Musiker, die altpolnische Speisen zubereiten, eine Party wie im 18. Jahrhundert, oder ein Abend bei Wein, Vorspeisen und mit englischer Barockmusik. Das ist kein kulturelles Angebot eines Restaurants für die Sommersaison, sondern Vorschläge des diesjährigen Festivals Forum Musicum. Großartig – sagen wir und bereiten uns in den Tagen 16.-24. August auf ein echtes Festmahl vor.
Musik und Tafelgenüsse
Das Sommerfestival war schon immer kein Standartmodell. Einige Konzerte der ersten Editionen wurden z.B. in Treppenhäusern von schönen Breslauer Bürgerhäusern veranstaltet, was damals als besonders innovativ galt. Diesmal besuchen wir die Abende mit der alten Musik im Ossolineum, im Rathaus (also in ehrwürdigeren Räumlichkeiten) sowie in Mleczarnia (dort wiederum eher in familiärer Atmosphäre). Tomasz Dobrzański, künstlerischer Chef des Festivals und Gründer der Gruppe Ars Cantus hat diesmal nicht nur an die geistigen Genüsse gedacht, sondern auch an die leiblichen, also an die Freuden der Tafel. In Polen wird Musik, die ein Festmahl begleitet, meistens – sehr zu unrecht – als das „Spielen zum Kotelett" (poln. granie do kotleta) bezeichnet. Im Lateinischen ist es die edle Musica per tabula (dieses Motto begleitet das Forum Musicum im August), auf Deutsch etablierte sich der Terminus Tafelmusik, im Französischen wiederum Musique de table. Und diese Namen bedeuteten mitnichten eine schlechtere Qualität der Stücke oder deren Aufführung. Man sollte nur erwähnen, dass der Barockmeister Georg Philip Telemann seine bekannte Sammlung der Tafelmusik in einem Stil verfasst hat, der bis heute von den Forschern bewundert wird.
Jacek Kowalski spielt und kocht
Wen hören wir und was probieren wir im August beim Forum Musicum? Es gibt Medieval Banquet (16. August), das heißt ein mittelalterlicher Festrahmen in der Interpretation der Schweizer Gruppe Les haultz et les bass. Wie sich die englischen Gentlemen ihre Freizeit gestalteten und welche Musik sie hörten, erfahren wir am 17. August während des Auftritts von drei Musikern – Flötisten Marek Nahajowski und Paweł Iwaszkiewicz sowie Gambisten Mateusz Kowalski, und natürlich beim Wein und Vorspeisen. Was entzückte das Publikum an der frischen Luft im 18. und 19. Jahrhundert? Zum Beispiel Blasorchester, und für den 21. August hat Lotztrio seinen Auftritt angekündigt. Ein Festmahl erwartet uns – die Besucher - anlässlich des Konzerts von Jacek Kowalski, der am 22. August in Mleczarnia zusammen mit seiner Band - Klub Świętego Ludwika nicht nur altpolnische Musik spielt und erzählt, wie man früher in der polnischen Res Publica zu speisen pflegte, sondern bereitet noch ein Gericht vor, von dem auch die Musikfans kosten können.
Die Musiker des Duo Sirocco aus Belgien wiederum werden am 23. August versuchen, die Wiener Lebensart des 19. Jahrhunderts wiederzubeleben. Interessanterweise spielen sie Tischklavier und Csakan (eine spezielle Variante der Flöte) – es ist eine große Attraktion für diejenigen, die noch nie diese Instrumente im "Gebrauch" gesehen haben.
Das Grand finale bildet das musikalische Festmahl im Rathaus. Vorbereitet wird es für den 24. August von den Breslauer Musikern von Ars Cantus, zum Programm gehört Musik für verschiedene Anlässe aus dem alten Breslau unter dem edlen Titel Serenissima Wratislavia.
Alle Konzerte beginnen um 20.00 Uhr. Die Tickets kosten 20 PLN und 10 PLN.
Magdalena Talik