wroclaw.pl strona główna Wrocław – die neuesten Nachrichten aus der Stadt Wrocław DE - strona główna

Infolinie 71 777 7777

4°C Wetter in Wrocław

Luftqualität: gemäßigte

Daten vom 06:20

wroclaw.pl strona główna
  1. wroclaw.pl
  2. Aktuell
  3. Kunst
  4. Jazzentdeckung von Kuba Stankiewicz

Jazzentdeckung von Kuba Stankiewicz

Data publikacji: Autor:

| Aktualisierung:

"Stella by Starlight", "Johnny Guitar" -diese Hits spielt jeder Jazzman, der etwas auf sich hält. Die meisten wissen nicht, dass ihr Autor - Victor Young - polnische Wurzeln hatte und in Warschau studierte und erst später Karriere in Hollywood machte. Breslauer Pianist Kuba Stankiewicz nahm Youngs Musik mit Darkek Oleszkiewicz und Peter Erskine auf.

Kuba Stankiewicz entdeckte außerdem unbekannte Fakten aus der Biografie von Victor Young.

Victor Young oder 22 Oscarnominierungen

Das Album "Kuba Stankiewicz - The Music of Victor Young" ist soeben bei Warner Classics erschienen und sorgt für großes Interesse. Vielleicht lässt es sich auch in den Vereinigten Staaten publizieren, wo in den 40. und 50. Jahren des 20. Jh. Victor Young eine erstaunliche Karriere machte. Er komponierte die Musik für ca. 300 Hollywoodhits wie u.a. für "Rio Grande" oder "Wem die Stunde schlägt". Gleich 22 Mal wurde er für den Oscar nominiert, doch verliehen wurde ihm die Statuette erst posthum für die Musik zum Film "In 80 Tagen um die Welt" im Jahr 1956.

Victor Young/Fot. mit freundlicher Genehmigung von Bobbie Hill Fromberg

Young nicht schlechter als Gershwin

Im Zusammenhang mit dieser Platte sollte man die Amerikaner daran erinnern, dass der im Jahr 1899 in Chicago geborene Victor Young aus einer Familie jüdischer Auswanderer stammte, die aus Polen in die Staaten gekommen war. Interessanterweise absolvierte der talentierte Junge seine musische Ausbildung nicht jenseits des Ozeans, sondern in Polen. Nach dem Tod der Eltern wurde er zu seinen Großeltern geschickt. Ihm könnte nichts Besseres passieren, den das Niveau im Warschauer Konservatorium war sehr hoch (Geigenunterricht nahm der junge Young bei Stanisław Barcewicz und das Komponieren lernte er bei Roman Statkowski). Das angeeignete Wissen resultierte dann in der Entstehung von großartigen Werken, etwa dem in den 40er Jahren verfassten Klavierkonzert. – Es klingt nicht schlechter als die "Rhapsody in Blue" von George Gershwin - Kuba Stankiewicz hat daran keine Zweifel.

Der junge Victor Young, ein genialer Geiger, spielte vor dem letzten Zaren von Russland, Nikolaus II/ Fot. mit freundlicher Genehmigung von Bobbie Hill Fromberg

Ein Star in Hollywood, in Polen unbekannt

Der Breslauer Pianist lernte Victor Young durch seine Musik kennen. Er hatte damals keine Ahnung von der Herkunft des Komponisten. Der Name war mir aus dem Abspann vieler Westerns bekannt und ich dachte, er wäre ein Amerikaner – erzählt der Musiker. Auf die Spur brachte ihn der Krakauer Saxofonspieler Janusz Muniak, als sie zusammen spielten. – Es klang für ihn verdächtig, dass die Melodie für "Beautiful Love" in Amerika geschrieben wurde - gibt Kuba Stankiewicz zu. Die Intuition hat Muniak nicht getäuscht, denn mit Young war eine wahnsinnig interessante, in Polen völlig vergessene Geschichte verbunden. – Es zeigte sich plötzlich, dass wir, die Jazzleute, unser eigenes Erbe nicht kennen – bedauert der Breslauer Pianist. Weder Victor Young, noch Bronisław Kaper, der in den Vereinigten Staaten Hits wie "On Green Dolphin Street" oder "Invitations" komponierte, die sogar Miles Davis spielte - erinnert Stankiewicz.

Auf den Spuren von Victor Young (auch im Internet)

Der Breslauer Künstler suchte weiter. Als er die Informationen über Young durchblätterte, fand er die Nichte des Komponisten - Bobbie Hill Fromberg, die viele Erinnerungsstücke an ihren Onkel besitzt und auch zahlreiche Anekdoten aus seiner Zeit als Hollywoodstar kennt. Die ältere Dame dürfte Kuba Stankiewicz persönlich im Juni dieses Jahres in Los Angeles kennenlernen, während der Aufnahmen mit Darek Oleszkiewicz und Peter Erskine. – Sie lud mich und Darek nach Hause ein, präsentierte mir auch den Flügel, den – wie es sich herausstellte - Victor Young ihren Eltern zur Hochzeit im Jahr 1934 geschenkt hatte – sagt der Pianist. Es gab noch mehr Überraschungen. Im Booklet zum Album publiziert Kuba Stankiewicz die Abbildung des Abschlusszeugnisses von Victor Young aus dem Warschauer Konservatorium von 1918. Das Original war im Besitz von Bobbie Hill Fromberg und als Zeichen ihres Vertrauens schenkte sie es Kuba Stankiewicz. – Ich habe vor, es dem Museum der Geschichte der Polnischen Juden POLIN zu schenken – kündigt der Musiker an.

Kuba Stankiewicz, Peter Erskine und Darek Oleszkiewicz bei Tritone Studio in Los Angeles während der Aufnahmen/fot. Linda Oleszkiewicz

Platte mit Starbesatzung

Die Idee, Werke von Victor Young aufzunehmen, reifte in dem Musiker, der zu den berühmtesten Jazzpianisten Polens zählt, seit Jahren. Er beschloss, sie in einem polnisch-amerikanischen Team zu spielen. Neben Kuba Stankiewicz nahmen bei den Aufnahmen im Tritone Studio von Los Angeles der geniale Kontrabassist Darek Oleszkiewicz, der seit Jahren in den Staaten lebt sowie der berühmte amerikanische Schlagzeuger Peter Erskine teil. – Wir scherzten, dass Victor Young in den USA zur Welt kam und in Polen studierte und bei Darek und mir war es genau umgekehrt – lächelt Kuba Stankiewicz – selbst Absolvent des Berklee College of Music in Boston. Auf die Platte kamen nicht nur die Evergreens von Victor Young wie "Everything I Do", "Stella by Starlight", "Johnny Guitar" und "Beautiful Love", sondern auch das wunderschöne Präludium Youngs Warschauer Professors Roman Statkowski sowie das Weihnachtslied "It’s Christmas Time Again", arrangiert von Victor Young und gesungen von Peggy Lee (bekannt u.a. durch den Hit "Fever"). Die Effekte werden nicht nur die Jazzfans begeistern, sondern auch alle, die schön und mit hoher Sensibilität gespielte Musik lieben.

Vorerst plant Kuba Stankiewicz noch keine kommerzielle Nutzung der Platte. – Ich möchte, dass dank diesem Album wenigstens die Jazzwelt erfährt, dass eine so bedeutende Persönlichkeit wie Victor Young polnische Wurzeln und Ausbildung hat – überzeugt er.

PS Ende November ließ der Radiomoderator Larry Appelbaum in seinem Programm "Sound of Surprise", des Washingtoner Senders WPFW-FM den "Beautiful Love" aus der neuen Platte von Kuba Stankiewicz spielen. Einige Minuten früher spielte er ein Werk von Keith Jarrett, der Breslauer Pianist war also in bester Gesellschaft.

Magdalena Talik

Bleiben Sie auf dem Laufenden mit Wrocław!

Klicken Sie auf „beobachten”, um zu wissen, was in Wrocław los ist. Die interessantesten Nachrichten aus www.wroclaw.pl finden Sie bei Google News!