Die Leidenschaft Michał Lepichs reicht in die Zeit zurück, als er in den Niederlanden lebte und arbeitete. Er mietete sich damals mit einer Gruppe von jungen Leuten eine Wohnung. Manchmal musste man etwas kochen. "Alles begann mit der Verbesserung der Backrezepte des allgemein bekannten Doktors O," erzählt Michał. "Das lief sogar ganz gut. Von da war der Weg zum Brot schon sehr kurz."
Robin Hood aus Sępolno
Michał, für Freunde "Mike", redet seine Fähigkeiten klein. Er sagt, man brauche nur Mehr, Hefe, Wasser, Salz und Sauerteig, um Brot zu backen. Jedoch, wie es sich herausstellt, seine Phantasie in dieser Materie hat keine Grenzen. Michał, der nach seinem Studium in Ingenieurwissenschaften und Psychologie in der IT-Branche tätig ist, kann fast jede Brotsorte backen. Er hat das Backen niemals professionell gelernt, besuchte jedoch mal in Sherwood einen Kurs in Brotbacken. Nach der Rückkehr verteilte er wie Robin Hood seine Backwaren an Freude in der ganzen Stadt.
"Ich backe Roggenbrot auf Sauerteig mit getrockneten Tomaten, Weißbrot mit Wallnüssen, Weizenbrot mit gerösteten Sesamkörnern, Sonnenblumen, Leinsamen, dunkles Brot mit Trockenpflaumen," zählt er auf. "Ich nehme frische Kräuter, Rostzwiebel, Oliven, Rosinen, Schwarzkümmel, Kürbiskörner. Im Prinzip kann man für das Brot unterschiedlichste Zusätze nehmen. Das Schwierige ist, den passenden Geschmack zu bekommen. Meine Neugier wird durch ein Weißbrötchen mit bunten Zusätzen geweckt. "Brioche mit Lachs und grünen Oliven," erklärt gleich "Mike". "Magst du mal probieren?" Die Brioche ist lecker: der leicht süße Teiggeschmack wird durch den salzigen Lachs und Oliven gebrochen.
Kneipe mit Brot
Michałs Familie stammt aus den Bergen, aufgewachsen ist der in der Nähe von St. Annaberg (Góra św. Anny). Er entschied sich jedoch in Wrocław zu leben. Brot bäckt er seit vier Jahren. Für das Backen verwendet er einen speziellen Schamottstein, auf dem er den Teig legt. Im Internet hat er spezielle Zellstoffformen bestellt. "Ich experimentiere," erzählt er. "Ich besuche ausländische Internetforen, lerne Menschen in Gesprächsgruppen aus Brasilien, USA, Peru kennen. Wir tauschen Ideen aus."
Er hat die ersten Erfolge hinter sich. Er konnte bereits mehrere Dutzend Brotlaibe verkaufen. Vorerst verschenkt er meistens seine Backwaren an Freunde, Nachbarn, Bekannte. "Es macht Spaß, nach Rezepten zu suchen, zu backen, die Leute probieren zu lassen," sagt er. "Als Belohnung bekommt man einen Anruf oder sms mit der Bitte um mehr."
Als sich herausgestellt hat, dass eine Nachbarin eigene Wurst macht, begannen sie zu tauschen. Backwaren für frische Pastete oder Wurst. "Mike" kann nicht nur Brot backen, sondern auch diverse Süßwaren. Er macht Pizza, Tarten, Pasten. Er träumt von der eigenen Kneipe mit Brot als Leitmotiv. "In Polen ändert sich jetzt vieles," meint er. "Die Menschen haben genug von den fertigen, nicht wirklich natürlichen Produkten. Sie kehren zu den Quellen zurück und wollen das Essen von Anfang an vorbereiten, aus frischen und geprüften Zutaten. Das Kochen wird zur bewussten Entscheidung für ein besseres Leben."
