Rankovs Buch wurde bereits von Lesern ausgezeichnet, die für ihn im Internet gestimmt und auf diese Weise zum ersten Mal in der Geschichte des Angelus den Natalia-Gorbaniewska-Preis verliehen haben (Ehrenurkunde und Grafik von Stanisław Tyszkiewicz).
Der Schriftsteller und sein Übersetzer tauschten bei der Preisverleihung ihre Rollen. Für die Auszeichnung bedankte sich zuerst der Übersetzer, indem er die Worte des Schriftstellers quasi vorwegnahm. – Es haben im Internet so viele für mein Buch gestimmt, dass ich nun hoffe, dass sie etwas Zeit finden würden, um mein Buch wirklich zu lesen – scherzte Pavol Rankov.
Die Jury traf sich zum ersten Mal unter dem Vorsitz von Mykola Rjabtschuk, ukrainischem Literaturkritiker, Essayisten und Publizisten, der das Amt des Vorsitzenden nach dem Tod seiner Vorgängerin übernommen hatte.
- Als Neophyt in dieser Branche und in diesem Gremium habe ich erst heute verstanden, wie schwer ist es, das allerbeste Buch zu bestimmen – sagte Mykola Rjabtschuk. – Es war für uns relativ einfach, die ersten vierzehn zu finden, mit den sieben fürs Halbfinale war es schon schwieriger und im Finale war es schon richtig problematisch. Wir haben drei Mal gestimmt und obwohl alle Schriftsteller wie „bei einem Fußballteam alle die besten waren", mussten wir den Einzigen und Allerbesten finden. Ich kam mir vor wie beim Elfmeterschießen nach Unentschieden beim Endspiel. Die Jury besteht aus neun Personen – bei der letzten Abstimmung stand es 4:4 und die letzte Karte war eben Pavol Rankov - sagte Rjabtschuk.
- Wir waren darauf einfach nicht vorbereitet - meinte Tomasz Grabiński als er mit dem Preisträger des Angelus 2014 Pavol Rankov die Bühne von Capitol betrat, um den Preis in Empfang zu nehmen.
- Es ist für mich eine riesige Überraschung, ein Schock. Wir haben mit Herrn Übersetzer für diesen Fall gar nichts vorbereitet - bestätigte Pavol Rankov. – Ich werde meine Danksagung fortsetzen, denn bei meinem vorherigen Auftritt habe ich vergessen, mich bei den Jurymitgliedern zu bedanken, denn dank ihnen stehe ich hier mit vollen Händen. Es ist mir lieber, sich in schriftlicher Form zu äußern als mündlich. Ich möchte nämlich nichts sagen, wofür ich mich später schämen müsste. Ich wünsche diesem Preis in den kommenden Jahren viele gute Bücher. Vielleicht treffen wir uns irgendwann mal wieder in Breslau – fügte Rankov hinzu.
Pavol Rankow (Jahrgang 1964) ist slowakischer Schriftsteller. Er arbeitet als Dozent an der Comenius-Universität in Bratislava. Seine Werke werden in viele Sprachen übersetzt. Rankov ist Autor von drei Essaysammlungen: "S odstupom času" (Mit zeitlichem Abstand, 1995); "My a oni / Oni a my" (Wir und sie / Sie und wir, 2001); "V tesnej blízkosti" (In unmittelbarer Nähe, 2004). Ihre polnische Auswahl erschien im Jahr 2011 unter dem Titel "Bratysława jest mała" (dt. Bratislava ist klein). 1995 erhielt der den prominenten Ivan-Krasko-Preis für slowakische Nachwuchsautoren. Rankovs historisches Roman "Es geschah am ersten September (oder ein andermal)" erhielt 2009 den Europäischen Literaturpreis sowie einige bekannte slowakische Auszeichnungen (u.a. Preis der Leser der Tageszeitung "SME", Preis der Stiftung der Bank Tatra). Das Slowakische Nationaltheater bereitete ein Stück nach dem Roman vor. Im Jahr 2011 erschien sein neustes Roman "Matky" (Mütter).
"Es geschah am ersten September (oder ein andermal)" ist die Geschichte der Rivalität unter drei Freunden, die im Jahr 1938 in einem Schwimmbad in Levice beginnt. Drei Teenager - ein Ungar, ein Tscheche und ein Jude – veranstalten einen privaten Schwimmwettkampf. Dem Sieger soll die Ehre zukommen, der schönen gleichaltrigen Marie den Hof machen zu dürfen. Peter, Jan und Gabriel wissen allerdings nicht, dass ihr Wettkampf die nächsten 30 Jahre dauern soll. Die Jugendliebe verändert das Leben aller vier Menschen. Die Faszination für eine Frau wird weder durch den Krieg, noch durch die zwei ersten Jahrzehnte der kommunistischen Herrschaft in der Tschechoslowakei unterbrochen, obwohl die Geschichte und Politik ihre Freundschaft auf eine schwere Probe stellen werden. In die Schicksale der Protagonisten sind humorvolle Episoden eingeflochten, die zu Gastauftritten der historischen Persönlichkeiten wie Miklós Horthy, Jozef Tiso, Klement Gottwald oder Iwan Koniew werden.
Der Roman" Es geschah am ersten September (oder ein andermal) " erscheinen beim Verlag Książkowe Klimaty konnte sich im Wettbewerbsfinale gegen sechs andere für den Angelus nominierte Bücher behaupten: "Zeit der Frauen" Jelena Tschischowa, " Die Liebenkraft-Krankheit " Oleksandr Irwanez, "Der Unfall" Ismail Kadare, "Ostatnie rozdanie/dt. Letzes Austeilen" Wiesław Myśliwski, " Mach mal Feuer, Kleine " Martin Šmaus sowie " Die Teufelswerkstatt " Jachym Topol.
Der Angeluspreis besteht aus einem Scheck über 150 Tsd. PLN sowie der Statuette der Breslauer Bildhauerin Ewa Rossano. Seit der vierten Folge wird auch der Übersetzer des preisgekrönten Buches gewürdigt, mit einem Preisgeld in Höhe von 20. Tsd. PLN, gestiftet von der Staatlichen Angelus-Silesius- Berufsfachschule aus Wałbrzych. Sollte ein polnischer Schriftsteller den Angeluspreis erhalten, wählt die Jury den besten Übersetzer eines fremdsprachigen Buches.
Die Mitglieder der Jury sind: Mykola Rjabtschuk, Andrzej Zawada, Stanisław Bereś, Piotr Kępiński, Ryszard Krynicki, Tomasz Łubieński, Krzysztof Masłoń, Justyna Sobolewska, Mirosław Spychalski.
In den letzten Jahren erhielten den Angeluspreis folgende Schriftsteller: Miljenko Jergović, Swietłana Aleksijewicz, Gyorgy Spiro, Josef Skvorecky, Peter Esterhazy, Martin Pollack, Jurij Andruchowycz.
Agnieszka Kołodyńska