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"Schule der Hofnarren", oder woher die Grausamkeit kommt

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- Ich suche nach der Genese und den Quellen der Grausamkeit an den Ursprüngen, etwa in den Spielen der Kinder. Sie wurden zur Grundlage für dieses Stück - sagt Zbigniew Szymczyk, Regisseur der "Schule der Hofnarren" im Breslauer Henryk- Tomaszewski- Theater der Pantomime. Premiere am 10. Oktober auf der Bühne im Świebodzki.

Agnieszka Kołodyńska: Wie übersetzen Sie das Drama von Michel de Ghelderode in die Sprache der Pantomime?

Zbigniew Szymczyk: Je mehr ich mich in den Inhalt der "Schule der Hofnarren" von Michel de Ghelderode vertieft habe, desto weniger wollte ich sie machen. (lacht) Ich distanzierte mich immer mehr vom Inhalt dieses Stücks, überlegte allerdings gleichzeitig, wie man es modernisieren kann. Im Original spielt sich die Handlung vor etwa 500 Jahren im Kreuzgang eines Klosters ab, ich war mir jedoch nicht ganz sicher, ob sich heute noch jemand für die Geschichte eines Hofnarren interessieren würde.

Was interessiert Sie am meisten in der Figur des Narren?

- Ich ging davon aus, die einzig wesentliche und sehr wichtige Sache in diesem Drama seien die letzten Worte, die Folial zu seinen Schülern schreit. Es ist ein Geheimnis, das er ihnen auf dem Sterbebett verkauft. Er sagt, das wichtigste im Handeln eines Narren sei die Grausamkeit. Mir stand bei dieser Figur im Drama von Ghelderode eine riesige Sammlung an Worten zur Verfügung und ich wählte daraus nur das eine Wort. Ich begann nach verschiedenen Bezügen und Geschichten zu suchen, die mit Grausamkeit in Verbindung stehen.

In welcher Hinsicht?

- Schon allein die Gegenwart hat mir zahlreiche Beispiele geliefert. Wie grausam handelte doch der russische Präsident, als er den berühmten weißen Hilfsgüterkonvoi in die Ukraine schickte. Er versetzte die ganze Welt in Aufregung und im Grunde genommen war dies eine närrische Handlung, denn dieser Konvoi hatte ein völlig anderes Ziel.

Wir untersuchen in diesem Stück auch die Grausamkeit der Natur gegenüber den Menschen. Als ein Zeichen dieser Grausamkeit gilt meiner Meinung nach das Erscheinen des Wesens einer Frau im Körper eines Mannes und umgekehrt. Wir sprechen auch über die Grausamkeit der Menschen gegeneinander, über Grausamkeit des Systems.

Die Grausamkeit verfolgt uns bei jedem Schritt?

- Die Grundlage für das Handeln der Clowns oder Narren ist eben die Grausamkeit. Wenn sie ihre Clownnase nicht hätten, würde man sie zu Duellen anfordern oder vors Gericht bringen, da sie ihre Mitmenschen so verspotten und unethisch behandeln. Die Clownnase ist eine Art Entschuldigung.

Der Narr darf mehr?

- Ich glaube, dass es beim Handeln eines Narren keine Grenzen gibt. Alles hängt davon ab, wie viel derjenige, der zum Gegenstand dieses Spotts wird, erlaubt.

Ghelderode war von den Gemälden Hieronymus Bosch und Breughel fasziniert. Werden wir diese Inspiration auch in der Inszenierung des Theaters der Pantomime sehen?

- Ich habe es völlig weggelassen, denn diese Richtung wählen die meisten Theaterregisseure, die sich mit "Schule der Hofnarren" beschäftigen. Sie konzentrieren sich auf den Grausamkeiten des Krieges oder auf den schrecklichen Figuren aus Bosch’ Gemälden. Ich wollte das nicht tun, denn wir leben hier und jetzt. Ich wollte mich mit dem beschäftigen, was uns umgibt. Ich suche nach der Genese und den Quellen der Grausamkeit an den Ursprüngen, etwa in den Spielen der Kinder. Sie wurden zur Grundlage für dieses Stück. Wir suchen nach den Quellen der Konflikte auf der Welt und diese entstehen doch aus simplen Geschichten.

Damit verbunden ist auch das Projekt, Fotos aus der Kindheit zu sammeln, das die Premiere der "Schule der Hofnarren" begleitet?

- Genau. Ich habe Fotos aus dem Anfang des letzten Jahrhunderts, auf denen die Menschen "den Tod" spielen. Das war für mich der Ausgangspunkt, um über die Bedeutung des Todes in unserer Zeit nachzudenken. Es genügt, die TV-Nachrichten einzuschalten, um Zeuge eines Todesfalls zu werden: jemand kam bei einem Autounfall um, ein anderer ertrank. Die Medien sorgen damit für Aufmerksamkeit, allerdings auf eine Weise, dass wir diese Todesfälle als den natürlichen Lauf der Dinge hinnehmen. Dies macht uns gefühllos, wir empfinden den Tod als Attraktion, Bereicherung. Es gibt Computerspiele, in denen wir mehrere Leben haben. Es wird uns nicht mehr bewusst, dass etwas unumkehrbar zu Ende geht. Den Tod schieben wir ab, wir stellen ihn in den Hintergrund. Auch das habe ich in das Stück aufgenommen – oft ist eine Lappalie der Grund dafür, dass ein Ereignis mit dem Tod endet.

Wir werden die "Schule der Hofnarren" mit einem lachenden und einem weinenden Auge betrachten?

- Es wird eher ein schwarzer Humor. Es macht mir ein bisschen Spaß, ich bin jedoch weit davon entfernt, durch Brutalität begeistern zu wollen. Ich möchte nicht den Inhalt des Stücks erzählen, jedoch das tragische Thema, das im Drama präsent war, soll weiterhin bewegen und quälen. Folial wird hier zu einem Modeschöpfer, gespielt wird er von Anna Nabiałkowska. Die Frau spielt einen Mann, sucht die Antwort auf die Frage, wer sie ist. Am Ende bricht sie die Ketten, die sie einschränken und findet die Freiheit, indem sie offenbart, dass sie eine Frau sei. Das ist also die Albernheit des Lebens.

Das Gespräch führte Agnieszka Kołodyńska

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