Nach dem geltenden polnischen Arbeitsgesetzbuch soll eine Person, die auf der Grundlage eines Arbeitsvertrags in Vollzeit beschäftigt ist, 8 Stunden pro Tag und durchschnittlich 40 Stunden in einer durchschnittlichen Fünf-Tage-Woche mit einer Abrechnungsperiode von höchstens 4 Monaten leisten.
Abweichungen in dieser Hinsicht ergeben sich, wenn bei einem bestimmten Arbeitgeber andere Arbeitszeitsysteme und -pläne gelten, die eine Variante des Basissystems darstellen.
Obwohl die Vier-Tage-Woche noch immer nicht als Standard angesehen wird, hat sich die Marketingagentur LTB aus Wrocław für die Einführung eines solchen Systems entschieden.
Bartosz Jaworski, CEO von LTB: „In unserer Branche geht es vor allem um Kreativität und Effizienz. Deshalb liegt uns viel daran, dass das Team, das uns zur Verfügung steht, die bestmöglichen Arbeitsbedingungen vorfindet.“
Weniger Krankenstand, mehr Produktivität
Die Einführung der Vier-Tage-Woche in den LTB erfolgt allerdings schrittweise.
Bartosz Jaworski: „Als wir uns für einen solchen Schritt entschieden, wollten wir ihn nicht von heute auf morgen machen. Es durfte auch keine Einschränkungen geben, die gegen das Arbeitsgesetz verstoßen oder das Team demotivieren könnten.“
Fast ein Jahr lang arbeitete das Unternehmen 35 Stunden pro Woche. Wie sich herausstellte, hatte dies keine negativen Auswirkungen auf die Arbeit, ganz im Gegenteil. Der Krankenstand ging im Vergleich zum gleichen Zeitraum um 23 % zurück, während die Zahl der ausgeführten Aufträge um 11 % zunahm.
Vier-Tage-Arbeitswoche dauerhaft
Wie es sich herausstellte, sind die verkürzten Arbeitszeiten auch für die Bewerber von großem Interesse, die sich für eine Stelle bei LTB interessieren.
Bartosz Jaworski: „Wir bemerken die Auswirkungen der Einführung dieses Systems nicht nur auf den Betrieb, sondern auch auf den Personalaspekt, die Teambildung und die Wahrnehmung von LTB als modernes Unternehmen, was sich für unsere Geschäftstätigkeit als positiv erweist.“
Interne Tests haben gezeigt, dass das Unternehmen noch einen Schritt weiter gehen kann. Deshalb soll ab Mitte des Jahres eine Vier-Tage-Woche eingeführt werden. Bis dahin sind noch einige organisatorische und strukturelle Änderungen erforderlich. Dennoch bedeutet diese Information für die Beschäftigten des Unternehmens, dass sie im Laufe des Jahres einschließlich ihres Urlaubs rund 80 Tage frei haben werden.
Kürzere Wochenarbeitszeit seit 7 Jahren
Die PR-Agentur POiNTB wiederum hat ihre Arbeitszeit bereits vor sieben Jahren auf sechs Stunden pro Tag reduziert. Laut Karolina Krasuska, Account Director dieser Agentur, funktioniert dieses Modell mittlerweile nicht nur immer noch perfekt, sondern wurde vollständig in das Homeoffice-Modus eingeführt. Ihrer Meinung nach ist diese Kombination eine Antwort auf die wachsenden Bedürfnisse des Teams und die sich dynamisch verändernde Arbeitswelt.
Karolina Krasuska: „Damit es funktioniert, muss man es optimieren. Deshalb verbessern wir ständig die Spezifika unserer Arbeit, indem wir innovative Anwendungen, Programme und KI-Tools einsetzen, die den Ablauf von Projekten deutlich verbessern. Sie ermöglichen eine nahtlose Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen den Teams, unabhängig von ihrem physischen Standort.“
Weniger Prokrastination, mehr Produktivität
Laut der Geschäftsführerin von POiNTB helfen KI-Chatbots und KI-fähige Tools dabei, Routineaufgaben zu automatisieren, so dass sich die Agenturmitarbeiter auf die eher strategischen und kreativen Aspekte ihrer Arbeit konzentrieren können.
Karolina Krasuska: „Im Lauf der Jahre hat unsere Erfahrung gezeigt, dass die Vorteile für die Mitarbeiter und die Effizienzsteigerungen unsere Erwartungen übertroffen haben.“
Laut Karolina Krasuska berichten die Mitarbeiter von einem besseren Wohlbefinden und einer größeren Arbeitszufriedenheit, sie fühlen sich weniger überlastet und können besser mit Stress umgehen, außerdem der kürzere Arbeitstag hat das gesamte Team dazu veranlasst, Projekte konzentrierter und effizienter durchzuführen.
Karolina Krasuska: „Die Verkürzung der Arbeitszeit motiviert zu einer besseren Aufgabenbewältigung und minimiert die Prokrastination, was zu einer höheren Produktivität in kürzerer Zeit führt.“
(Als Prokrastination wird die Neigung bezeichnet, verschiedene Tätigkeiten aufzuschieben - Anm. d. Red.).
Wird es Änderungen im Arbeitsrecht geben?
Die Ergebnisse von Pilotprogrammen und die Erfahrungen von Ländern, die ihre Gesetze geändert haben, zeigen, dass die Einführung einer 4-Tage-Woche in Polen nur eine Frage der Zeit ist. Das Arbeitsgesetzbuch lässt inzwischen eine solche Lösung bereits zu, die angekündigte Gesetzesänderung wird dabei dazu führen, dass das, was derzeit nur einigen wenigen Außerwählten zur Verfügung steht, bald zur Norm für alle wird.
Ebenfalls für eine Gesetzesänderung zur Verkürzung der Wochenarbeitszeit auf 4 Tage sprach sich die Ministerin für Familie, Arbeit und Sozialpolitik, Agnieszka Dziemianowicz-Bąk, aus. Ihrer Meinung nach wäre es organisatorisch einfacher, die Wochenarbeitszeit um einen Tag zu verkürzen, als den Arbeitstag auf 7 Stunden zu reduzieren, was ebenfalls in Erwägung gezogen wird.
