Ein Detektiv auf der Spur von Spitze und Tüll
Geduld zählt sich aus. Diese Tugend erwies sich auch als Vorteil für vier Kostümbildnerinnen (Maria Duffek, Barbarza Drozdowska, Teresa Piwońska, Anna Weber) und zwei Garderobenfrauen (Teresa Tutak und Halina Matusiak), die in den letzten Jahren damit beschäftigt waren, die einzigartigen Kostüme in perfekten Zustand zu bringen. Das heißt, solchen, den wir aus der Leinwand kennen. Maria Duffek, die Chefin des Teams gibt zu, dass man bei dieser Arbeit detektivische Fähigkeiten benötigt. Zuerst die Archive durchsuchen, die Originalentwürfe finden, feststellen, für welche Figur sie angefertigt wurden. – „Das ist nicht immer so selbstverständlich, denn für große Produktionen, wie etwa für die "Handschrift von Saragossa" wurden für die Hauptdarsteller sehr viele Kostüme angefertigt, getragen wurden nur einige davon“- erklärt Maria Duffek. Die anderen wurden umgearbeitet, einen Teil trugen schließlich Nebendarsteller, oder Schauspieler, die in kurzen Szenen spielten. – „Auf den Entwürfen findet man immer Informationen, also die ausführliche Beschreibung der für das jeweilige Kostüm benötigten Stoffe, oft zeichnet der Kostümbildner zusätzlich das Gesicht des Schauspielers“ – fügt Maria Duffek hinzu.
Von Originalentwürfen des Zentrum für Audiovisuelle Technologien (CeTA) konnte man diejenigen finden, die Magdalena Tesławska für den Film "Der silberne Planet" von Andrzej Żuławski geschaffen hatte. Es gibt aber auch die märchenhaft schönen und eleganten Trachten aus "Handschrift von Saragossa" von Wojciech Jerzy Has, entworfen von Lidia und Jerzy Skarżyński, dem legendären Bühnen- und Kostümbildnerpaar. Außerdem die stilvollen Kostüme von Barbara Ptak aus den Filmen "Gespenster" von Wojciech Marczewski und "Strachy" (Die Ängste) von Stanisław Lenartowicz. Es gibt auch ein Kleid aus der Serie "Z biegiem lat, z biegiem dni" (Die Jahre vergehen, die Tage vergehen) von Andrzej Wajda, entworfen von Krystyna Zachwatowicz (im Privatleben Ehefrau des Regisseurs).
Kostüme und Skandale
Mit jedem Kostüm verbindet sich eine interessante Geschichte. Manche sind lustig (Zbyszek Cybulski hasste historische Kostüme, der Schauspielerin Beata Tyszkiewicz wurde in der "Puppe" das schöne Dekolletee und der Busen besonders hervorgehoben), andere eher dramatisch. Besonders, wenn sich die Filmemacher ohne Rücksicht auf ihre Karriere für die Rettung echter Kunstwerke einsetzten, wie etwa im Fall von "Der silberne Planet". Die Produktion des Werks von Andrzej Żuławski wurde 1977 durch ein Dekret des Vizeministers für Kunst und Kultur Janusz Wilhelmi unterbrochen, da man es für aufrührerisch hielt. Die Kostüme sollten zerstört werden, glücklicherweise wurden jedoch viele von ihnen aufbewahrt. Heute gehören sie zu den Schmuckstücken der Sammlung von CeTA, bilden aber zugleich die größte Herausforderung für Kostümbildnerinnen, die sie restaurieren. – „Die Maßnahme erforderte viel Arbeit, denn die Kostüme wurden aus Stoffen angefertigt, die man normalerweise nicht für Kleidungstücke verwendet, z.B. aus Rosshaar, technischen Stoffen wie Isolierungsgewebe für Rohre“ - zählt Maria Duffek auf und fügt hinzu, dass das Resultat einfach großartig ist, da die Stoffe bunt gefärbt waren. Heute sorgen sie sogar bei Fachleuten aus der Branche für Bewunderung.
Wie macht man ein Kostüm für ein Schwarz-Weiß-Film
Die Zuschauer werden vielleicht die wunderbaren Kostüme des genialen Bühnen- und Kostümbildnerpaares aus Kraków Lidia und Jerzy Skarżyński wiedererkennen (sie lieferten Entwürfe für die Filme " Puppe" und "Handschrift von Saragossa"). Speziell im Fall der " Handschrift" mussten sie bei der Anfertigung der Zeichnungen daran denken, dass es ein Schwarz-Weiß-Film sein wird. – „Sie verwendeten keine Farben, wohl wissend, dass die Sättigung der Grautöne und die Farbe Schwarz hier eine Rolle spielen werden, deshalb z.B. die Farbe Bordeaux, die auf der Leinwand wie dunkelgrau bzw. fast schwarz aussah“ - betont Maria Duffek.
Waren die Stoffe für die Produktion von bester Qualität? Nicht unbedingt. – „Im Film erweisen sich oft weniger die qualitativ hohen Designerstoffe als geeignet, viel mehr aber ganz andere Sachen, sogar billige, die allerdings ebenso interessant, beinahe exklusiv aussehen werden. Diese richtig anzupassen ist ein sorgsam gehütetes Geheimnis des Kostümbildnerberufes“ - verrät Maria Duffek.
Jacke von Zbyszek, Hemd von Kargul
Streng gehütet werden jetzt auch einige Kostüme, denn für die Filmfans sind sie fast wie Reliquien. Insbesondere die Militärjacke von Zbyszek Cybulski aus "Asche und Diamant" von Wajda, oder die Schürze mit Farbflecken, die der Schauspieler im Film "Giuseppe in Warschau" von Stanisław Lenartowicz trug (er malte Kleopatras und Maria Magdalenas). Für Fans von Grażyna Szapołowska ist es der sexy Morgenmantel aus dem Film "Der große Spieler" und das ebenso reizvolle himbeerfarbene Kleid von Dorota Pomykała (aus der Szene mit Jane Nowicki). – „Wir haben den Schnitt geknackt, man kann ihn nachmachen“ - lacht Maria Duffek. Und freut sich auch, dass u.a. die Kostüme von Kargul, Pawlak, Anielcia und Mania aus der berühmten "Zaunszene" in "Wir sind doch Freunde" von Sylwester Chęciński wieder gefunden wurden, erhalten geblieben sind auch die Uniformen von Kloss und Bruner aus "Sekunden entscheiden". Elegant und für besonders stattliche Schauspieler geschneidert (Stanisław Mikulski und Emil Karewicz). Heute lässt sich der Wert von jedem Kostüm nicht nur in Geld messen. Es ist vor allem der sentimentale Wert. Unbezahlbar.