Im Frühjahr und Sommer soll man nach Twardogóra (deutsch Festenberg, ca. 50 km von Breslau entfernt) und in dessen Gegend am besten mit dem Fahrrad fahren. Damit kann man praktisch jede Ecke der Gemeinde erreichen. Touristisch erkunden lässt sie sich eigentlich problemlos auch zu Fuß, nach vorheriger Anreise mit der Bahn oder mit dem Auto, obwohl sich kaum verbergen lässt, dass die Autofahrer vom Zustand dortiger Straßen nicht immer begeistert sind...
Twardogóra erinnert sich noch an die Herrschaft der ersten Piasten, damals erlebte die Ortschaft ihre Blüte als Marktsiedlung an der Handelsstraße zwischen Breslau und Posen. Der Name der Siedlung (das Stadtrecht erhielt sie im Jahr 1293 von Herzog Heinrich III von Glogau) lässt sich der Legende nach auf den Einfall der Tataren in Schlesien von 1241 zurückführen. Die örtliche Bevölkerung hat den Angreifern nämlich einen wirklich „festen“ Widerstand geleistet. Ursprünglich als Twarda Góra bezeichnet (während der preußischen Herrschaft Festenberg), erhielt sie offiziell am 12. November 1946 den Namen Twardogóra.
Marktplatz in Twardogóra
Fast jede Ortschaft der Gemeinde Twardogóra (insgesamt 12 914 Einwohner nach offiziellen Daten vom Ende des letzten Jahres) ist von Wäldern umgeben, man darf sich deshalb nicht wundern, dass viele von ihnen Namen tragen, die mit Wald verbunden sind – z.B. Dąbrowa ( dt. Dombrowe; 1936–1945 Eichenhain), Bukowinka (dt. Buckowintke), Grabowno (dt. Graben). Sie liegt im Kreis Oleśnica (dt. Oels), umgeben von gleichnamigem Gebirge, einem Teil der Trebnitzer Höhen (bzw. des Katzengebirges), die von zahlreichen Bächen, Findlingen, Hügeln und Tälern bereichert werden. Ein derart differenziert geformtes Gelände finden wir beispielsweise zwischen Gola Wielka und Chełstow.
Zu Fuß und mit dem Fahrrad
lässt sich die Gegend um Twardogóra mithilfe festgelegter Wanderwege erkunden. Für die Wanderer besonders geeignet sind der blaue (Grabowno Wielkie, Bahnhof) - Grabowno Małe - Leśne Domy - Twardogóra - Wesółka - Goszcz - Domasławice - Poręby - Możdżanów - Milicz) und der gelbe Wanderweg (Twardogóra Bahnhof - Sądrożyce - Chełstów - Most Piecha - Moszyce - Twardogóra Bahnhof).
Mit dem Fahrrad gelingt der Ausflug am besten auf dem: roten Weg (Twardogóra, Bahnhof - Trzy Chałupy - Olszówka - Kuźnia Goszczańska - Nowa Wieś Goszczańska - Świniary - Drągów - Goszcz - Troska - Gola Wielka - Chełstów - Drogoszowice - Kolonia Sosnówka - Sosnówka - Sądrożyce - Twardogóra), auf dem grünen (Twardogóra - Moszyce - Gola Wielka - Goszcz - Szczodrak - Wesółka - Twardogóra), dem blauen (Krone der Katzengebirge – auf dem Abschnitt der Gemeinde Twardogóra) und auf der Route der Storchennester (nicht ausgeschildert). Genaue Beschreibung der Wanderwege und ihre Karten finden Sie hier.
Der rote Weg zum Beispiel, dessen Strecke eine Schleife um Twardogóra bildet, verläuft meistens auf Wald- und Feldwegen, teilweise über ein stark hügeliges Gelände der Gebirgslandschaft um Twardogóra, während der grüne Wanderweg die interessantesten Sehenswürdigkeiten umfasst.
Spazierweg am Fluss Skorynia
Interessante Punkte
Tja, was können wir eigentlich während unseres Ausflugs durch die Gemeinde besichtigen? In Twardogóra auf jeden Fall: den Marktplatz mit asymmetrisch angelegtem Rathaus und Häusern aus dem 18. und 19. Jh., im Jahr 2008 erneuert; das Barockschloss, ehemaligen Sitz der Besitzer der Güter von Twardogóra und Goszcz, der auf Fundamenten einer Feste aus dem 15. Jh. entstand. Das Schloss umgibt ein Park mit historischem Einfahrtstor, auf dem Wanderweg ist eine Herkules-Statue zu sehen; die Basilika Minor, d.h. die Pfarrkirche der Maria-Hilf, erbaut in den Jahren 1874-1876 aus Backstein auf Grundmauern eines älteren Bauwerks, sowie die Kirche der hl. Dreifaltigkeit, ein Fachwerkbau, vor einigen Jahren restauriert, der heute für kleinere Kulturveranstaltungen verwendet wird (sie ist auch der "Gewinner" eines vom Ministerium für Kultur und Nationales Erbe veranstalteten Wettbewerbs "Gepflegtes Denkmal").
das Barockschloss in Twardogóra
In Goszcz sollte man den Schloss- und Parkkomplex, bzw. dessen Reste besichtigen, der in die nationale Denkmalliste der Gruppe 1 eingetragen worden ist. Das erste Schloss wurde in den Jahren 1730-1740 an der Stelle einer Burg aus dem 12. Jh. errichtet, es wurde jedoch von einem Brand zerstört. In den Jahren 1749-1755 entstand ein neues Schlossgebäude, das bis Januar 1945 der Familie Reichenbach gehörte. Anschließend wurde es durch die sowjetischen Truppen besetzt, später der lokalen polnischen Verwaltung überlassen. Am Heiligabend im Jahr 1947 brannte das Schloss aus.
Besonders malerisch ist die Holzkirche St. Egidius in Chełstów, erbaut nach 1666 am Standort einer älteren aus dem 16. Jh., mit Schindeldach und kostbaren bemalten Holzskulpturen, die um 1400 datiert werden.
Schlossruine in Goszcz
In Grabowno Małe wiederum findet man die Kirche Heilig-Kreuz-Erhöhung, eine der wenigen Holzkirchen in Niederschlesien mit gotischen Zügen, die im Jahr 1655 erbaut wurde. Die Inneneinrichtung im Neurenaissancestil stammt aus dem 19. Jh., der hölzerne Hauptaltar ist neugotisch.
Zu den Besonderheiten zählt außerdem die Privatsammlung von Fragmenten der Berliner Mauer, die in Sosnówka von Ludwik Wasecki, einem Arzt und Kunstsammler aufbewahrt wird.
Berliner Mauer in SosnówkaQuelle: Wratislaviae Amici dolny-slask.org.pl
Über Umwelt, Sport und Erholung
Die Gemeinde Twardogóra schneidet sich mit ihrem nördlichen Teil in den Landschaftspark des Bartschbruches ein, auf ihrem Gebiet befinden sich außerdem das Moorgebiet bei Grabowno Wielkie, das Naturschutzgebiet in der Gegend von Gola Wielka sowie ökologische Landwirtschaft "Leśne stawki" bei Goszcz.
Die Festenberger Hügel haben sich im Einzugsgebiet der Oder und ihrer Nebenflüsse Bartsch und Weide ausgebreitet. In Twardogóra wiederum "regiert" der Fluss Skorynia. Im Bartschbruch begegnet man fast bei jedem Schritt irgendeinem Teich – insbesondere in der Gegend von Droździęcin (Grabek, Drozd Mały, Drozd Duży, Pelagia, Amalia und Zakrzewo), in jedem von ihnen gibt es jede Menge Karpfen. Sie gehört nämlich zu den "Gütern" der Teiche von Milicz. Die dichten Wälder im Bereich der Gemeinde sind außerdem ein Paradies für Pilz- und Heidelbeerensammler.
Gemeinde Twardogóra – Ansicht aus der Luft
Innerhalb der relativ kleinen Gemeinde gibt es auch ganz schön viele Möglichkeiten, sich sportlich zu betätigen. Das hiesige Gemeindezentrum für Sport und Erholung verfügt nämlich das ganze Jahr über umfangreiches Angebot an festen Kursen wie etwa Aerobic, Yoga oder Nordic Walking. Interessierte können außerdem ihre Kräfte in Orientierungsmärschen, Straßenläufen, Volleyball-Wettbewerben, Hallenfußball oder auch Ratrennen unter Beweis stellen. Es gibt eine Skaterbahn, eine Tartanbahn, Tennisplätze, Fitnessräume, Schießstände sowie Trimm-Dich-Pfade. Zur Sportinfrastruktur gehören außerdem das städtische Stadion, multifunktionale Sportplätze, Sport- und Veranstaltungshalle, Freibad und Eisstadion. Denjenigen, die sich für kurze Zeit individuell erholen möchten, stehen Verleihstellen für Fahrräder, Kajaks oder Tretboote zur Verfügung. Größere, organisierte Gruppen wiederum können auch das aktive Freizeitangebot des Kletterparks oder der Sportplätze des Campus Domasławice in Anspruch nehmen.
Unter den Sportobjekten der Gemeinde gibt es auch Tennisplätze
Twardogóra bietet zwar jede Menge Sport, manchmal tanzt und singt die Stadt auch gerne. Jedes Jahr im Juni, während des Stadtfestes Dni Twardogóry (die nächste Veranstaltung am 7-8.06) treten hier viele bekannte und beliebte polnische Künstler auf (bisher u.a. Kazik, Bracia, Golec Orkiestra, Leszcze). Beliebt sind auch die Freilichtveranstaltungen (Picknicks) in verschiedenen Orten, Festival der Blasmusik oder Familientanzwettbewerbe (die nächste Veranstaltung dieses Zyklus am 14. Juni).
MaWi
Fotos: pl.twardogora.pl