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Kuba Stankiewicz hat ein Album mit Werken von Bronisław Kaper aufgenommen

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Polen als Wiege des amerikanischen Jazz? Unmöglich. Doch! Der Jazzpianist aus Wroclaw Kuba Stankiewicz entdeckt für uns Komponisten von der Weichsel, die große Jazzhits schrieben und Hollywood eroberten. Wie etwa Bronisław Kaper, Laureat des ersten polnischen Oscars. Seine Stücke hat Stankiewicz mit befreundeten Musikern in Los Angeles aufgenommen. Die Premiera der Platte im Frühjahr.

Victor Young aus Warszawa

Die Jazzrecherchen von Kuba Stankiewicz begannen mit Victor Young, einem Amerikaner, der Jazzevergreens wie "Stella by Starlight","Beautiful Love" oder "Johnny Guitar" komponierte. Inspiriert durch den Saxofonisten Janusz Muniak wollte der Pianospieler aus Wroclaw der Frage nachgehen, wer Victor Young eigentlich war und stieß dabei auf eine unglaublich spannende Biografie des polnischen Künstlers. Das Ergebnis dieser "Jazzermittlung" wurde die Platte "Stankiewicz/Young". Im Jahre 2014 in Los Angeles zusammen mit dem Kontrabassisten Darek Oleszkiewicz und Schlagzeuger Peter Erskine aufgenommen wurde sie zum großen Erfolg. Nicht nur auf dem polnischen Markt, sondern auch jenseits des großen Teichs, wo sie auszugsweise in Radiosendern gespielt und in den Branchenzeitschriften kommentiert wurde.

Bronisław Kaper? Kenne ich nicht

Und mit dem genannten Album hätte die Sache abgeschlossen sein können. Wenn es nicht einen anderen Polen in Hollywood geben würde - Bronisław Kaper, von den Amerikanern konsequent Bronislau geschrieben (infolge eines Schreibfehlers eines unfähigen Angestellten). Für nicht Eingeweihte – der Gewinner des ersten polnischen Oskars für die Musik zum Film "Lili", für Kenner – Autor der Jazzstandards wie "On Green Dolphin Street", "Invitation", oder "All God’s Chillun Got Rhytm".

Nicht zu vergessen das wunderschöne Lied "Ninon, ach uśmiechnij się" (Oh lächle doch, Ninon), das von Jan Kiepura popularisiert wurde. – „Nur wenige wissen, dass der berühmte Tenor nicht sein Autor war“ - bemerkt Kuba Stankiewicz und bedauert dabei, dass der Name Kaper in Polen praktisch niemandem - bis auf die Musiker - ein Begriff ist. – „Als die Dokumentarfilmemacherin Anna Ferens einen Film über Kaper drehen wollte, hörte sie von einem der Leiter des polnischen öffentlichen Fernsehsenders Telewizja Polska: "Kaper? Kenne ich nicht. Wir machen keinen Film über jemanden, den wir nicht kennen" – erzählt er. Das Doku über den Komponisten wurde indes jenseits des Ozeans gedreht. – „Es ist sehr vertvoll, denn Kaper sagt dort, er habe alle Jazzstandards von Jerome Kern in Polen gelernt, aus den Noten“ - erklärt Kuba Stankiewicz.

Bronisław Kaper/Fot. mit freundlicher Genehmigung des Polish Music Centers in Los Angeles

Jurist, Komponist, Hollywoodstar

Die Biografie Bronisław Kapers ist voll von unerwarteten Wendepunkten. Er kam 1902 in Warszawa auf die Welt und genoss eine sehr gründliche Ausbildung. Zuerst besuchte er das angesehene Staszic-Gymnasium, dann begann er ein Jurastudium. – „Hauptsächlich, um die Eltern, vor allem den Vater zufrieden zu stellen, denn es war allgemein bekannt, dass Musiker kein richtiger Beruf ist“- verrät Kuba Stankiewicz. Bronisław Kaper schloss das Jurastudium nicht ab, er entschloss sich stattdessen für das Konservatorium in Warszawa, später sollte er sein Studium in Berlin oder Wien fortsetzen. – „Angeblich wurde die Wahl zugunsten Berlins entschieden, weil jemand seinen Eltern gesagt haben soll, dass das Leitungswasser in Berlin viel besser sei“ – setzt der Pianist aus Wroclaw seine Erzählung fort. Vom Leitungswasser war Kaper nicht allzu sehr begeistert, stattdessen entdeckte er in Deutschland die Leidenschaft für den Film und begann die Leinwandmusik zu komponieren. Die Lage änderte sich jedoch mit Hitlers Machtübernahme. Kapers jüdische Herkunft erwies sich als ernsthaftes Problem. 1933 ging er nach Paris und lernte dort einen Menschen kennen, der sich als seine Eintrittskarte zum Hollywood erweisen sollte – den allmächtigen Produzenten Louis B. Mayer, Begründer von Metro-Goldwyn-Mayer. In Hollywood zog er schnell die Aufmerksamkeit auf sich. Schon 1941 erhielt er seine erste Oscarnominierung für die Musik für den Film "Chocolate Soldier" aus dem Jahr 1941. Die Statuette bekam er eine Dekade später, im Jahre 1953 für das Musical "Lili" mit Leslie Caron, die das berühmte Lied "Hi-Lili, Hi-Lo" sang.

- „Am Tag der Oscarverleihung erfuhr er, dass seine Schwester bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam – ein solcher Höhenflug und ein solches Unglück“ - erzählt Kuba Stankiewicz. Seine dritte Oscarnominierung erhielt Bronisław Kaper in den 60er Jahren für den Film "Meuterei auf Bounty" mit Marlon Brando. – „In einem Interview erklärte er, dass er vier verschiedene Endvarianten für den Film komponieren musste, denn am Anfang wusste man noch nicht, ob die von Brando gespielte Figur am Leben bleibt oder nicht und man musste es berücksichtigen“ - sagt Stankiewicz.

Bronisław Kaper am Klavier, an dem er oft komponierte/ Fot. mit freundlicher Genehmigung des Polish Music Centers in Los Angeles

In Hollywood vergaß Kaper nicht seine polnischen Wurzeln, er half seinen Landsleuten. Er unterstützte finanziell Julian Tuwim, als dieser sich in den Staaten aufhielt, betrieb Lobbyarbeit für das "Messer im Wasser" von Roman Polański.

Jazzguru

In die Jazzgeschichte kam Bronisław Kaper dank zweier Filme, an die sich heute kaum noch jemand erinnert. Im ersten - "On Green Dolphin Street" aus dem Jahre 1947 erklang ein Titelstück, das später von allen Jazzmännern gespielt wurde, die etwas auf sich hielten. Aus dem zweiten - "Invitation" von 1952 wurde ein Titelfragment popularisiert. – „Kaper verfügte über interessante harmonische Lösungen, also das, was die Jazzmusiker besonders gern haben, eine Harmonie, die an den Impressionismus anknüpft – an Ravel oder Debussy, die sich aber sehr gut als Basis für Improvisation eignet“- erklärt Kuba Stankiewicz. – Bei allen Jamsessions "On Green Dolphin Street" ist es das Grundgerüst“ – bemerkt der Pianist. Das Hit befindet sich auch auf der Platte, die er in diesem Sommer in Los Angeles mit Darek Oleszkiewicz und Peter Erskine aufnahm, in selber Besetzung, in der bereits das Album mit der Musik von Victor Young entstand. Diesmal haben die Musiker neun Stücke von Bronisław Kaper ausgewählt. Man findet dort u.a. die eigene Fassung von "Ninon", "All God’s Chillun Got Rhytm" , "Take my Love" (aus dem Musical "Glaspantoffelchen"), "Invitation", natürlich das Hit aus "Lili", "On Green Dolphin Street" und ein weitgehend unbekanntes Stück "Blue Lovebirds".

Kuba Stankiewicz ruft mit seinem Album die berühmten Stücke von Bronisław Kaper in Erinnerung/fot. Tomasz Walków

Wir haben nicht nur Chopin

Kuba Stankiewicz freut sich nicht nur über die Aufnahme der großartigen Musik von Kaper, sondern auch, dass seine Person wieder in Erinnerung gerufen wurde. – "Als bei der Eröffnung des Chopin-Wettbewerbs Frau Ministerin Omilanowska sagte, dass Chopins Musik unser nationales Erbe sei, dachte ich mir: "Nicht nur diese Musik, auch die vergessenen Werke von Young oder Kaper". Es ist an der Zeit, sie erneut ins Gedächtnis zu rufen".

  • Das Album Kuba Stankiewicz - The Music of Bronisław Kaper erscheint im März 2016 beim Verlag Warner Music Poland mit der Unterstützung der Autorenverbände ZAiKS und STOART und der Firma Supra Brokers.

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