Letzte Woche besuchte Wrocław Bertrand Morisset, Kommissar der Pariser Buchmesse Salon du livre de Paris und Ideengeber des Projekts, dass man im Rahmen der Veranstaltung nicht nur Länder sondern auch Städte – als Ehrengäste einlädt. In den letzten Jahren waren es u.a. Moskau, Barcelona oder Shanghai. Zwischen 19. und 23. März werden es Wrocław und Kraków.
Bertrand Morisset, Generalkommissar der Pariser Messe besuchte Wrocław / fot. Grzegorz Maryniec
Zwei Städte – zwei Hauptstädte der polnischen Literatur
"Eingeladen wurden zwei Städte, die unseren französischen Partnern zufolge am besten das repräsentieren, was in der polnischen Literatur am kostbarsten ist,"– betont Irek Grin, Kurator der Europäischen Kulturhauptstadt 2016 für Literatur. "Das ist umso praktischer, weil sich die meisten literarischen Aktivitäten Polens auf Wrocław und Kraków konzentrieren, ohne unserer Hauptstadt zu nahe zu treten," bemerkt Irek Grin. "Gemeinsam sind wir stark," schließt sich Bertrand Morisset, Kommissar der Pariser Buchmesse an. Der französischen Seite gefällt die Idee der Städtevereinigung im Namen der Werbung für Kultur und Schriftsteller. Deshalb werden Wrocław und Kraków auf der Messe ihr Angebot auf einem Stand im Zentrum des Pavillons Paris Expo Porte de Versailles vorstellen.
Wie sieht der polnische Arbeitsplan aus
Das Angebot für die Besucher soll sehr umfangreich sein. "Es geht uns darum, dass die Leser in diesem Bereich Bücher aller Gattungen finden - Comics, Schöne Literatur, Alben, Kinderbücher," – zählt Bertrand Morisset auf und fügt hinzu, dass die Bücher in französischer und polnischer Sprache erhältlich sein sollen. "Sogar 40 Prozent der auf dem Stand der eingeladenen Stadt verkauften Bücher sind Bücher in der Originalsprache," überzeugt der Messekommissar. Er warnt auch, dass die 21 polnischen Schriftsteller, die mit Wrocław und Kraków in Verbindung stehen, keine Zeit haben werden, um den Louvre oder den Eiffelturm zu besuchen. "Ihre Terminkalender werden mit Treffen mit dem Publikum und Interviews für französische Medien voll sein," kündigt der Kommissar an. All das, um so viele Bücher wie möglich zu verkaufen, sowie weitere Übersetzungen ins Französische zu sichern, das immer noch neben Englisch und Spanisch eine wichtige Position auf dem europäischen Verlagsmarkt darstellt.
Barcelona als Vorbild für unsere Städte
Irek Grin macht kein Geheimnis daraus, dass sich Wrocław und Kraków an Barcelona, dem letzten Ehrengast der Pariser Buchmesse orientieren werden. "Selbst eine so starke Kultur hat davon werbetechnisch profitiert," überzeugt er. Ähnlich kann es mit unserer Literatur sein. "Wir wissen schon, dass die Debüts der polnischen Autoren in Frankreich schneller vorangetrieben wurden, es hätte sie nicht gegeben, wenn es die Pariser Buchmesse nicht gäbe," freut sich der Kurator für Literatur der Europäischen Kulturhauptstadt 2016. Zu diesen Debüts gehört auch das Buch von Krzysztof Varga. "Wenn wir noch vor dem Projekt richtige Ziele erreichen können, dann ist es für uns das Wichtigste," sagt er.
Polnische Stars der Pariser Buchmesse
Wen können die französischen Leser beim diesjährigen Salon du livre de Paris lesen und hören? In die französische Hauptstadt fahren 21 Autoren. Das sind die mit Wrocław in Verbindung stehenden - Lidia Amejko, Joanna Bator, Norman Davies, Ludwik Flaszen, Urszula Kozioł, Marek Krajewski, Olga Tokarczuk. Sowie u.a. Marek Bieńczyk, Artur Domosławski, Ryszard Krynicki, Ewa Lipska, Zygmunt Miłoszewski, Grzegorz Rosiński, Mariusz Szczygieł, Wojciech Tochman, wie auch der bereits genannte Krzysztof Varga.
"Die polnische Literatur wird immer noch nicht oft genug ins Französische übersetzt," meint Bertrand Morisset. "Polen ist jedoch seit sehr vielen Jahren auf der Messe präsent und hat jetzt die Chance ihren Anteil an Übersetzungen zu vergrößern," fügt der Kommissar hinzu und versichert, dass nach dem Salon du livre de Paris die Anzahl der Übersetzungen und das Interesse der Besucher deutlich größer werden. "Es ging uns darum, auf der Messe Autoren vorzustellen, die schon ins Französische übersetzt wurden und gemeinsam mit den Franzosen ein Programm der Fachtreffen vorbereiten, die für beide Seiten von Interesse sind," gibt Agnieszka Rasińska-Bóbr vom Buchinstitut (Instytut Książki) hinzu, das neben dem Ministerium für Kultur und Nationales Erbe (Ministerstwo Kultury i Dziedzictwa Narodowego), dem Büro der Europäischen Kulturhauptstadt 2016 und dem Festivalbüro Kraków (Krakowskie Biuro Festiwalowe) zu den Veranstaltern der polnischen Präsentation gehört.
Die Pariser Buchmesse – die Tradition verpflichtet
Es gibt sie seit 1981 und sie ist nicht so groß, wie die Messe in Frankfurt (obwohl die Fläche von 55 Tausend Quadratmeter eindrucksvoll ist), doch sorgen die Besucherzahlen für Aufsehen. Innerhalb von einigen Tagen sind es sogar 200 Tausend Menschen, darunter sogar 30 Tausend Fachbesucher. "Wir sind eine Bühne, die dem Markt Raum bietet, denn die Bücher sind nicht nur die Freude am Lesen, sondern auch die Marktaspekte und die Branche wird sowohl durch die französischen Profis als auch durch ausländische Verleger repräsentiert," zählt Bertrand Morisset auf. Dieses Jahr präsentieren sich auf der Messe 52 ausländische Aussteller. Unter ihnen Wrocław und Kraków als die polnische Vertretung.