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  4. Kalambur feiert das 57. Jubiläum!

Das Theater Kalambur wird den 57. Jahrestag seiner Gründung am Samstag, den 21. Juni in der ul. Kuźnicza feiern, jedoch schon ab Montag kann man dort eine Ausstellung besichtigen, die der Geschichte dieses legendären Theaters sowie den 10 Festivals des Offenen Theaters gewidmet ist. Aus diesem Anlass kommen nach Breslau auch die Kalamburer (poln. Kalamburowcy) – Schauspieler und Freunde dieses Theaters aus der ganzen Welt.

Das Studententheater Kalambur entstand im Jahr 1957. Gegründet wurde es von Bogusław Litwiniec (für das Theater hat er sein Physikstudium geschmissen) und Eugeniusz Michaluk. Am Anfang hatte Kalambur noch keine Bühne – gespielt hat man in Kantinen oder Studentenwohnheimen. Schließlich kam das Theater unter das gastfreundliche Dach des Studentenklubs "Pałacyk" in der ul. Kościuszki. Seine Auftritte erzielten die ersten Plätze bei Festivals in Polen und im Ausland.

Zensur mag keine Autoritäten

Schon sein erstes Stück "Beschlagnahme der Sterne" - "Moralität in Form einer Zusammensetzung aus Pantomimeszenen " – wie einer der damaligen Rezensenten schrieb, bekam Probleme mit der Zensur. Den Machthabern gefiel nicht der ursprüngliche Titel " Beschlagnahme der Sternautoritäten", der sich allzu sehr mit dem Kreml und dem roten Stern assoziieren ließ.

- Wir feiern das 57. Jubiläum, denn möglicherweise erleben wir den runden Geburtstag nicht mehr, viel zu viele verlassen uns jetzt schon - sagte Halina Litwiniec.

- Alle wollten zu diesem Theater. Bogusław Litwiniec organisierte Vorsprechen für Schauspieler – erinnert sich Krystyna Kawczak, Schauspielerin am Theater. – Ich bin zu einem solchen gegangen und er ließ mich auf einem Klavier liegen und Poesie singen. Ich dachte, danach kommt noch irgendwas – lachte sie – aber er sagte nur: "Kollegin, Sie sind aufgenommen!".

Kalambur gehörte neben Einrichtungen wie Bim-Bom, STS oder Hybrydy zu den berühmtesten Theatern, nicht nur in Polen sondern auch in Europa.

- Noch bevor das Motto "Breslau Ort der Begegnungen" erfunden wurde, hatten wir schon Begegnungen veranstaltet, die Breslau in der ganzen Welt berühmt machten - betont Krystyna Kawczak.

Stars bei Kalambur

Beim Kalambur gingen viele bekannte Künstler ein und aus – die ersten Schritte ihrer Karriere machte hier die Sängerin Anna German im Stück "Durch die Straßen der Stadt geht meine Liebe" von 1960, Pola Raksa (spielte Marusia in der Serie "Vier Panzersoldaten und ein Hund") trat in einem literarischen Kabarett in Piwnica pod Edulem im Pałacyk auf. Ihr Debüt feierten hier auch Ewa Dałkowska im Stück "Kahlköpfige Sängerin" von 1966 sowie Stanisław Szelc in "Die Schuster" von Witkacy.

- Kalambur war unser Leben, unser Haus, unsere Schule. Hier gründeten wir Familien, hier kamen unsere Kinder zur Welt - sagt Halina Litwiniec, Ehefrau von Bogusław Litwiniec.

- Die heutige Jugend versteht nicht, was in den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts vor sich ging, sie hat auch von unserem Bedürfnis, zusammen zu sein keine Ahnung. Das war etwas Natürliches, auf diesem Boden entstanden die studentischen Theater – erinnert sich Lena Kaletowa, Journalistin und Schauspielerin am Theater. - Kalambur entsprang aus unserer Enttäuschung von der Realität, aber auch aus der Hoffnung. 1956 übernahm Władysław Gomułka die Macht, es begann die Tauwetterperiode, eine ganze Generation des Verbands der Polnischen Jugend (ZMP), von den damaligen Ideen enttäuscht, begann zu erschaffen, zu suchen. Wir waren die Avantgarde, nach uns kamen die Zuschauer der Intellektuellenkreise. Wir trafen auf kein Vakuum, die Studenten strömten zu uns.

- Breslau in dieser Zeit war düster, schmutzig, voll von zerfallenen Häusern – erinnert sich Krystyna Kawczak. – Und plötzlich erscheint hier Litwiniec und schlägt etwas Neues, Anderes vor. Das war kein Theater, das die ideologischen Prinzipien des Systems verwirklichte, es gab keine Stücke über Lenin oder über Arbeiter. Das Regime hat uns geduldet und wie ein soziales Sicherheitsventil behandelt. Bei Kalambur spielten schöne und junge Mädchen, aber es war gar nicht so einfach bei der Truppe zu bleiben, denn Litwiniec war antifeministisch - lacht Krystyna.

Die Kalambur-Familie

Kalambur ist eine große, Dreigenerationenfamilie. Sie besteht aus den Gründern - Großeltern, der mittleren Generation und deren Kindern.

- Kalambur das sind auch die 80er Jahre des letzten Jahrhunderts, vergessen wir das nicht – betont Dorota Sapińska, verantwortlich für die Publikationen von Kalambur. – In dieser Zeit waren wir mit Zensur nicht gerade befreundet, wir kämpften um Papierrationen. In dieser anormalen Zeit bedeutete Kalambur eine normale Welt. Wir lasen viel, tauschten unsere Gedanken aus. Das verband uns, denn es gab weder Handys noch Internet. Wir organisierten Konzerte, es spielten bei uns Maciej Zembaty, Marek Grechuta, Roman Kołakowski. Wir nutzten das Gesetz, das eine Veranstaltung mit 100 Personen als eine geschlossene Gesellschaft einstufte. Oft waren im Café sogar 200 Leute zusammengepfercht!

Zu den Auftritten von Kalamburur konnten Menschen aus ganz Polen anreisen, sogar aus dem Krankenhaus fliehen. – Ich erinnere mich an einen Zuschauer, der zu uns im Pyjama kam. Es war das Jahr 1984, wir spielten ein Stück über Lieder aus Lemberg. Dieser Mensch ist aus dem Krankenhaus weggelaufen, um es zu sehen – erinnert sich Dorota Sapińska.

Das Offene Theater

Theater Kalambur das sind auch die 10 Festivals des Offenen Theaters. Aufgetreten sind dabei Theater aus der ganzen Welt – von Neuseeland, über Asien, beide amerikanischen Kontinente und Europa bis hin zum lappischen Theater aus Island. Bekannte Schöpfer wie z.B. Pina Bausch spielten in Breslau für das Kost und Logis, sprich für einen Gutschein für Mittagessen in der Uni-Mensa und eine Übernachtung im Wohnheim. – Sie nahmen kein Geld, weil wir so wie so kein Geld hatten, um sie zu bezahlen. Sie wollten einfach hinter dem Eisernen Vorhang spielen, an einem so einzigartigen Event wie unser Festival teilnehmen – erinnern sich die Kalamburer. Das letzte Festival fand 1993 statt. Noch im Mai 1994 spielte man die letzte Premiere der "Papierblumen" von Egon Wolff in der Regie von Robert Czechowski, und im Juni wurde die Truppe aufgelöst – nach der Wende konnten sich die Stadtverwaltung und die Veranstaltungsbetriebe Zjednoczone Przedsiębiorstwa Rozrywkowe, denen das Theater unterstellt war, nicht einigen.

Dieses Jahr entstand das Soziale Komitee, zu dem Krystyna Kawczak, Halina Litwiniec und Mira Nikodemska gehören. Die Damen haben beschlossen, Breslau an Kalambur zu erinnern – seine Tradition ins Leben zu rufen und die Verdienste zu ehren. Dank ihnen feiert das legendäre Theater sein 57. Jubiläum.

Dritte Generation

Heute ist vom alten Kalambur das Café Art Cafe Kalambur übrig geblieben, das von einer weiteren – der jüngsten Generation der Kalamburer geleitet wird.

- Ich setzte die Tradition meiner Eltern fort - sagt Michał Litwiniec. – Ich versuche an diesem Ort die ältere und die jüngere Generation zusammenzubringen. Wir haben uns gedacht, dass wir anlässlich des Jubiläums verschiedene Arten der offenen Kunst präsentieren werden.

Am Samstag, den 21. Juni wird die ul. Kuźnicza von den Künstlern eingenommen. Um 11 Uhr beginnt man mit dem Malen eines Kalambur-Murals, und bis 17.30 Uhr treten Straßenkünstler auf.

Unter dem Glasfenster des Cafés Pod Kalamburem spielt um 17.30 Uhr die Dixi Tiger Band. Nach ihrem Auftritt erfolgt die Enthüllung einer Gedenktafel und einer vollplastischen Skulptur, die an die Tätigkeit des Kalambur erinnern sollen. Der Entwurf der Tafel stammt von Hanna Jelonek, die Skulptur von Michał Staszczak.

Nach den Feierlichkeiten ist eine Performance Piano Activities der Kleinen Instrumente und ihrer Gäste geplant. Anschließend im Rahmen des "Kalambur-Liederabends " wird es Gelegenheit geben, bekannte Schauspieler zu hören, die während ihrer schauspielerischen Tätigkeit mit Kalambur in Berührung kamen. Ihr Kommen angekündigt haben Ewa Dałkowska, Krystyna Krotoska, Jolanta Chełmicka, Alicja Baranowska, Tadeusz Drozda, Krzysztof Piasecki, Edward Lubaszenko, Ryszard Wojdyłło. Das Konzert moderiert Jerzy Bielunas.

Der Abend endet mit einem Happening (21.30 Uhr) von Stanisław Wolski und Klinika Lalek und einem Konzert der Gruppe Karbido "Stolik Na Bruku".

- Ich möchte nicht alle Details des Abends verraten, damit die Zuschauer noch einige Überraschungen erleben können - sagt Michał Litwiniec. – Wir laden alle recht herzlich ein – betont er.

Agnieszka Kołodyńska

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