get-Stankiewicz, der Guru der Künstler und Druckerkreise.
– „Meine Oficyna Graficzna Tyszkiewicz ist eine Art Fortsetzung dessen, was Get-Stankiewicz begonnen hat. Auch er verließ die Akademie der Schönen Künste, um sich in Wrocław niederzulassen, im Kupferstecherhaus“ – erinnert der Grafiker.
Prof. Tyszkiewicz ist der Meinung, dass jeder Schritt der Grafik außerhalb der Mauern der Hochschule sehr wichtig sei. Die erste Freiluftaktion von Oficyna Graficzna Tyszkiewicz war bereits ein Erfolg.
Während der Mai-Folge des Events „Gastro Miasto“ gab der Professor den Studenten die Möglichkeit, ihre Arbeiten in zwei Zelten auszustellen. Der Markt war sehr beliebt.
– „Es hält sich hartnäckig die Meinung, dass Künstler Werke für die Schublade machen und nicht am Verkauf interessiert sind. Dabei ist es ein Beruf wie jeder andere auch. Ich bin stolz darauf, dass ich von meiner Arbeit leben kann und ich unterstütze Studenten und ermutige sie, an Märkten teilzunehmen“ – erklärt Prof. Tyszkiewicz.
Vorerst hat er nicht die Absicht, grafische Arbeiten in der Oficyna Graficzna Tyszkiewicz zu verkaufen. – „Wir arbeiten nicht gewinnorientiert, aber vielleicht werden wir das mit der Zeit ändern. Im Moment möchte ich mich darauf konzentrieren, den Laden zu führen, Werbung zu machen, Workshops zu veranstalten und Fördermittel zu bekommen. Wir haben sehr weitreichende Pläne“ – verkündet der Künstler.
Oficyna Graficzna Tyszkiewicz - was können wir dort sehen
Vorerst die gemeinsame Ausstellung von prof. Tyszkiewicz und seinem langjährigen Freund Juan Candon, einem spanischen Grafiker aus Cadiz.
– „Juan ist ein Traditionalist, doch dieses Mal zeige ich ganz andere Werke von ihm. Jeder Grafiker macht eine Menge Probeabdrucke und auch er hatte einen ganzen Haufen davon. Während des Umzugs überlegte er, ob er sie verbrennen oder wegwerfen sollte. Er entschied sich, die Blätter mitzunehmen und begann an dem neuen Ort, daraus räumliche Kompositionen zu machen“ – erzählt Prof. Tyszkiewicz.
Zu den Werken des Künstlers aus Wrocław, die wir in der Ausstellung sehen werden, gehört u.a. ein Plan von Wrocław, der einst im Auftrag des Präsidenten Zdrojewski angefertigt wurde. – „Dies Grafik ging durch die Hände vieler bedeutenden Persönlichkeiten, von den Präsidenten Jacques Chirac, Vaclav Havel und Aleksander Kwasniewski bis zu Jan Nowak-Jeziorański“ – sagt stolz Prof. Tyszkiewicz.
Schon bald in der Oficyna Graficzna in der ul. św. Antoniego 8 folgen weitere Ausstellungen, zunächst von zwei Absolventen der Akademie der Schönen Künste, Modesta Gorol und Bartłomiej Podgórniak, und dann von den mittlerweile bekannten Künstlern, dem Zeichner Jacek Szewczyk und dem auf die schwierige Mezzotinto-Technik spezialisierten Künstler Chris Nowicki, einem Amerikaner, der in den 1990er Jahren mit einer Aktentasche unter dem Arm nach Polen kam und von Get-Stankiewicz eine kleine Druckpresse geschenkt bekam, und so fing alles an. Geplant sind außerdem Ausstellungen von Künstlern aus China und Japan.
– „Ich habe freie Hand bei der Auswahl der Künstler und eine gute Vorstellung davon, was man den Menschen in Bezug auf die Druckgrafik zeigen kann. Wie man sie mit diesem Fachbereich vertraut machen kann“ – versichert Prof. Tyszkiewicz.
Und er ermutigt - die Türen zur Oficyna Graficzna Tyszkiewicz in der ul. Św. Antoniego 8 sind geöffnet. Schauen Sie einfach vorbei.
Link zum Text: https://www.wroclaw.pl/kultura/oficyna-graficzna-tyszkiewicz-nowe-miejsce-dla-sztuki-na-antoniego-wroclaw