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„Hauptsache modisch. Die Mode in der Volksrepublik Polen” im Nationalmuseum [FOTOS, VIDEO]

Prachtvolle Kleider, elegante Kopfbedeckungen, schöne Taschen und Kunstwerke der Schuhmode - die in der Ausstellung des Nationalmuseums präsentierte Mode der Volksrepublik Polen lässt sich kaum mit der schlichten sozialistischen Realität verbinden. So kleideten sich die Frauen aus den Eliten der Volksrepublik und nicht die einfachen Polinnen.

Exzellente Kennerinnen der Modegeschichte - Małgorzata Możdżyńska-Nawotka aus dem Nationalmuseum in Wroclaw und Joanna Regina Kowalska aus dem Nationalmuseum in Kraków haben eine Ausstellung vorbereitet, die einfach bezaubernd ist. Diese Kleider, Mäntel, Kostüme, Blazer, Sakkos, Jacken und Einteiler konnte man auf den Straßen der polnischen Städte nur selten erblicken. Es waren Träume, die sich die Frauen angesichts des allgegenwärtigen Mangels zu erfüllen versuchten. Und das war keinesfalls einfach – die Frau musste den Stoff irgendwie beschaffen, eine gute Schneiderin haben, bzw. selbst nähen können und natürlich eine Nähmaschine besitzen.

Die Mode war klassenabhängig – die Eliten kleideten sich nach den neusten Pariser Trends, die Normalsterblichen waren indes auf ihr „Kombinieren“ und Ideenreichtum angewiesen, Eigenschaften, die man heute als Kreativität bezeichnet. In der Ausstellung, die gemeinsam von den Nationalmuseen in Kraków und Wroclaw vorbereitet wurde, können wir die Geschichte der Mode in der Volksrepublik Polen seit dem Ende des 2. Weltkriegs bis zum Fall des Sozialismus 1989 verfolgen.

Bluse aus Fallschirmseide

- „Direkt nach dem Krieg war die damalige Mode sehr stark von der II RP der Vorkriegszeit beeinflusst und paradoxerweise entstand dabei als Antwort auf die schwere Kriegszeit der Stil New Look von Christian Dior. Der Designer bot damit eine völlig neue Silhouette – einen kleinen, eng anliegenden Blazer und passend dazu einen breiten Glockenrock. Während des Krieges kam es niemanden in den Sinn, so viel Stoff zu verschwenden! In Polen wurde dieser Stil zwar von der Propaganda heftig kritisiert, doch es gab genügend Modebewusste, die sich von den Pariser Neuheiten begeistern ließen.

Und wie kam die Straße damit um? In der Ausstellung sehen wir, wie die Frauen die Fallschirmseide recycelten – sie nähten daraus Kleider und aus den auf Seide gedruckten Luftfahrtfluchtkarten wurden Blusen angefertigt. Sogar die Seile der Fallschirme eigneten sich sehr gut, um daraus einen Jacquardpullover zu stricken. Aus Morgenmänteln aus den UNRRA-Paketen entstand ein schwarzes, mit Blumen bemaltes Abendkleid

In Jahren der "kleinen Stabilität" während der Regierungszeit von Gomułka wurden Kreationen für große Auftritte immer noch von der Schneiderin angefertigt, diese Epoche steht allerdings auch für die Geburt des Minirocks, der sich bei den Polinnen schnell etablierte. Erst die Gierek-Zeit brachte die Entwicklung der staatlichen Bekleidungsbetriebe, die ihre eigenen Designer beschäftigten. Grażyna Hase, Jerzy Antkowiak, Barbara Hoff – diese Namen bringen wir mit der Mode der damaligen Zeit in Verbindung. Es waren Zeiten der Massenproduktion, allerdings auch der Manifestation der Individualität – es reicht nur ein Blick auf die Kreationen von Maryla Rodowicz, die in der Ausstellung gezeigt werden.

Die Kollektionen von Moda Polska, Cora, Telimena und Dana sorgten mit ihrem exzellenten Design für Begeisterung. Nur leider waren sie für die durchschnittliche Polin meistens unerschwinglich. Sie konnte sie sich nicht leisten und außerdem waren die meisten Kollektionen für den Export bestimmt. In die Läden kamen nur aussortierte Reste. Teuer waren auch die wunderschönen handbemalten Seidenkleider aus Milanówek, die heute als einzigartige Kunstobjekte gelten.

Die Unerreichbarkeit der Modelle war typisch für die damalige Epoche. Der Mangel lässt sich kaum durch das sog. "haute couture" erklären, denn die Kleidungsstücke wurden doch mit staatlichem Geld finanziert. Wir können nur noch träumen, wenn wir die auf internationalen Messen preisgekrönten Kleider aus weichem Leder oder kunstvoll bestickte Tuniken betrachten. Prachtvolle Muster, exzellente Designer, wenn ihre Werke für jeden erschwinglich wären, wären wir wohl das bestbekleidete Volk in diesem Teil Europas geworden. Mit der Popularisierung der Mode beschäftigte sich in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts Barbara Hoff, die Schöpferin der polenweit ersten Marke pret-a-porter. In der Ausstellung sehen wir die "Kleinen Schwarzen" und Einteiler, wegen der Kundinen aus ganz Polen in die Einkaufsgalerie Centrum in Warszawa strömten. Nicht fehlen dürfen natürlich die handgestrickten Pullover und Kleider, die – möglicherweise sogar aus der Not – damals so modern waren.

Schuhe zum Wegfliegen

Die Mode umfasst auch Accessoires. In der Volksrepublik Polen gab es jede Menge gute Designer und Handwerker. Brunon Kamiński entwarf in den 50er Jahren echte Kunstwerke, wie etwa die in der Ausstellung gezeigten Schuhe in Flugzeugform oder High Heels, die speziell anlässlich des 20. Jubiläums der Volksrepublik Polen entworfen wurden. Für die Flugzeugschuhe wurde er auf der Internationalen Shuhmesse in München mit einem Preis ausgezeichnet.

- "Die zweite – nach der Show in Kraków – Station der Ausstellung "Hauptsache modisch" bildet einen Versuch, die Mode als einen Bereich der Kreation und Kreativität ihrer Schöpfer zu betrachten“ - sagt Małgorzata Możdżyńska-Nawotka. – "Wir zeigen nicht die Mode der Straße sondern das, was die modebewussten Frauen Polens inspirierte."

Ein eigenständiges Thema in der Ausstellung bilden die Hochzeitskleider, die den Wandel in der Frauenfigur seit der Nachkriegszeit bis in die 80er Jahre veranschaulichen. Wir sehen außerdem einen originellen Film von Ryszard Horowitz, der während einer Modeshow von Barbara Hoff 1988 aufgenommen wurde.

Die Ausstellung "Hauptsache modisch. Die Mode in der Volksrepublik Polen" kann im Dachgeschoss des Nationalmuseums Wroclaw vom 17. Mai bis 28. August besucht werden.

Die Ausstellung begleitet ein Katalog, der in Form einer Modezeitschrift gestaltet wurde.

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