Bei 42 Proz. der Nutzflächen in der Stadt handelt es sich um landwirtschaftliche Flächen, wo es die Bienen schon seit Langem gab und dort ändert sich nichts. Der Beschluss – Änderungen bezüglich der Reinigungsordnung, die Ende Juli in Kraft getreten sind, gilt für Wohngebiete.
Biene nicht schlimmer als Huhn
Bisher durfte man nämlich innerhalb der Stadtgrenzen von Wroclaw in den Wohngebieten keine Bienen halten, sondern Nutztiere wie Geflügel, Kaninchen oder Pferde – für Freizeitaktivitäten. Die städtischen Bienenzüchter waren also im Verborgenen tätig. Eventuell konnte man – mit Erlaubnis des Vereinsvorstandes – Bienenstöcke im Schrebergarten aufstellen.
Jetzt kann man dem Beschluss zufolge nicht nur Hühner oder Kaninchen sondern auch Honigbienen züchten (die Biene gilt auch als Zuchttier).
Was bedeutet das? Dass man sogar in der Innenstadt, nicht nur im Garten sondern auch auf dem Dach des Wohnhauses oder auf der Terrasse einen Bienenstock aufstellen und die Vorzüge der Bienenzüchtung entdecken kann. Allerdings wird es nicht überall möglich sein - der zukünftige Imker muss den Bienenstöck/die Stöcke so aufstellen, dass der gesetzlich erforderliche Abstand gewährleistet wird und dass sie Zucht die Umgebung nicht belästigt.
Wo und wie soll man den Bienenstock aufstellen?
Das Gesetz (Kapitel 6. des Gesetzes, Pkt. 2) sieht vor, dass die Stöcke mindestens 10 m von der Grundstückgrenze und mindestens 30 m von den Gebäuden auf anderen Grundstücken aufgestellt werden dürfen. Die Abstände können sich verringen, wenn die Eigentümer der Nachbargrundstücke damit einverstanden sind.
Bei der Aufstellung (Pkt. 3) der Stöcke auf den Gebäudedächern, ist ein Abstand von mindestens 10 m von Fensteröffnungen auf der Ebene und oberhalb der Ebene der Aufstellung der Bienenstöcke erforderlich, wobei in diesem Fall die im Pkt. 2 vorgesehenen Einschränkungen nicht angewendet werden.
Eine andere Sache ist die Belästigung. – „Das ist eine Frage des nachbarschaftlichen Dialogs“ - meint Marcin Lisiecki vom Referat für Umwelt und Landwirtschaft der Stadtverwaltung Wroclaw. – „Wir hatten mal eine Beschwerde gegen einen Herren, der auf seinem Balkon im Stadtteil Krzyki Bienen hielt. Er hatte drei Stöcke, doch beschwert haben sich nicht die Nachbarn sondern seine Frau. Heute müsste ich lange überlegen, was ich mit diesem Fall machen würde, vor allem wenn er die Stöcke im vorgesehenen Abstand hielte“- gibt Marcin Lisiecki zu.
Er fügt hinzu, dass das Gesetz keine ausführlichen Beschreibungen bezüglich anderer, nicht genannter Probleme enthält, diverse Einträge bezüglich der Züchtung enthält jedoch das Gesetz über Ordnungswidrigkeiten und im Buch der guten Praktiken der Imkerbranche.
Die Imker freuen sich, doch...
Seine Freude über das Gesetz, das die Bienenzüchtung in Wohngebieten erlaubt, zeigt offenkundig Marcin Musiałczyk, ein Imker aus Wroclaw und Ideengeber der Kampagne "Rettet die Bienen!". – „Es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Es freuen sich vor allem diejenigen, die bisher ihre Stöcke versteckt haben, weil sie in der Stadt illegal waren und es gibt mehrere solche Menschen“- sagt er. Er warnt allerdings vor voreiliger Aufstellung der Stöcke“. – Mit der Züchtung hat man viel Arbeit, es ist eine Beschäftigung für leidenschaftliche Imker. Es reicht nicht, einen Stock aufzustellen, der nach Holz riecht. Man muss die Bienen kaufen und dann ein Mal in der Woche vorbeikommen und nachsehen, wie es ihnen geht, den Honig schleudern“- zählt er auf. Man muss auch wissen, wo man die Stöcke aufstellen soll, damit die Bienen genug Nahrung haben. Gut, wenn sie in der Nähe der Schrebergärten stehen, wo es eine große Vielfalt an Pflanzen und Unkraut gibt, oder Parks. Und damit sieht es in Wroclaw nicht so schlecht aus.
- „Am besten sollte man aber die Bienestöcke am Stadtrand aufstellen“ – fügt er hinzu. Den potentiellen städtischen Bienenzüchtern rät er, ein Kurzpraktikum bei einem professionellen Imker zu machen, wenigstens einige Treffen.
Marcin Musiałczyk beruhigt auch all die, die Angst davor haben, von den Nachbarsbienen gestochen zu werden. – „Die Bienen heutzutage sind aufgrund der langjährigen Kreuzzüchtungen im Vergleich zu den früheren Bienen sehr zahm geworden. Wenn man sie in Ruhe läst und z.B. nicht auf sie tritt, werden sie uns nicht stechen.
Um Bienen zu schützen, muss man natürlich nicht unbedingt Bienenzüchter sein und Stöcke aufstellen. Man kann im Vorgarten oder auf dem Balkon im Mehrfamilienhaus honigreiche Pflanzen züchten, die Bienen und andere bestäubende Insekten anlocken. Sehen Sie, welche Pflanzen man einpflanzen soll, um zu helfen. Man kann auch Insektenhotels für wilde Bienen (z.B. Mauerbienen) oder Hummel aufstellen, in denen sie überwintern können.
