- „Es ist für mich eine große Ehre, dass ich hier sein kann und eine Erinnerungstafel bekomme“ - sagte John Eliot Gardiner vor dem letzten Konzert des 51. Festivals Wratislavia Cantans. Der Maestro erinnerte an seine Besuche in Wroclaw, vor allem an den allerersten in den 70er Jahren. – „Wir fuhren aus Warszawa mit einem Bus, der beinahe auseinanderfiel, waren sehr hungrig und in dem einzigen offenen Restaurant gab es in der Karte nur Schweinsfüße, was ein gewisses Problem darstellte, weil in meiner Band mehrere Vegetarier waren“ – erzählte er. Er gab außerdem zu, dass er während des Spaziergangs durch Wroclaw spürte, dass er diesen Ort gut zu kennen scheint. Als er seinen Eltern davon erzählte erfuhr er, dass dies kein Zufall sei, denn seine Urgroßmuter war in dieser Stadt geboren.
Eine Kindheit unter Bachs Blick
Mit Wroclaw und der Familie Gardiner ist auch eine andere Geschichte verbunden, die des berühmtesten Bildnisses von Johann Sebastian Bach, das von Elias Gottlieb Haussmann gemalt wurde. Das Werk befand sich im Besitz eines jüdischen Sammlers aus Breslau, Walter Jenke, der bei seiner Flucht aus der Stadt in den 30er Jahren das Konterfei des Komponisten mit nach England nahm und es dem Vater von John Eliot Gardiner schenkte. John Eliot bemerkte, dass er unter Bachs Blick groß geworden ist, bevor das Bild nach Leipzig zurückkehrte (Der Maestro war bei der feierlichen Bildübergabe anwesend). – „Dank dem Besuch in Wroclaw konnte ich meine Kontakte mit der Stadt, Johann Sebastian Bach und der Familie auffrischen“ – bemerkte der exzellente Dirigent.
Allee der Stars vor dem NFM
Die Tafel mit dem Autogramm von John Eliot Gardiner und dem Datum seines Konzerts (18.09.2016) ist mittlerweile die dritte, die auf dem Platz Wolności vor dem Eingang zum Nationalen Musikforum eingemauert wurde. Die ersten waren die Tafel für den in Wroclaw geborenen Dirigenten Christoph Eschenbach und für Stanisław Skrowaczewski, einen Dirigenten, der den Posten des Chefs des Philharmonieorchesters in Wroclaw der Nachkriegszeit innehatte.
